Tier und Natur Die scheuen Osterhasen vom Hardtberg

Duisdorf/Lengsdorf/Röttgen · Jagdpächter Lutz Schorn kennt sich aus mit dem Verhalten von Meister Lampe, der immer auf der Hut vor Füchsen und am liebsten im Dunkeln unterwegs ist.

 Ein Feldhase schaut aus einem jungen Getreidefeld im Oderbruch nahe Neuranft (Brandenburg).

Ein Feldhase schaut aus einem jungen Getreidefeld im Oderbruch nahe Neuranft (Brandenburg).

Foto: dpa

Der Osterhase hat es wirklich nicht leicht. Er gilt als menschenscheu, und muss sich deshalb gut überlegen, wie er den Kindern die Eier ins Nest legt, damit die nichts bemerken. Doch auch unterwegs auf den Wiesen ist er oft nicht sicher, weil ihm viele ans Fell wollen. Da heißt es, die Löffel spitzen und zur Not die Läufe in die Pfoten nehmen.

Doch ansonsten fühlen sich die Tiere im Stadtbezirk Hardtberg recht wohl. Es sind – psst, Geheimnis – eine Menge, denn wie sollen sie sonst die ganzen Eier verteilt bekommen? Jagdpächter Lutz Schorn beobachtet in seinem Revier Lengsdorf, Ückesdorf bis hin nach Röttgen vor allem Feldhasen. Es gibt ja auch genug Felder. Kollegen sind die Waldhasen im Kottenforst. „Zoologisch bestehen keine Unterschiede“, sagt der Duisdorfer. Die halten sich allerdings vor allem auf den Wiesen zwischen den Bäumen auf.

Der Osterhase ist schlau, weiß ganz genau, wo die Wege sind und hält sich davon fern. Deshalb bekommen Spaziergänger ihn gar nicht so oft zu Gesicht. Doch wehe, es läuft mal jemand querfeldein: Dann hauen die Tiere ganz schnell ab. Da kommt auch schon das nächste Problem: Der Lebensraum der Hasen wird immer weiter eingeschränkt – durch die vielen Erholungssuchenden (vor allem, wenn sie sich in der Natur nicht an die Regeln halten) und die fortschreitende Bebauung.

So ist das Derletal praktisch hasenfrei, weil überlaufen. Die eher landwirtschaftlichen Flächen der Lengsdorfer Müllerheck und des Katzenlochbachtals sowie die Fläche zwischen Konrad-Adenauer-Damm, Reichsstraße und der Autobahn 565 ist dem Mümmelmann da schon lieber.

Aber auch da muss er sich vor Greifvögeln, Krähen, Mardern und dem Fuchs hüten. Letzterer freut sich aber heute wie ein Schneekönig, auch wenn es mal weniger Hasen gibt. Er bedient sich einfach an den Abfällen in Mülltonnen.

„In der normalen Natur würde sich das regeln, aber der Fuchs hat Alternativen“, sagt Schorn. Es bestehe ein Ungleichgewicht. Die jungen Hasen müssen sich, wenn sie bei ihren Erkundungstouren einen neuen Lebensraum suchen, vor allem vor den Autos hüten, damit sie nicht auf der Strecke bleiben. Auch die modernen Maschinen der Landwirtschaft können ihnen zum Verhängnis werden. Denn die Kleinen können einfach noch nicht so schnell rennen und ducken sich dann als Tarneffekt, so Schorn. Bisweilen ein verhängnisvoller Fehler.

Die Menschen laufen manchmal dicht an Hasen vorbei und sehen sie nicht. Denn die Tiere haben keinen Bau wie Kaninchen, sondern eine sogenannte Sasse, eine Mulde, in die sie sich graben. Das sieht dann ebenerdig aus. Bei Tag lassen sich die Tiere bisweilen schon auf großen Wiesen beobachten. „Stadtnah werden sie erst abends aktiv“, sagt Schorn.

Doch in diesen Tagen trauen sie sich in die Straßen, um in der Dunkelheit die Osternester zu füllen. Fragt sich nur, wo der Hase die Eier herholt und wie er die bemalt. „Er hat anscheinend eine sehr künstlerische Ader“, sagt Schorn. „Aber das erschließt sich selbst dem Jäger nicht, obwohl der schon viel draußen ist.“ Selbst der Mensch jagt den Hasen. Schorn hat es aber schon lange nicht mehr auf ihn abgesehen. Im Frühjahr und Herbst zählt er die Tiere, blickt nachts mit einem Scheinwerfer über die Wiesen. So sei der Zuwachs in den vergangenen Jahren gering gewesen, sodass die Langohren davonkommen.

Aber manchmal an Weihnachten wird dann auch der Duisdorfer schwach und besorgt sich ein Tier. Das Hasenfleisch schmecke etwas intensiver als Kaninchen, mehr nach Wild. „Ein gespickter Hasenrücken mit Rotweinsoße und Pfifferlingen ist schon was Leckeres.“ Dafür lasse er Rind oder Wildschwein stehen. „Mehr Bio wie das geht nicht. Denn Hasen ernähren sich von Kräutern, Gras, Klee und wildem Kümmel.“

So spricht man auch von der Hasenapotheke, die der Jagdpächter im Bereich des Konrad-Adenauer-Damms und an der Provinzialstraße mit den entsprechend Pflanzen angelegt hat, die den Tieren guttun. Übrigens: Bei Beschwerden sucht der Hase sich sogar die richtigen aus. „Das ist sein Selbstbedienungsladen etwa für ätherische Öle“, sagt Schorn.

Er erklärt den Kindern noch, wie sie leicht den Unterschied zu Kaninchen erkennen können. Der Hase hat wesentlich größere Löffel und als Einziger schwarze Umrandungen. An den Ostertagen trägt er dann noch den gut gefüllten Korb. Wetten?

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