Kriminalstatistik 2014 Die Zahl der Wohnungseinbrüche sinkt

BONN · Das hören die Kollegen im Bonner Polizeipräsidium sicher gerne: Hervorragende Arbeit hätten sie im vorigen Jahr geleistet, sagte ihre Chefin, Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa, gestern mit Blick auf die Kriminalstatistik 2014.

 Die Polizei ermittelt nach einem Einbruch in Friesdorf. Ein Rentner war dort im November mit einer Pistole bedroht worden.

Die Polizei ermittelt nach einem Einbruch in Friesdorf. Ein Rentner war dort im November mit einer Pistole bedroht worden.

Foto: Axel Vogel

In der Tat hörten sich die Eckdaten, die sie den Pressevertretern nannte, durchaus positiv an: Zwar seien die registrierten Straftaten in Bonn und der Region von 46.262 im Jahr 2013 auf 47.637 im Jahr 2014 gestiegen, lägen aber deutlich unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre. Grund für die Steigerung sei vor allem der Anstieg in den Bereichen Schwarzfahren und Fahrraddiebstahl. Bei Letzterem verzeichnet die Polizei für ihren Bereich Bonn, Königswinter, Bad Honnef und den linksrheinischen Kreis eine Zunahme von 2884 (2013) auf 3358 Fälle (2014). Die Aufklärungsquote lag wie 2013 bei knapp fünf Prozent.

Besonders hervor hob die Polizeipräsidentin die rückläufige Zahl der Wohnungseinbrüche um 17,6 Prozentpunkte auf 2232 Delikte im Jahr 2014. Damit läge sie unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre, so die Polizeipräsidentin. Außerdem sei der Anteil der gescheiterten Einbrüche so hoch wie nie: "In 49,1 Prozent der Taten scheiterten die Einbrecher, weil gut gesicherte Fenster und Türen standhielten oder aufmerksame Zeugen schnell reagierten und die Polizei riefen", spielte sie auf die Präventionskampagnen der Polizei an. Die Aufklärungsquote bei den Einbrüchen sei von 13,8 auf 15,4 Prozent gestiegen. "In keinem anderen Bereich haben wir soviel Personal zur Ermittlung."

Eine Zahl, die Brohl-Sowa bei der Pressekonferenz unerwähnt ließ und die der GA erst auf Nachfrage erfuhr, schmälert das von ihr gebotene Gesamtbild: Die Zahl der Betrugsfälle ist drastisch gestiegen - von 7159 auf 8018. Immerhin verzeichnet die Polizei auf diesem Feld aber auch eine Steigerung der Aufklärungsquote von 66,8 auf 77,7 Prozent.

Von einer positiven Entwicklung sprach auch die Leiterin der Direktion Kriminalität, Gerlinde Hewer-Brösch mit Blick auf die Gewaltdelikte: 2014 seien die Fälle von 1527 auf 1485 gesunken; in mehr als zwei Dritteln der Gewaltstraftaten seien Tatverdächtige ermittelt worden. Dennoch lag die Aufklärungsquote mit 68,7 Prozent leicht unter der des Vorjahres (71,3). Besonders erfolgreich waren die Beamten der Mordkommission: Von 15 Fällen von Mord und Totschlag klärten sie 14 auf; bei einem 15. dauern die Ermittlungen wegen des Verdachts des versuchten Totschlags noch an.

Außerdem gingen die Raubdelikte von 564 auf 503 zurück. "Das ist der niedrigste Stand seit sieben Jahren", so Kriminalhauptkommissar Klaus Roost, der mit seinen Kollegen erfolgreich die Ermittlungsgruppe Bandana leitete (siehe Text "Hofgarten-Bande"). Allerdings sank die Aufklärungsquote von rund 56 auf knapp 49 Prozent. Die Zahl der Körperverletzungen blieb mit mehr als 3400 Delikten auf Vorjahresniveau. Dafür konnten die Beamten wie im Vorjahr 86 Prozent der Fälle aufklären.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) bewertete die Zahlen gestern weniger positiv: "Das Kriminalitätsaufkommen befindet sich über die Jahre hinweg auf konstant hohem Niveau", machte Udo Schott von der Bonner GdP klar. Immerhin sei die Aufklärungsquote insgesamt um 2,6 Prozent gestiegen, und das, obwohl sich die Personalprobleme nicht gebessert hätten. Lob für die Kollegen kam auch von Walter Borjans vom Bund Deutscher Kriminalbeamter: "Unter großer Belastung haben sie mehr Einbruchsfälle als 2013 aufgeklärt. Dies ging aber zu Lasten anderer Felder - wie dem des Betrugs zum Beispiel."

Kurz gefragt

Cash-Trapping nennt sich eine Methode, mit der Betrüger Kunden am Geldautomaten prellen. In Bonn häuften sich die Fälle dieser "Bargeldfallen" von September bis Januar. Frank Vallender sprach darüber mit Kriminalhauptkommissar Thomas Lehnert (Foto) von der Ermittlungsgruppe Cash-Trapping.

Ohne Nachahmern Tipps geben zu wollen - wie funktioniert das Cash-Trapping?
Thomas Lehnert: Grob gesagt befestigen Täter mit einem Doppelklebeband eine Teppichleiste am Geldausgabeschacht eines Automaten. Will der Kunde Geld ziehen, bleibt es so hängen, dass der Eindruck entsteht, der Automat habe das Geld nicht ausgespuckt.

Und was macht der ahnungslose Bankkunde dann?
Lehnert: Leider oft das Falsche - er verlässt ratlos die Bank. Das nutzt der Täter und nimmt sich am Automaten das Geld, das dort noch klebt.

Um welche Täter handelte es sich dabei in Bonn?
Lehnert: Von den 93 gemeldeten Fällen konnten wir 70 aufklären, und immer waren die Tatverdächtigen Konsumenten harter Drogen. Allein 61 Fälle gingen auf das Konto von drei Festgenommenen.

Was sollten Kunden tun, wenn sie merken, dass sie Opfer von Cash-Trapping geworden sind?
Lehnert: Auf keinen Fall sich vom Automaten entfernen, sondern - wenn möglich - einen Bankangestellten und auf jeden Fall die Polizei unter 110 alarmieren. Letzteres sollten auch Zeugen tun, die einen Fall von Cash-Trapping bemerken.

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