Prozess in Bonn Dieb oder Mobbingopfer? - Richterin stellt Verfahren ein

BONN · Hat der junge Mann auf der Anklagebank vor der Bonner Jugendrichterin wirklich lange Finger gemacht in dem Supermarkt, in dem er arbeitete? Oder ist er, wie er behauptet, das Opfer einer Geschäftsstrategie, um Mitarbeiter loszuwerden? Fest steht: Der Fall ist nicht zu klären.

Die Richterin stellt das Verfahren ein. Dabei sah nach Aktenlage zunächst alles so klar aus. Denn es gab ein schriftliches Geständnis des heute 20-Jährigen.

Das aber, so erklärten im Prozess der Angeklagte und sein Verteidiger, sei nur unter Druck und Drohungen zustande gekommen. Denn am 25. April 2012 sei der damals 18-Jährige, der in dem Geschäft als Aushilfe arbeitete, ins Filialleiterbüro zitiert worden, wo ihn mehrere Vorgesetzte und ein Detektiv des Diebstahls von Whiskey und Zigaretten bezichtigt hätten.

Vergeblich habe er seine Unschuld beteuert, die Herren hätten behauptet, er sei beim Diebstahl gefilmt worden. Gezeigt aber hätten sie ihm die Aufnahme nicht. Ihm sei mit Polizei gedroht worden und damit, seinen Vater zu informieren. Immer wieder habe man ihm gedroht, wenn er nicht gestehe, komme er ins Gefängnis. Aus Angst, dass sein strenger Vater ihn für einen Dieb halten könnte, habe er das falsche Geständnis geschrieben. Als er dann noch zum Notar musste, wo er Schadensersatzansprüche anerkennen sollte, sei er zu sich gekommen und zum Anwalt gegangen.

Dichtung oder Wahrheit - das war für das Gericht nicht zu erkennen. Zwar wiederholten die Supermarktmitarbeiter als Zeugen ihre Vorwürfe gegen den jungen Mann. Aber Beweise konnten sie nicht vorlegen. Und da auch das angebliche Beweisvideo dem Gericht nicht vorgelegt wurde, stellte die Richterin das Verfahren ein.

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