Open-Air-Veranstaltungen in Bonn Die Stadt erlaubt bis 22 Uhr zehn Dezibel mehr

BONN · Die Lärmdebatte geht an diesem Wochenende beim Bonn-Fest und dem Kessenicher Herbstmarkt in die nächste Runde. Wie berichtet, hatte der Veranstalter des Poppelsdorfer Straßenfests letzten Samstag die Musik in vorauseilendem Gehorsam derart heruntergedreht, dass das Publikum lauter war als die Livemusik.

"Wir gehen zuversichtlich ins Bonn-Fest", sagt Maike Reinhardt, Geschäftsführerin von City Marketing Bonn. Die Stadt habe dieses Mal sogar bis 22 Uhr zehn Dezibel mehr an Lautstärke auf dem Münsterplatz erlaubt. "Das finde ich sehr entgegenkommend. Wir wollen ja gerade die Abba-Songs am Samstagabend gut hören." Parallel habe sie wieder alle Anwohner freundlich zum Mitfeiern eingeladen, so Reinhardt. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auch dieses Jahr kein Trara bekommen."

Das hofft auch David Deutsch, der am Sonntag den 35. Kessenicher Herbstmarkt organisiert. Man bemühe sich natürlich, bis zum Marktschluss um 18 Uhr die Auflagen genau einzuhalten. "Aber bei drei Rockbands im Programm kann man nicht erwarten, dass das Schlagzeug ganz leise spielt." Eigentlich sei es jedes Jahr so, dass zwei, drei Anwohner schon im Vorfeld von der Stadt forderten, den Ablauf zu kontrollieren, sagt Deutsch. "Für die sind wir schon zu laut, bevor es überhaupt losgeht." Diese Erfahrung habe er auch als Veranstalter des Kessenicher Kneipenfests vor zwei Jahren gemacht. "Die Lärmmotzkis melden sich leider immer."

Profi-Veranstalter Rico Fenoglio sieht auf Anfrage bei Indoor-Events keine Probleme. "Aber auch auf den Schiffen ist diesen Sommer die Beschwerdelage sehr gering. Wir halten uns jedoch durch ein ausgeklügeltes Tonsystem auch an die Richtwerte." Unter vielfach eingeschränkten Bedingungen könne es aber eigentlich keine guten Veranstaltungen geben. Straßenfeste müssten dort gefeiert werden, wo die Menschen lebten. "Sie wollen Musik hören, lachen, reden. Ich würde hier die Menge der Menschen entscheiden lassen. Es findet ja nicht jeden Tag etwas statt." In Deutschland sei das witterungsbedingt ohnehin nur an 20 Wochenenden im Jahr möglich. "Die Stadt Bonn sollte es ruhig auf eine Klage ankommen lassen. Die Androhung der Klage eines einzelnen steht doch in keinem Verhältnis zum Bedürfnis vieler Tausend Mitbürger." Der neue Oberbürgermeister werde hier sicherlich frischen Wind bringen, meint Fenoglio, "dass es wieder etwas lauter wird in Bonn."

Jürgen Harder weiß für seine Veranstaltungen Rhein in Flammen und Rockaue von keinen Beschwerden. "Das liegt aber mit Sicherheit am Standort Rheinaue. Dort ist der nächste Anwohner mindestens 1000 Meter entfernt, bei jedem Straßenfest sind es meist nur zehn Meter." Die erlaubte Dezibelzahl und Uhrzeiten in Parks, auf Plätzen und Innenstadtstraßen lege das Landes-Immissionsschutzgesetz fest. Wie Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann dem GA mitteilte, sei bei Schützenumzügen die Benutzung von Musikinstrumenten nur gestattet, wenn sich die Lärmquelle bewege und nur kurz an einem Ort bleibe. Zwei Lärmschutzklagen sind laut Hofmann derzeit zu Open-Air-Veranstaltungen gegen die Stadt anhängig: gegen die Reihe "Kunst!Rasen". Und kommt die Klangwelle, die 2014 wegen Anwohnerbeschwerden vom Münsterplatz nach Bad Neuenahr wechselte, zurück nach Bonn? "In Bezug auf die Klangwelle liegt zurzeit keine Anfrage vor", so Hoffmann.

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