Blick in die Vergangenheit Diese Erinnerungen haben Bonner Jubilare an ihre Kommunion

Bonn · Wie war es, vor 60 oder 70 Jahren Kommunion zu feiern. Davon berichten dem GA drei Jubilare. Für viele Familien war es nicht leicht, die Feier für diesen besonderen Tag zu stemmen.

 Jubilare der Erstkommunion kommen im Kreuzgang des Bonner Münsters für ein Gruppenfoto mit Stadtdechant Wolfgang Picken zusammen.

Jubilare der Erstkommunion kommen im Kreuzgang des Bonner Münsters für ein Gruppenfoto mit Stadtdechant Wolfgang Picken zusammen.

Foto: Sebastian Flick

Als Alwine Thyssen von der Feier für Jubelkommunikanten im Bonner Münster erfuhr, zögerte sie nicht und fragte bei der Münsterpfarrei an, ob auch sie dabei sein darf. „Stadtdechant Wolfgang Picken antwortete mir sofort und bestätigte, dass alle Jubilare unabhängig vom Ort ihrer Kommunion herzlich eingeladen sind“, berichtet Thyssen. Vor genau 60 Jahren hatte sie ihre erste heilige Kommunion in Kleve am Niederrhein empfangen. 1975 war sie nach Bonn gezogen. Am Donnerstag freute sich Thyssen, mit rund 20 weiteren Jubilaren Erinnerungen an die heilige Kommunion austauschen zu können.

Vor dem Empfang im Kreuzgang des Münster hatte Picken eine festliche Messe in der Münsterbasilika geleitet, bei der sechs Kindern die Kommunion erteilt wurde. Ob sie sich wohl in 50, 60 oder 70 Jahren auch noch so gut an diesen besonderen Tag erinnern werden wie die diesjährigen Jubilare?

Bei Hildegard Wagenrad liegt der Empfang der Erstkommunion sogar schon 75 Jahre zurück. Das besondere Lebensereignis hat sie noch heute als großartigen und ehrwürdigen Tag in bester Erinnerung. Dabei hatte die Jubilarin noch Glück, dass alles reibungslos verlaufen war: „Man durfte am Morgen der Erstkommunion nichts essen und ich wäre während der Messe beinahe zusammengebrochen“, berichtet Wagenrad, die an jenem Morgen nicht nur nichts gegessen, sondern auch nichts getrunken hatte. Umso intensiver hatte sie später die „wunderbare Torte“ genossen. Nur die besten Erinnerungen hat sie auch an ihre Kommunionsfreundin Johanna: „Wir haben noch heute regelmäßig Kontakt“, berichtet Wagenrad. Vergleicht sie die Kommunionen damals und heute, stellt sie fest, dass die Kinder heute viel freier sind, in dem was sie machen dürfen. „Wir mussten damals deutlich zurückhaltener sein und hatten nicht so viel Freiraum“, erinnert sie sich.

Wagenrad war nicht die einzige Jubilarin, deren Kommunion stolze 75 Jahre zurückliegt: Auch Günter Pesch erlebte das besondere Ereignis bereits im Jahr 1948 und erinnert sich noch gut an die Messe in der Stiftskirche. „Die Kommunion erhielten wir nicht am Weißen Sonntag, da es da noch zu kalt war, sondern einige Wochen später an Christi Himmelfahrt. Da waren wir sehr froh drüber, denn wir Jungs mussten kurze Hosen tragen und die Mädchen Kleider“, berichtet Pesch. Seine Familie hatte viel in die Feier investiert und ein zweitägiges Fest organisiert, was in der damaligen Zeit eine große Herausforderung war: „Am Festtag hatten wir endlich mal was zu Essen. Mein Vater hatte für die Familienfeier viel herbeigeschafft“, berichtet Pesch und weiß noch genau, mit welchem Aufwand dies verbunden war: „Mein Vater hatte als Orthopädie-Schumacher-Meister gearbeitet. Die Offiziere bestellten Stiefel nach Maß und zahlten diese mit Zigaretten. Die Zigaretten hatte mein Vater dann in Speisen für das Fest eingetauscht. Viele Bekannte kamen vorbei und gratulierten mir. Sie hatten Hunger und mitbekommen, dass es bei uns etwas zu Essen gibt“, erinnert sich Pesch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort