Haus der Bildung Die versteckte Großbaustelle

BONN · Das Alte Stadthaus am Bottlerplatz sieht von außen aus wie eh und je. Man könnte fast vermuten, es täte sich nichts, wären da nicht der Kran und das Baustellenschild. Erst beim Blick hinter die Fassade zeigt sich, wie viel in den vergangenen Monaten auf der größten Baustelle der Stadt Bonn passiert ist.

 Blick in den Innenhof des Alten Stadthauses: Riesige Sägen zerlegen die alte Zwischendecke. Hier soll eine große, überdachte Lesehalle für die Bibliothek entstehen.

Blick in den Innenhof des Alten Stadthauses: Riesige Sägen zerlegen die alte Zwischendecke. Hier soll eine große, überdachte Lesehalle für die Bibliothek entstehen.

Foto: Barbara Frommann

Ein denkmalgeschütztes Verwaltungsgebäude aus den 1920er Jahren wird zum modernen Haus der Bildung mit Stadtbibliothek und Volkshochschule.

"Der größte Teil des Umbaus findet hier im Altbau statt", erklärte Projektleiter Detmar Kühl beim Besuch auf der Baustelle. 6500 Quadratmeter Nutzfläche hat das Alte Stadthaus, der Anbau nach dem Entwurf von Architekt Alexander Koblitz bietet weitere 500 Quadratmeter.

Wer kurz darüber nachdenkt, was sich im eigenen Keller so stapelt, kann sich vorstellen, was mehr als 60 Jahre Verwaltungstätigkeit in einem Haus dieser Größe hinterlassen. "Wir haben drei Monate lang nur ausgeräumt", berichtete Kühl. Der spektakulärste Fund war Munition, vermutlich aus dem Zweiten Weltkrieg, die sofort der Polizei übergeben wurde.

[kein Linktext vorhanden]Ohnehin findet man im Haus viele historische Spuren: Im Keller steht noch ein Notstromaggregat aus den 20er Jahren. Auf den benachbarten Türen und Wänden sind Beschriftungen zu sehen, die daran erinnern, dass der Keller als Luftschutzraum diente. Ein unterirdischer Gang führt übrigens direkt zum benachbarten Windeckbunker.

Rundgang im Alten Stadthaus
3 Bilder

Rundgang im Alten Stadthaus

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Gleich mehrere Räume sind mit säuberlich aufgestellten Solnhofener Platten gefüllt. Der historische Bodenbelag soll später, wo es geht, wieder eingebaut werden. Zuerst müssen die langen Flure mit einer Trittschall-Isolierung versehen werden. Auch die vielen alten Holztüren wurden ausgebaut: Sie sollen aufgearbeitet und später wieder eingesetzt werden. An etlichen Stellen sind Brand- und Schallschutztüren notwendig, die nach historischem Vorbild neu angefertigt werden.

Die Räume auf den weitläufigen Etagen des Altbaus sind zurzeit ziemlich nackt und staubig. Man kann sich leicht verlaufen, weil alles so gleich aussieht. Tonnenweise Kabel und Wasserleitungen haben die Arbeiter seit Baubeginn im April 2012 rausgeschnitten. Außerdem wurden jede Menge Zwischenwände entfernt.

Wie viel Arbeit der Rückbau macht, kann man zurzeit im Innenhof erleben. Riesige Sägeblätter mit einem Durchmesser von 1,5 Metern fressen sich durch die alte Zwischendecke, während auf den Gerüsten an den Seitenwänden Männer mit Presslufthämmern arbeiten. Später soll hier eine Lesebereich für die Stadtbibliothek eingerichtet werden. Nur sensible Messgeräte zeigen, was sich zurzeit im Keller tut. Spezialisten sind hier damit beschäftigt, den sackenden Untergrund in bis zu acht Metern Tiefe zu verfestigen. "Das Gebäude hebt sich dabei bis zu zwei Millimeter an", erklärte Kühl.

Im April 2014 soll das Haus der Bildung fertig sein. Als Nächstes werden Elektrik, Leitungen, Aufzüge und Sprinkleranlage eingebaut. Draußen, wo früher das Siemenshaus stand, haben die Arbeiten für den Neubau begonnen werden. Aufschlussreich ist, bis unters Dach zu klettern. Hier scheint die Sonne nicht nur durch kleine Herzchen in den Luken, sondern auch durch die porösen Schindeln. "Hier sieht man, wie dringend die Sanierung wurde. Es geht nicht darum, ein Prestigeprojekt zu bauen. Wir hätten sowieso dringend etwas tun müssen", sagte Kühl.

Haus der Bildung:
Im Haus der Bildung am Bottlerplatz arbeiten künftig Stadtbibliothek und Volkshochschule (VHS) unter einem Dach. Ziel ist nicht nur, die beengte Raumsituation beider Einrichtungen zu verbessern. Durch die räumliche Nähe sollen sie enger zusammenarbeiten und gemeinsam ihrem Bildungsauftrag nachkommen. Die Idee entstand schon im Jahr 2005. Streit um den richtigen Standort und die Haushaltssituation der Stadt sorgten dafür, dass der Rat die zügige Umsetzung erst 2009 beschloss.

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