Israelisch-palästinensische Friedensinitiative Die Spirale der Gewalt durchbrechen

BONN · Es war sozusagen eine Krönung des jahrelangen friedensethischen Engagements der Evangelischen Akademie im Rheinland und ihres Studienleiters Jörgen Klußmann: Der seit bereits 20 Jahren bundesweit ausgeschriebene Friedrich-Siegmund-Schultze-Förderpreis der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden wurde in der Akademie an zwei vormalige Kontrahenten im Nahost-Konflikt verliehen: an einen ehemaligen israelischen Besetzungssoldaten und an einen früheren palästinensischen Molotowcocktail-Werfer.

 Friedensförderer und Geehrte bei der Verleihung des Friedrich-Siegmund-Schultze-Preises : Renke Brahms (von links), Itamar Feigenbaum, Yosry Alsallamin, Jörgen Klußmann und Jens Haupt.

Friedensförderer und Geehrte bei der Verleihung des Friedrich-Siegmund-Schultze-Preises : Renke Brahms (von links), Itamar Feigenbaum, Yosry Alsallamin, Jörgen Klußmann und Jens Haupt.

Foto: Ronald Friese

Itamar Feigenbaum und Yosry Alsallamin nahmen die mit 4000 Euro aus Spendengeldern finanzierte Auszeichnung für ihre Organisation "Combatants for Peace" entgegen. "Wir kämpfen beide mit ganzem Herzen für Frieden", nahm der Israeli Feigenbaum Bezug auf den Namen der Initiative.

Die Waffen aus der Hand zu legen und miteinander zu reden und so die anstehenden Probleme zu lösen, das sei der einzige Weg, die Besetzungspolitik endlich zu beenden. Er habe die Entscheidung, hier mitzuarbeiten, erst gefällt, als er Familienvater wurde und die politischen Zusammenhänge verstanden habe, erinnerte sich Feigenbaum.

Problematisch sei natürlich die in seinem Land weit verbreitete dogmatische Sicht, dass Menschen wie er anti-israelisch agierten. "Ich habe als Jugendlicher Steine auf israelische Panzer vor unserer Schule geworfen", sagte Yosry Alsallamin. Er landete im Gefängnis und schloss sich dann der PLO-Organisation seiner Heimat an - bis er durch den Tod seiner Freunde zum Nachdenken kam.

"Auch ich will mich seither nur noch für meine Familie einsetzen, damit wir in Frieden leben können", sagte Alsallamin. Natürlich schlage ihm von seiner Umgebung einiges Misstrauen entgegen. "Aber das Gefühl, dass wir alle leben wollen, müsste doch das Wichtigste sein." Renke Brahms, der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), gratulierte beiden.

Die friedensethische Grundidee der Gruppe stimme sehr mit der Position der EKD überein. "Vorrang vor jeder militärischen Aktion muss die zivile Konfliktbearbeitung haben. Die Mitglieder der "Combatants for Peace" haben beispielhaft die Spirale der Gewalt durchbrochen," betonte Brahms auch vor dem Hintergrund der aktuellen Krise in der Ukraine.

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