Ladenzeile im Stadthaus Drei Einbrüche in drei Wochen

Bonn · Langfinger suchten wiederholt Geschäfte in der Ladenzeile im Stadthaus heim. Ferhad Mohammad ist verzweifelt. Der 36 Jahre alte Betreiber eines Kiosks in der Ladenzeile des Stadthauses weiß nicht mehr, wie es weitergehen soll: Drei Mal in drei Wochen haben Einbrecher seine mit einem massiven Eisengitter geschützte Tür aufgebrochen und anschließend vor allem jede Menge Zigaretten mitgehen lassen.

 Drei Mal wurde bei Ferhad Mohammad, Kioskbesitzer in der Ladenzeile am Stadthaus, zuletzt eingebrochen. Jetzt sichert er sein Gitter vor dem Laden mit drei statt zwei Vorhängeschlössern.

Drei Mal wurde bei Ferhad Mohammad, Kioskbesitzer in der Ladenzeile am Stadthaus, zuletzt eingebrochen. Jetzt sichert er sein Gitter vor dem Laden mit drei statt zwei Vorhängeschlössern.

Foto: Axel Vogel

Zuletzt hatte der Kioskbesitzer am 17. Oktober ungebetenen Besuch. Jetzt wissen Ferhad Mohammad und seine Frau Bayah (33) nicht mehr, wo sie das Geld für neue Ware herbekommen sollen: "Ich kann schon keine Nacht mehr ruhig schlafen", sagt Bayah Mohammad.

Dabei war der Geschäftsmann keineswegs der Einzige in der Ladenzeile, bei dem die Einbrecher ihr Glück versucht hatten. Sowohl am benachbarten Geschäft von Bland Abdullah (42), der Autoschilder und Taschen verkauft, wie auch in der Apotheke von Beate Niemann (55) hatten Täter schon versucht, das Türschloss aufzuhebeln: Spuren sind an beiden Geschäften noch zu sehen. Familie Mohammad setzt ihre Hoffnungen jetzt nicht nur auf eine stabilere Ladentür und ein verstärktes Gitter zum Schutz des Geschäftes. Vor allem wünscht sie sich von der Stadt, die vorhandene Videoüberwachung zu verbessern.

Kioskbesitzer Mohammad kann die Daten derweil aus dem Effeff herunterbeten: Die Täter kamen am 27. September und stahlen Zigaretten, Briefmarken, einen Laptop und 200 Euro Kleingeld. Am 7. Oktober brachen sie erneut das Gitter und die Tür des Kiosks auf, ließen 10.000 Zigaretten und 500 Euro Spargeld der Tochter mitgehen, das in einem Nebenraum versteckt war. 1700 Zigaretten waren dann die Beute der Einbrecher beim jüngsten Einbruch im Oktober. Frank Piontek, Sprecher der Bonner Polizei, bestätigte, dass die Taten aktenkundig sind. Ein Präventionsexperte der Polizei war bereits bei Mohammad und hat ihm Tipps zur Verbesserung der Schutzvorrichtungen gegeben.

Noch sicherer würde sich der Ladenbetreiber allerdings fühlen, wenn er wüsste, dass die Videoüberwachung der Stadt die Bilder auch aufzeichnet. Seiner Information zufolge arbeiten die Kameras lediglich im Stand-by-Betrieb. Demnach ließen sich Taten im Nachhinein nicht erfassen, sondern von Sicherheitspersonal nur in Echtzeit beobachten. Zudem soll die Qualität der Kamerabilder zu wünschen übrig lassen.

Für eine effektivere Videoüberwachung setzt sich auch Apothekerin Beate Niemann ein, in deren Geschäft ebenfalls schon versucht wurde einzubrechen. Sie arbeitet seit 34 Jahren in der Apotheke und hat nach eigener Auskunft in der Zeit "schon manche bedrohliche Situation erlebt", von der Abgabe von Schüssen bis hin zu dem Versuch, einen Molotow-Cocktail zu zünden.

"In den 1980er Jahren habe ich bei jedem Notdienst drei bis vier Mal die Polizei gerufen." Von daher sei die Anweisung an ihre Mitarbeiter auch absolut verbindlich: "Es arbeitet bei mir niemand alleine." Dabei dürfte allen Mitarbeitern jener Überfall im September 1985 Warnung sein, der damals für viele Schlagzeilen gesorgt hatte: Ein 18-Jähriger war kurz vor Ladenschluss in die Apotheke eingedrungen, hatte die damalige Apothekerin mit einem Messer bedroht und die Frau anschließend in einem Nebenraum brutal vergewaltigt.

Zwar ist es laut Beate Niemann in den vergangenen Jahren deutlich ruhiger geworden. Trotzdem bereiten die jüngsten Einbruchsversuche auch ihr wieder Sorgen: "Ich warte nur auf einen nächtlichen Anruf, dass auch in meiner Apotheke eingebrochen wurde." Ein Schutz sind aus ihrer Sicht zwar ihre massive Eingangstür und eine bei der Polizei aufgeschaltete Alarmanlage. Beruhigter würde sich die Apothekerin fühlen, wenn die Videobilder aufgezeichnet würden und die Hinweise auf eine Videoüberwachung sichtbarer platziert würden.

Für eine "dauerhafte Videoüberwachung" plädiert auch Sylvia Pütz, deren Reisebüro ebenfalls seinen Sitz in der Ladenzeile hat. Gleichwohl sagt sie: "Die Einbrüche bei Herrn Mohammad sind tragisch, aber dafür kann man nicht die Stadt verantwortlich machen." Schließlich werde allerorten eingebrochen. Außerdem habe sich die Sicherheitslage vor Ort deutlich verbessert. Auch habe sich die Verwaltung ihr gegenüber sehr hilfsbereit gezeigt und nach einem Einbruch vor einigen Jahren die Verstärkung ihrer Tür übernommen.

Die Kritik an der Videoüberwachung will der stellvertretende Stadtsprecher Marc Hoffmann so nicht stehen lassen. Er widerspricht der Darstellung, dass die Kameras nichts aufzeichnen, ausdrücklich: "Die Aufzeichnungen haben bereits zur Identifizierung mutmaßlicher Täter beigetragen." Anlässlich der drei Einbrüche in den Kiosk habe man entsprechendes Videomaterial an die Kripo übergeben. Zudem stehe man in engem Kontakt mit den Ladenpächtern, führte Hoffmann aus, um deren Vorschläge zu prüfen.

Auch unternehme die Verwaltung über die Videoüberwachung hinaus noch einiges zur Verbesserung der Sicherheitslage: "So wird der Bereich rund um das Stadthaus von der Wache GABI, der Gemeinsamen Anlaufstelle von Stadtverwaltung und Polizei, im Rahmen der normalen Streifengänge kontrolliert", betonte Hoffmann. Zudem gebe es Kontrollrundgänge durch einen privaten Wachdienst. Für Ferhad Mohammad hat er unabhängig davon eine tröstliche Nachricht: Bei einer spontanen Spendenaktion haben Mitarbeiter des Stadthauses 800 Euro für ihn gesammelt.

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