Fraktionen überdenken Entscheidung Doch kein Hotel am Bonner Erzbergerufer?

Bonn · Die Ratsfraktionen wollen ihre Entscheidung zur Bebauung des Grundstücks am Erzbergerufer überdenken. Grund ist die Debatte über einen neuen Standort für die Oper.

14 Interessenten haben ihre Wettbewerbsbeiträge zur Bebauung des Grundstücks am Erzbergerufer mit einem Hotel bei der Stadt eingereicht. Das Grundstück war ursprünglich für den Bau eines Beethoven-Festspielhauses reserviert. Die Verwaltung will nun alle Vorschläge prüfen und sie für die Beurteilung durch eine Fachjury vorbereiten, der auch Ratsmitglieder angehören sollen. Der Planungsausschuss hat indes in seiner jüngsten Sitzung die Vorlage ohne Votum an den Rat verwiesen, der am 9. November tagt.

Als Grund nannte Planungsausschussvorsitzender Rolf Beu das Bedürfnis der Fraktionen, angesichts der Bedeutung des Projekts noch einmal intern darüber beraten zu können. Der planungspolitische Sprecher der CDU, Bert Moll, ergänzte: „Wir wissen um den Ratsbeschluss, am Erzbergerufer ein Hotel neu bauen zu wollen und auch um seine Verbindlichkeit.“ Aber angesichts der aktuellen Debatte über die Kulturstandorte und einer möglichen Verlegung der Oper an einen anderen Standort wolle die Koalition noch mal innehalten und die Zeit bis zur Ratssitzung zur intensiven Beratung nutzen. Auf die Frage, ob am Ende möglicherweise doch kein Hotel ans Erzbergerufer komme, meinte Moll, das könne man zurzeit nicht sagen.

100 Millionen Euro

Wie berichtet, hatte zunächst die SPD im Zuge der Debatte um die auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzten Kosten für die Sanierung der Oper einen Abriss und Neubau ins Gespräch gebracht. CDU-Ratsfraktionschef Klaus-Peter Gilles hat den Gedanken aufgegriffen und angeregt, einen Abriss des alten Opernhauses und den Neubau als Zweispartenhaus mit Oper und Schauspiel an anderer Stelle, etwa auf dem Areal der Bad Godesberger Stadthalle oder eben auf dem Grundstück am Erzbergerufer, zu prüfen. Unterstützt wird er dabei von SPD und FDP und damit von einer Mehrheit im Rat. Die Grünen als Partner der Jamaika-Koalition haben noch Beratungsbedarf angemeldet.

Derzeit befindet sich ein als Flüchtlingsheim genutztes und als nicht mehr sanierungswürdig eingestuftes Studentenwohnheim auf dem gut 3000 Quadratmeter großen Areal am Erzbergerufer. Die Verwaltung hat vorgeschlagen, dort ein Hotel mit mehr als 200 Betten im Drei-Sterne-Segment errichten zu lassen. In ihrer Vorlage weist sie darauf hin, dass die Vergabe an einen der Wettbewerbsteilnehmer möglichst in der Ratssitzung im Dezember entschieden werden müsse, um das Hotel rechtzeitig zu Beginn des Beethoven-Jubiläumsjahres 2020 eröffnen zu können. Dieser Zeitplan „sei sehr sportlich“, weiß sie von einigen Wettbewerbsteilnehmern.

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