Aktivist durch Zufall Dragqueen zu Gast beim UN Cinema in Bonn

Bonn · Die Dragqueen Panti Bliss war zu Gast beim UN Cinema in der Volkshochschule in Bonn. Dort lief die Dokumentation "The Queen of Ireland", die Bliss in den Mittelpunkt stellt.

 Mit der Figur Panti Bliss wurde Rory O'Neill in der Drag-Szene Tokios erstmals erfolgreich.

Mit der Figur Panti Bliss wurde Rory O'Neill in der Drag-Szene Tokios erstmals erfolgreich.

Foto: Horgan/Müller

Als Rory O'Neill in den 70ern in Irland aufwuchs, war Homosexualität noch illegal. An der Uni traf er auf seinen auch heute noch besten Freund, der ihn mitnahm in das Paralleluniversum der Schwulenclubs im Untergrund. Rory O'Neill entwarf seine erste Drag-Performance während des letzten Jahrs an der Kunsthochschule. Am Montag war O'Neill beim UN Cinema in der Volkshochschule zu Gast. Dort lief die Dokumentation "The Queen of Ireland" von Conor Horgan. Im Mittelpunkt des Films von 2015 steht Panti Bliss alias Rory O'Neill und ihr Leben als Dragqueen und "accidental activist" - also eher zufälliger Aktivistin für die LGBTI+-Gemeinschaft.(Abkürzung für: Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell und Intersexuell)

Rückkehr in die Heimat als emotionaler Höhepunkt

O'Neills Lebensweg begann in den 70er Jahren im ländlichen irischen Städtchen Ballinrobe. Eine seiner Hauptbeschäftigungen war das Zeichnen und so zog es ihn nach dem Abschluss an die Kunsthochschule. Im Anschluss ging er für fünf Jahre nach Tokio und wurde dort ein Teil der Drag-Szene. Mit der US-amerikanischen Dragqueen Lurleen war er dort erfolgreich. Aus ihrem Gruppennamen Candy Panti entstanden schnell die Einzelnamen Candy und Panti. Im Rückblick beschreibt O'Neill diese Zeit als Wende - es gäbe ein Leben davor und danach.

1995 kehrte er zurück nach Irland, das in seiner Abwesenheit Homosexualität dekriminalisiert hatte. In den Städten entwickelte sich eine lebendige Partyszene. Panti Bliss wurde 1995 Teil des Schönheitswettbewerbs Alternative Miss Ireland und spielte in den frühen 2000ern in einigen Theaterstücken mit. Der Weg zum Aktivistentum beschleunigte sich mit dem sogenannten Pantigate: In einer TV-Sendung warf O'Neill 2014 einigen Journalisten Homophobie vor, die ihn und den Fernsehsender daraufhin verklagten.

Drei Wochen später hielt Bliss im Abbey Theater eine kurze Rede über Unterdrückung. Sie wurde online auf der ganzen Welt geteilt. "Ich hatte nichts in dieser Art erwartet", erzählt O'Neill. Auch die auf seine Rede folgende Arbeit als Aktivistin war nie geplant: "Ich hab nur mein Ding gemacht und die Aktivistensache entstand so auf dem Weg."

Als in Irland ein Jahr später ein Referendum über die Ehe für alle abgehalten wurde, wurde Panti Bliss zur Kernfigur der Yes-Kampagne. Die Entscheidung für eine Öffnung der Ehe im Mai 2015 könnte der Höhepunkt und Abschluss des Films sein. Doch das Ende von "The Queen of Ireland" bildet ein emotionaler Höhepunkt, der darauf folgte: Die Rückkehr von O'Neill und Panti in die Heimatstadt Ballinrobe, in der Bliss eine Show vor Familie und früheren Nachbarn spielt.

In der Diskussion nach dem Film nahm sich O'Neill viel Zeit für Fragen. Trotz des irischen Erfolges würde er ein Referendum für die Öffnung der Ehe nicht empfehlen. Wenn es klappt, sei es zwar eine sehr mächtige Entscheidung, aber ein Referendum trage ein großes Risiko. Und es sei sehr unangenehm, wenn die Gesellschaft über das eigene Leben diskutiere. Gerade dieses Leben und O'Neills persönliche Haltung interessierte die Besucher ganz besonders.

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