ESG:Verabschiedung von Ausländerreferent John Campbell-Cohen Die Welt immer vor Augen

BONN · Er studierte Germanistik und Philosophie auf Lehramt, aber in den Schuldienst wollte John Campbell-Cohen dann doch nicht gehen. Diese Erkenntnis sei ihm während es Referendariats gekommen, sagt er.

 Abschied nach 33 Jahren in der ESG nimmt John Campbell-Cohen und wird von seinen Schülern in die Mitte genommen.

Abschied nach 33 Jahren in der ESG nimmt John Campbell-Cohen und wird von seinen Schülern in die Mitte genommen.

Foto: Barbara Frommann

"Das war mir unsympathisch." Lehrer wurde der heute 65-Jährige aber dennoch: 33 Jahre lang unterrichtete er für die Evangelische Studierendengemeinde Bonn (ESG) ausländische Studenten in Deutsch.

Damit ist jetzt Schluss: Campbell-Cohen verabschiedete sich mit einer Feier im Wohnheim der ESG in den Ruhestand. An den Job kam er zufällig. Während des Studiums ab 1973 wohnte er in besagtem Wohnheim und engagierte sich. Deshalb trug man nach seinem Abschluss auch ein Angebot an ihn heran: Er könne auf Honorarbasis Seminare für Migranten an der ESG durchführen.

Die hatte gerade Zuschüsse für die Erwachsenenbildung gebilligt, erinnert er sich. "Ich hatte immer schon geliebäugelt mit der Ausländerarbeit", sagt Campbell-Cohen. "Als 1982 die staatlichen Deutschkurse für Asylbewerber abgeschafft wurden, beschloss die ESG, das hier anzubieten." Und er übernahm das. "Immerhin hatte ich gelernt zu unterrichten und spreche mehrere Sprachen", so Campbell-Cohen. In den Jahrzehnten habe er viele Menschen und Kulturen kennengelernt.

"Er sagte immer, ich muss eigentlich nicht verreisen, denn ich hatte die Welt immer vor Augen", erinnert sich ESG-Pfarrer Michael Pues. "Er ist schon eine Adresse gewesen", sagt der Pfarrer über den Ausländerreferenten, zu dessen Aufgaben auch Beratung und Betreuung gehörten. "Jetzt wird sich ein wenig verändern, denn die Stelle wird so nicht mehr besetzt." Einmal in der Woche berät ein Mitarbeiter aus Köln die Asylbewerber, die zur Studierendengemeinde kommen. Deutschkurse wird es nicht mehr geben.

"Ich bin immer sehr glücklich gewesen mit dieser Arbeit", sagt Campbell-Cohen. Er werde aber jetzt erst einmal Abstand halten, nicht mehr Ansprechpartner sein. "Die ESG muss jetzt einen Neuanfang machen." Aber Deutschunterricht werde er weiter geben, in Bad Honnef, wo er wohnt. Dort kümmert er sich ehrenamtlich um Flüchtlinge, die im Asylverfahren sind.

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