Explosionen in Bonn Drei Automatensprenger aus Utrecht angeklagt
Bonn · Eine Bande aus den Niederlanden soll auch in Bonn zugeschlagen haben. Die Täter kamen maskiert und flüchteten auf Motorrollern.
Sie kamen aus den Niederlanden, um hier Geldautomaten zu sprengen. Auch in Bad Godesberg schlug die Bande am 2. November 2015 zu und erbeutete nicht nur knapp 26.000 Euro, sondern richtete überdies einen hohen Schaden an. Nun hat die Bonner Staatsanwaltschaft drei mutmaßliche Bandenmitglieder wegen gemeinschaftlichen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit Bandendiebstahl in zwei Fällen angeklagt.
Das teilte Behördensprecher Sebastian Buß am Dienstag mit. Den Ermittlungen zufolge schlossen sich die drei 27, 26 und 24 Jahre alten Männer aus Utrecht spätestens im Sommer 2015 mit einer Vielzahl weiterer niederländisch-marokkanischer Täter zu einer Bande zusammen mit dem Ziel, sich durch Sprengungen von Geldautomaten ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Zu dem Zweck soll der 27-Jährige mit unbekannten Bandenmitgliedern passende Bankfilialen unter anderem in Bonn und Krefeld ausgespäht haben. Am 21. September schlugen die drei Angeklagten mit einem unbekannten Mittäter nachts in Krefeld zu. Maskiert betraten sie das Foyer der Bankfiliale mit Gasflaschen, präparierten die Automaten, füllten das Gas ein und führten die Sprengung herbei. Beute: 99.470 Euro. Sachschaden: 100.000 Euro.
Am 2. November sorgte eine Explosion in einer Sparkassenfiliale auf dem Bonner Heiderhof morgens um 4 Uhr für Alarm. Dort waren beide Geldautomaten im Foyer gesprengt worden, jedoch nur aus einem hatten vier maskierte Täter Geld erbeutet, insgesamt 25.950 Euro. 50.000 Euro aus dem zweiten Automaten hatten sie in der Eile und aus Zeitnot nicht herausbekommen. Sachschaden: 82.400 Euro. Nach den Tätern, die auf Motorrollern kamen und flüchteten, wurde vergeblich gefahndet.
In Leverkusen gefasst
Erst im April 2016 wurde der 27-jährige Angeklagte nach langwierigen Ermittlungen einer Sonderkommission des Landeskriminalamts zusammen mit weiteren Bandenmitgliedern bei einem Besuch in einem Schnellrestaurant in Leverkusen gefasst. Seitdem sitzt er in Köln in Untersuchungshaft.
Auch der 24-Jährige sitzt hinter Gittern: Er wurde am 19. August mit mehreren Komplizen wegen zwei Geldautomatensprengungen in Essen vom dortigen Landgericht verurteilt, und zwar zu sechs Jahren und vier Monaten Haft. Sollte er demnächst auch in Bonn für schuldig befunden werden, kommen noch einige Jahre dazu.
Wo sich der 26-Jährige Angeklagte aufhält, ist der Bonner Justiz nicht bekannt. Er sitzt jedenfalls nicht in Deutschland hinter Schloss und Riegel. Alle drei Angeklagte sind seit 2005 in den Niederlanden wegen zahlreicher Delikte mehrfach vorbestraft. Zu den aktuellen Vorwürfen schweigen sie laut Anklage. Der zuständige Staatsanwalt ist jedoch sicher, ihnen die beiden Sprengungen nachweisen zu können. Der Prozess vor der 1. Großen Bonner Strafkammer ist noch nicht terminiert.