Mehr Beschwerden über Bonner Nahverkehr Die Straßenbahnlinie 66 bleibt Problem-Linie

Bonn · Mal kommen sie zu spät, mal gar nicht. Die Beschwerden über Busse und Bahnen in Bonn haben 2018 deutlich zugenommen. Die Linie 66 bleibt die Problem-Linie.

 Ausfall und Verspätungen: Insgesamt 632 Beschwerden fuhr im vergangenen Jahr die Stadtbahnlinie 66 ein. Das waren dreimal mehr Beschwerden als im Jahr zuvor.

Ausfall und Verspätungen: Insgesamt 632 Beschwerden fuhr im vergangenen Jahr die Stadtbahnlinie 66 ein. Das waren dreimal mehr Beschwerden als im Jahr zuvor.

Foto: Benjamin Westhoff

Busse und Bahnen, die zu spät oder gar nicht kommen, sind höchst ärgerlich – nicht nur für Fahrgäste, die pünktlich zur Arbeit oder Schule oder zu einem Termin müssen. Nach wie vor bringt unpünktlicher Nahverkehr in Bonn die Gemüter in Wallung.

Das belegen die von den Stadtwerken (SWB) und der Stadt Bonn ausgewerteten Zahlen zur Fahrgastresonanz 2018. Mit 9228 sogenannten Fahrgasteingaben lag die Zahl der Beschwerden so hoch wie nie zuvor. Mehr als die Hälfte der Klagen – 5331 – gab es wegen Unpünktlichkeit beziehungsweise Ausfällen.

"Im Vergleich zu den Vorjahren ist erneut ein deutlicher Anstieg der Eingaben zu den Kursausfällen festzustellen", heißt es in der städtischen Vorlage für den Planungs- und Verkehrsausschuss, der Mittwoch, 11. September, tagt. Ganz oben auf der Beschwerdeliste steht die Linie 66, die zwischen Bonn, Bad Honnef und Siegburg verkehrt.

Mit 632 Beschwerden stand sie nahezu dreimal häufiger in der Kritik als noch 2017, gefolgt von den Linien 63 mit 250 Beschwerden (2017: 67) und der Linie 16 mit 164 Beschwerden (2017: 153). Die Linie 63 fährt von Bad Godesberg über den Hauptbahnhof nach Tannenbusch und die Linie 16 von Bad Godesberg über Hauptbahnhof und Tannenbusch nach Köln.

Hohe Beschwerdezahl

Gestiegen sind 2018 auch die Beschwerden über Verspätungen und Ausfälle bei den Straßenbahnlinien 61 (Dottendorf-Auerberg) von 53 auf 153 und der Linie 62 (Dottendorf-Oberkassel Süd/Römlinghoven) von 56 auf 145. Angesichts der hohen Beschwerdezahl bei der Linie 66 weisen die SWB daraufhin, dass diese Stadtbahn zu den nachfragestärksten Linien zähle.

Unterm Strich seien vergangenes Jahr bei den Stadtbahnlinien rund 4600 Stunden Fahrleistung nicht erbracht worden. Im Vergleich zu 2017 sei dies ein Anstieg um das Zweieinhalbfache. Bei den Straßenbahnen sieht das Bild noch düsterer aus: Dort waren es rund 3800 Stunden, die ausfielen – mithin dreimal mehr als im Vorjahr.

Insbesondere in der ersten Jahreshälfte 2018 verzeichneten die SWB auch bei den Bussen massive Ausfälle – insgesamt wurden 18.000 Stunden Fahrleistung nicht erbracht. Besonders betroffen: die Linien 603 (Röttgen-Pützchen), 630 (Gronau-Tannenbusch) und 631 (Tannenbusch-Robert-Schuman-Platz). Zu diesen Linien gingen jeweils mehr als 200 Klagen ein.

Wie berichtet, hatten die SWB 2018 insgesamt mit deutlich erhöhten, vor allem krankheitsbedingten Personalausfällen zu kämpfen. Auch hohes Verkehrsaufkommen, Baustellen und Blockaden der Linienfahrzeuge durch den Individualverkehr nennen Stadt und SWB als Gründe für Verspätungen und Ausfälle.

Überfüllte Busse und Bahnen

Beim Thema ÖPNV-Angebot kritisierten Fahrgäste am häufigsten die oftmals übervollen Busse und Bahnen (387 Eingaben; 2017: 296). Rückläufig sind dagegen die Klagen über das Verhalten von Fahrern. Sie sanken von 1753 Eingaben in 2017 auf 1543 im vergangenen Jahr. Die meiste Kritik bezog sich auf Fahrer, die an den Haltestellen nicht auf noch heraneilende Fahrgäste warteten.

Das Fazit: "Die Betriebsqualität des Bonner ÖPNV hat sich im Jahr 2018 in der Gesamtschau negativ entwickelt", gibt die Stadt Bonn in ihrer Stellungnahme freimütig zu. Daher sei es im Sinne "einer nachhaltigen, intelligenten und fortschrittlichen Verkehrsentwicklungsplanung" notwendig, die Verbesserung der Qualität im ÖPNV konsequenter als Ziel zu verfolgen. Allerdings müsse auch im Rahmen von entsprechenden Beschlüssen die konsequente Bereitschaft zum Ausbau und zur Weiterentwicklung des ÖPNV bestehen, um die Zuverlässigkeit und Attraktivität erhöhen zu können, so die Stadtverwaltung an die Adresse der Politik.

In einem Punkt habe man inzwischen kräftig nachgebessert. Waren Anfang 2018 laut SWB-Sprecherin Veronika John 640 Fahrer auf den Bussen und Bahnen unterwegs, seien es inzwischen 710 Fahrer. Im ersten Quartal dieses Jahres habe es 2 583 Fahrgasteingaben gegeben. "1242 Eingaben davon betrafen generell Fragen zum ÖPNV-Angebot; 312 befassten sich mit Verspätungen, 67 mit Verfrühungen und 566 mit Ausfällen", erläuterte John.

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