Oberlandesgericht Düsseldorf Drei Jahre Haft für Bonner Salafisten

BONN/Düsseldorf · Weil er die Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung gezielt vorbereitet habe, verurteilte das Oberlandesgericht Düsseldorf den Bonner Salafisten Sabri El-D. zu drei Jahren Haft.

Ob mit dem Auto, per Flugzeug oder mit fremden Pässen – Sabri El-D. hat wahrlich nichts unversucht gelassen, um sich im syrischen Bürgerkrieg als islamistischer Gotteskrieger zu bewähren. Dass es mit der Reise aus Bonn in die Levante trotz zahlreicher Versuche einfach nicht klappen wollte, nutzte ihm im Prozess dennoch wenig. Es war Richterin Barbara Havlitza selbst, die die Besonderheit des Urteils gleich nach Bekanntgabe des Strafmaßes erwähnte: So dürfe es sich bundesweit um den ersten Fall handeln, so Havlitza, in dem schon die Anbahnung der Verabredung zur terroristischen Betätigung zu einer Verurteilung gelangt. Die Richterin hob somit eigens hervor, dass der Senat den Straftatbestand in diesem Fall bereits auf einer sehr niedrigen Schwelle als erfüllt angesehen hat.

Und diese Schwelle hatte im Falle von Sabri El-D. die Gestalt ständiger Telefonate und Chats zu Dschihadisten in Syrien. Junud al-Sham heißt die Terrormiliz, für die der Zwei-Meter-Mann gerne als Leibwächter gearbeitet hätte. Zum Verhängnis wurde ihm, dass Polizei und Verfassungsschutz fleißig mithörten, als der 30-Jährige mit seinen Gesinnungsgenossen in der Bürgerkriegsregion kommunizierte – und dabei, wie Richterin Havlitza gestern mehrfach hervorhob, stets den Willen bekundete, in Kürze ebenfalls mit von der Partie zu sein.

Auch ließ er seinen Worten Taten folgen, wenngleich diese mehrfach an der konsequenten Kontrolle der türkischen Grenze endeten. Dass ihm die Stadt Bonn auf Wink des Verfassungsschutzes bereits den Reisepass entzogen und die Gültigkeit des Personalausweises auf Deutschland beschränkt hatte, hinderte ihn nicht daran, es zunächst mit dem Flugzeug von Belgien und dann mit dem Auto über Bulgarien zu versuchen, mit dem Ziel Syrien in die Türkei einzureisen. Was er in Syrien wollte, erschloss sich dem Gericht nicht zuletzt ob seiner Kontakte zu einschlägigen „Größen“ der deutschen Islamistenszene, die ihm die Teilnahme am Dschihad bereits voraus hatten.

Gleich mehrere Namen mit Bonn-Bezug fallen während der eineinhalbstündigen Urteilsbegründung immer wieder: Die von Maximilian R., von Fared S. und von Dennis Cuspert, die nicht nur die Gemeinsamkeit teilen, dass bereits mehrfach ihr Tod im „Heiligen Krieg“ gemeldet wurde. Wenigstens einmal hatte auch Sabri El-D. mit ihnen Seite an Seite gestanden: Als am 5. Mai 2012 in Lannesdorf ein Mob gewalttätiger Salafisten auf Polizisten losging, gehörte El-D. zu den Anführern. Den Schauplatz der Straßenschlacht konnte er damals übrigens bequem zu Fuß erreichen; die Razzia der Polizei in dem Hochhaus im Lannesdorfer Süden, das er und einige andere Islamisten damals bewohnten, dauerte bis tief in die Nacht.

Während der Lannesdorfer mit tunesischen Wurzeln selbst also nie nach Syrien gelangte, ließ er seine religiösen Überzeugungen in Bonn frei zur Entfaltung kommen: Gleich mehrfach gab der Hauptschulabsolvent seinem Privatleben in Gestalt von „Zweitfrauen“ neuen Schwung, die er dann stets nach islamischem Ritus „heiratete“. Dass die Frauen gut daran täten, den Islam möglichst streng auszulegen, verdeutlichte er laut Telefonmitschnitt anhand einer düsteren Prognose: „In einigen Jahren kommt die Scharia nach Deutschland, dann wirst du für deine Verfehlungen bestraft“, zeigte er sich überzeugt. Ohnehin, so sein Wunsch, solle Allah „die Scheiß-Deutschen vernichten“. In die gerichtliche Prüfung des Tatbestandes dürften mithin auch offene Drohungen eingeflossen sein.

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