Ausschreitungen in Hamburg Drei Bonner sitzen nach G20-Krawallen in U-Haft

Bonn · Beim G20-Gipfel hat die Polizei eine Gruppe der Verdi-Jugend aus Bonn vorübergehend im Polizeigewahrsam festgehalten. Sie hätten weder Waffen dabei gehabt noch seien die vermummt gewesen, sagte ein Teilnehmer. Sie sitzen in Untersuchungshaft.

Zwei Bonnerinnen und ein Bonner sitzen nach dem von schwersten Krawallen begleiteten G20-Gipfel in Hamburg offenbar in Untersuchungshaft. Sie sind nach Angaben des Geschäftsführers der Verdi-Jugend Bezirk NRW-Süd, Nils Jansen, am Freitagmorgen in der Nähe des Übernachtungscamps im Stadtteil Altona in einem Straßenzug von Polizisten festgesetzt und ins Polizeigewahrsam gebracht worden, wenige Minuten nach Beginn der Demo.

Jansen und etwa 20 Bonner Verdi-Mitglieder wollten zusammen mit einer Gruppe von 200 Menschen an der Blockade gegen das Gipfeltreffen teilnehmen. Dabei, so Jansen, habe sich die Bonner Gruppe friedlich verhalten. Die Polizei habe die Demonstranten „eingekesselt“ und mit Schlagstöcken und Wasserwerfern angegriffen. Auf die Frage, ob Randalierer darunter gewesen seien, antwortete Jansen: „Die Demonstration ist für mich aus dem Nichts angegriffen worden und die Leute flohen in Panik.“

Vorwurf: Landfriedensbruch

Wie er sagte, habe die Polizei rund 70 Mitglieder der Demonstration ins Gewahrsam gebracht, darunter auch 13 Mitglieder der Bonner Gruppe. In allen Fällen habe der Vorwurf des Landfriedensbruchs im Raum gestanden. Niemand aus der Gruppe sei bewaffnet oder vermummt gewesen, so Jansen. „Die Zustände in der Gefangenensammelstelle waren erniedrigend.“

Alle hätten sich nackt ausziehen müssen. In den Containern habe auch in den Nächten Neonlicht gebrannt. Alle 20 Minuten hätten Polizisten die Räume betreten und die Gefangenen mit der Begründung wachgerüttelt, sie müssten sehen, ob alle noch leben. „Selbst nachdem der Haftrichter die Forderung nach Haft kassiert hatte, musste ich noch eine Nacht bleiben“, erklärte Jansen. Gegen die drei Bonner sei nun sogar ein Haftbefehl erlassen worden, mit einer Eilbeschwerde werde aktuell versucht, sie aus der U-Haft freizubekommen.

Die Hamburger Polizei konnte am Dienstag die konkreten Vorfälle nicht zuordnen. Ein Sprecher bestätigte dem GA allerdings im Grundsatz das Vorgehen, Festgenommene mindestens bis auf die Unterwäsche auszuziehen und am ganzen Körper zu untersuchen. Die regelmäßigen Kontrollbesuche in der Nacht erklärte der Sprecher als Routinevorgehen nach Vorschrift. Die Verdi-Jugend marschiert regelmäßig bei Demos mit. In Bonn ließen einzelne Mitglieder wiederholt eine ideelle Nähe zu linksextremen Gruppen erkennen.

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