Malentes Theaterpalast in Bonn Wie der Mann zur Diva wird

Bonn · Für Malentes „Divas“ verwandelt sich Knut Vanmarcke binnen zwei Stunden in die glamouröse Loco Flanel: Ein Paradiesvogel mit Reibekuchenbude in Las Vegas.

 Nach der Verwandlung zur Diva: Loco Flanel alias Knut Vanmarcke.

Nach der Verwandlung zur Diva: Loco Flanel alias Knut Vanmarcke.

Foto: Barbara Frommann

Die Verwandlung vom Mann zur Frau beginnt mit einem Klebestift. Die Härchen der Augenbrauen von Knut Vanmarcke dürfen nicht mehr abstehen, um sie überschminken zu können. Fast zwei Stunden lang muss der Schauspieler vor dem Spiegel ausharren. Erst wenn als Letztes die Lippen rot geschminkt sind, geht er ganz in seiner Rolle auf: Er ist Loco Flanel – die schillerndste Lichtgestalt in Malentes Theaterpalast, die bei der Wiederaufnahme von „Divas“ weltfrauischen Glamour versprühen will und dabei Songs von Diana Ross und Tina Turner singt.

 Vor der Verwandlung: Knut Vanmarcke.

Vor der Verwandlung: Knut Vanmarcke.

Foto: Barbara Frommann

Loco trat im vergangenen Frühjahr erstmals in Erscheinung. „Sie schlummerte aber schon lange in mir drin, sie ist mein Alter(s)-Ego“, sagt Knut. Maskenbildnerin Veronika Bente bekam inspirierende Fotos, um die Figur zusammen mit ihm zu entwickeln und über die Monate auch zu verändern. „Statt Silberglitzer hat sie nun Augenlider in Regenbogenfarben“, sagt sie beim Schminken. Wegen der Bühnenscheinwerfer ist alles ein bisschen greller als im wahren Leben. Die neuen Augenbrauen werden dann „gefühlt zehn Zentimeter höher aufgemalt“, sagt Knut. „Das verändert den Menschen total. Das ist die größte Verwandlung.“ Zweitgrößte sind die paar Spritzer Chanel Mademoiselle Coco, denn dieser bemerkenswerte Duft sagt einem lange noch: Loco war da. Ihre Tante hat einmal gesagt: „Sprüh es Dir dahin, wo Du geküsst werden willst.“

 Erster Arbeitsschritt: Die Augenbrauen verschwinden unter Kleber und Makeup.

Erster Arbeitsschritt: Die Augenbrauen verschwinden unter Kleber und Makeup.

Foto: Barbara Frommann

Als waschechte Beuelerin träumt Loco immer schon davon, Wäscherprinzessin zu werden. Doch bald schon zog die Tochter des französisch-belgischen Diplomatenehepaars Florence und Camillo Flanel nach Bad Godesberg. „Sie wurde Galionsfigur der Rheinschifffahrt. Das war ein harter Job“, erzählt Vanmarcke über seine Grande Dame. „Dann ging es nach Nevada. Bei Siegrid und Roy hat sie die Karten abgerissen und dabei ihr Showtalent entdeckt.“ Kein Wunder, dass sie in Las Vegas bald als zersägte Jungfrau (mit 30 Jahren) von sich reden machte. Oder war sie doch die Dame ohne Unterleib, wie sich Knuts Ehemann Dirk Voßberg-Vanmarcke zu erinnern glaubt?

 Zweiter Schritt: Auch ohne Perücke ist Loco schon zu erkennen.

Zweiter Schritt: Auch ohne Perücke ist Loco schon zu erkennen.

Foto: Barbara Frommann

Als Botschafterin des Rheinlands eröffnete Loco am Strip eine Reibekuchenbude, „denn das kann ich“, wie die Blondine selbst sagt. „Die habe ich heute noch, komme aber extra für den Karneval und die Shows nach Bonn und bringe internationales Flair in die Stadt.“ Mit ihren Stöckelschuhen und den langen Beinen bis zum Lichtschalter ist sie auf dem Teppich geblieben, gibt sich immer volksnah. Loco ist Single aus Leidenschaft. Und obwohl man übers Alter eigentlich nicht spricht, gibt sie sich auch da ganz offen: „47 Jahre und elf Monate“. Loco freut sich auf die „Divas“-Revue mit viel Gesang, Federn, Strass und vier neuen Tänzern – aus Südafrika, Brasilien, Italien und Hildesheim. Dirk moderiert den Abend, kommt als Hildegard Knef und lässt auch noch mal Lagerfeld vom Himmel runterschweben.

 Vorsicht an den Augen: Maskenbildnerin Veronika Bente bei der Arbeit.

Vorsicht an den Augen: Maskenbildnerin Veronika Bente bei der Arbeit.

Foto: Barbara Frommann

Realität und Fiktion vermischen sich: Bei ihrer Hochzeit in Las Vegas haben die Theaterpalastchefs Loco kennengelernt. „Das ist ‘ne ganz Nette“, sagt Dirk, doch die Auftritte auf der Bühne seien eher eine Geschäftsbeziehung. „Aber eine gute. Loco lockt die Leute an.“ Knut könne sich derweil zu Hause um alles kümmern, was liegen geblieben ist. „Die Show hat er selbst leiderr noch nie gesehen “

Privat würde er nicht als  Dragqueen über die Straße laufen. „Ich bin immer froh, ein Mann zu sein“, sagt der Bonner. Doch seine Leidenschaft für Frauenrollen hat sich schon früh in der Kindheit entwickelt. „Da habe ich hohe Schuhe getragen und mich verkleidet.“ Knut baute einen Vorhang auf und präsentierte der Familie an Sonntagnachmittagen seine eigene Show. Er hält still, als Veronika und Praktikantin Marie ihm die langen Wimpern ankleben. Dann der letzte Strich über die Lippen. Locos Lächeln strahlt: „Die Bonner werden noch viel von mir hören und sehen.“

Info: „Divas“, Malentes Theaterpalast, Godesberger Allee 69, 4. März bis 5. April, theaterpalast.de

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