Flüchtlingsserie: Prognosen „Die Wirkung auf die Nettozuwanderung bleibt abzuwarten“

Bonn · Der Bedarf an Wohnraum ist Experten zufolge eine der größten Herausforderungen für die Kommunen.

 Bereits seit Jahrzehnten ist die Bonner Bevölkerungsstruktur im Wandel. Der Anteil an Migranten nimmt kontinuierlich zu.

Bereits seit Jahrzehnten ist die Bonner Bevölkerungsstruktur im Wandel. Der Anteil an Migranten nimmt kontinuierlich zu.

Foto: PA

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen, sagt der Volksmund. Und tatsächlich vermögen derzeit auch die einschlägigen Institute keine verlässliche Angabe darüber zu machen, wie sich der aktuelle Flüchtlingsstrom auf das Leben in den Städten auswirkt. Das haben vorerst Zukunftsforscher übernommen.

Nach Einschätzung des Instituts für Pädagogik und Zukunftsforschung (IPZF) mit Sitz in Würzburg drohe die weitere Integration von Immigranten vor allem den unteren sozialen Schichten aufgebürdet zu werden, da sich neue Zuwanderer in deren Wohnvierteln (und nicht in von der Mittelschicht bewohnten Stadtteilen) ansiedeln würden. Dort würden sie dann als Konkurrenten um preiswerten Wohnraum auftreten.

Eine halbe Million Wohnungen wird benötigt

Laut einer Studie der Universität Freiburg müssten bis 2020 jährlich 494.000 Wohnungen gebaut werden, um die steigende Nachfrage nach Wohnraum zu befriedigen – alleine 174.000 Wohneinheiten pro Jahr nur für Flüchtlinge. Im Jahr 2015 wurden aber nur etwa 300.000 Wohnungen fertiggestellt. Zudem, so das IPZF, würden Flüchtlinge mit schlecht qualifizierten Deutschen und Migranten der zweiten und dritten Generation um Arbeitsplätze konkurrieren, die nur geringe berufliche Qualifikationen voraussetzen. Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit haben gut 70 Prozent der Flüchtlinge keine abgeschlossene Berufsausbildung. Dies trage dazu bei, dass sie lange Zeit auf finanzielle Unterstützung angewiesen sein werden, was wiederum Ressentiments bedienen könnte.

„Trotz der zuletzt hohen Zuwanderungszahlen gehen wir davon aus, dass die Zuwanderung den demografischen Wandel bremst, aber nicht aufhält“, sagt Christian Schlag, Sprecher des Bonner Bundsinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), mit Verweis auf dessen Raumordnungsprognose. „Die Wirkung auf die Nettozuwanderung bleibt abzuwarten“, heißt es weiter. Anders, aber mit ähnlichem Ergebnis, formuliert es das Statistische Landesamt NRW: „Da die Zugewanderten selbst auch dem Alterungsprozess unterliegen, würde dies lediglich eine zeitliche Verschiebung bewirken.“

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