Karnevalistin tanzt aus der Reihe Diskussion um Schärpe von Bonna Anne-Christin I.

Bonn · Die Karnevalisten diskutieren derzeit die Farbfolge der Schärpe von Anne-Christin I. Einige behaupten, die Bonna trage ihr Accessoire falsch herum.

 Die diesjährige Bonna Anne-Christin I. (Mittrich) trägt die Schärpe aus einem bestimmten Grund anders als ihre Vorgängerinnen.

Die diesjährige Bonna Anne-Christin I. (Mittrich) trägt die Schärpe aus einem bestimmten Grund anders als ihre Vorgängerinnen.

Foto: Barbara Frommann

Was ist denn nur mit der Bonna los? Trägt sie ihre Schärpe falsch herum? Die Kleiderordnung von Anne-Christin I. (Mittrich) ist GA-Leser Guntram Graf zu Solms aufgefallen. Er ist der Meinung, dass die Prinzessin Rot und nicht Blau oben zu tragen habe. Bei ihren Auftritten seit der Proklamation war das aber umgekehrt.

„Tradition ist im Bonner Karneval, dass die Bonna-Schärpe die alten Bonner Stadtfarben Rot-Blau trägt“, argumentiert Graf zu Solms. Die Reihenfolge der Farben sei in der Heraldik geregelt: Demnach gelte, dass die Farbe des Wappens (beim Bonner Stadtwappen befindet sich ein roter Löwe auf blauem Feld) immer oben sei. Er verweist aufs deutsche Wappen, auf dem der schwarze Adler rote Krallen und einen roten Schnabel trägt – auf goldenem (gelbem) Hintergrund. Entsprechend sei die Farbfolge der Nationalflagge: schwarz, rot, gold. „Das ist im Versehen passiert“, ist sich Graf zu Solms sicher und will seine Anmerkung mit einem Augenzwinkern verstanden wissen. Er ist allerdings nicht der Einzige, dem die Schärpe aufgefallen ist.

Auch GA-Leserin Dagmar Wißkirchen aus Bornheim weist darauf hin und erinnert sich daran, dass alles doch mit den alten Bonner Stadtfarben zu tun habe. Sie fragt sich, was den Festausschuss Bonner Karneval zu der Änderung bewogen haben mag.

Dabei hat dessen neuer Brauchtumsreferent Christoph Arnold eine ganz andere Erklärung zur Hand. Laut ihm dreht sich alles um die Festausschussfarben Blau und Rot: „Das heißt Blau oben, Rot unten.“ Die Schärpe der Bonna sei vor einigen Jahren irgendwann als Bestandteil des Ornats aufgetaucht. Damit auch ihr etwas zukomme, wenn der Prinz schon Mütze, Feder und Paias erhalte. Ihr gebühre durchaus Ehre, denn „die Bonna gab es schon, da hieß der Prinz noch Hanswurst“.

Anfangs sei wohl immer alles (mit Blau beginnend) richtig gewesen, vor zehn bis 15 Jahren habe sich dann ein kreativer Fehler eingeschlichen, als Rot die erste Geige zu spielen begonnen habe. Anne-Christins Mutter Marion Leyer hatte ihre Schärpe 1999 in Blau-Rot getragen, so der Brauchtumsexperte. Dass die Tochter es ebenso mache, darüber habe man sich bei der Vorbereitung der Session Gedanken gemacht. Alles sei im Wandel, sagt Arnold dazu. „Das Schöne am Karneval ist, dass wir keine verknöcherte Tradition machen, sondern ein lebendiges, gelebtes, gefeiertes Brauchtum.“

Wie es so gehen kann, zeigt die Kinderbonna: Jahrelang trug sie die Farben richtig. Just in dieser Session hatte sie sich falsch angeglichen: Rot oben. Und selbst in der Equipe der Erwachsenen nimmt man es – ganz jeck – mit der Regel nicht so genau, was an der Schärpentragweise der Adjutanten zu erkennen ist. Der eine mät et su, der andere su.

„Der erste Bonner Rosenmontagszug 1828 huldigte Hanswurst und der römischen Freudengöttin Laetitia“, heißt es beim Festausschuss zur Historie. Die wurde 1845 durch die Bonna abgelöst. Damit deutete sich an, dass die längst vergangenen höfischen, antiken Elemente im Karneval nach und nach in den Hintergrund traten. Die Figur der Bonna wurde zunächst nur von Männern dargestellt. Ab 1935 führte der Dachverband Vaterstädtischer Verein die Ernennung weiblicher Bonnas ein. Den Anfang machte Sibille Bois aus den Reihen der Bonner Stadtsoldaten. Aus Hanswurst wurde bereits 1873 Prinz Karneval.

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