Notunterkünfte für Flüchtlinge in Bonn Drei weitere Turnhallen werden benötigt

BONN · Pro Woche erwartet Bonn bis auf Weiteres 100 Flüchtlinge – und bis Anfang Mai wird die Stadt wohl alle vom Land neu Zugewiesenen in weiteren Turnhallen unterbringen müssen.

 Bürgerversammlung in der Turnhalle des Ludwig-Erhard-Kollegs: Die Stadt informierte am Dienstag über die Belegung von weiteren Hallen.

Bürgerversammlung in der Turnhalle des Ludwig-Erhard-Kollegs: Die Stadt informierte am Dienstag über die Belegung von weiteren Hallen.

Foto: Horst Müller

Erst dann wird die nächste alternative Unterkunft bezugsfähig sein, erklärte Peter Tilgen vom Sozialamt am Dienstagabend bei einer Bürgerversammlung im Ludwig-Erhard-Berufskolleg den rund 150 Zuhörern. Die Stadt war bei der von DRK-Chef Georg Fenninger moderierten Versammlung mit fast einem Dutzend Ansprechpartnern vertreten, darunter auch der Beigeordnete Martin Schumacher.

Am Mittwoch zogen 70 Neuankömmlinge am Ludwig-Erhard-Berufskolleg ein, voraussichtlich kommenden Montag werden 200 Menschen in der Halle des Heinrich-Hertz-Europakollegs unterkommen. Danach sollen 120 Plätze in der Sporthalle des Robert-Wetzlar-Berufskollegs zur Verfügung stehen. Wie berichtet, waren zuvor schon die Turnhallen der Katholischen Grundschule Holzlar, der Realschule Beuel und der Musikschule am Schieffelingsweg in Unterkünfte umgewandelt worden.

Um welche weiteren Hallen es sich handeln könnte, mochten weder Tilgen noch Sportamtschef Martin Herkt verraten. Bernd Seibert, Geschäftsführer des Stadtsportbundes, sagte: „Wir machen uns richtig große Sorgen um den Sport in Bonn.“ Wenn bis Mai an die 1200 neue Flüchtlinge kämen, werde die Stadt also zehn weitere Hallen schließen, fragte er. „Wir machen unser Vorgehen Anfang nächster Woche im Detail öffentlich“, antwortete Herkt. Bis dahin wolle man sich weitere Immobilien auf ihre Tauglichkeit hin anschauen. „Bis Karneval haben wir aber keine andere Option.“

Michael Wald, Leiter des Ausländeramts, erläuterte, dass sich derzeit 3808 Asylbewerber in Bonn aufhielten, die je nach Verfahrensdauer ein paar Wochen bis Jahre blieben. Er erklärte, dass das Land NRW von allen nach Deutschland strömenden Flüchtlingen 21 Prozent unterbringen müsse und Bonn davon 1,6 Prozent. „Daran lässt sich nicht rütteln, und ob wir das schaffen, ist eine Frage der Haltung“, sagte Peter Tilgen, Abteilungsleiter im Sozialamt. Unterstützung erhielt er von der Integrationsbeauftragten Coletta Manemann: „Zu uns kommen nicht Nummern, sondern Menschen, die wir möglichst anständig unterbringen und versorgen müssen. Lassen Sie uns besonnen bleiben.“

Laut Tilgen werde die Stadt künftig zügiger Vorabinformationen geben. „Da geloben wir Besserung.“ Fenninger schilderte als für das Betreiben der Unterkünfte Verantwortlicher, was in den Hallen zu erwarten sei. Die Betreuung und Versorgung der Menschen auch mit drei Mahlzeiten müsse stehen, der Wlan-Empfang für den Kontakt mit den Familien im Kriegsgebiet, der Sicherheitsdienst rund um die Uhr und die Reinigung der Sanitäranlagen. „Bisher klappt das in allen Bonner Unterkünften hervorragend.“ Wer genau in die drei nächsten Hallen einziehe, wollte eine Frau wissen. Die Stadt erfahre erst zwei Tage vor Anreise, wer komme, sagte Tilgen. „Es sind aber überwiegend alleinstehende Männer.“ Was ein Stöhnen im Publikum auslöste.

Die meisten männlichen Flüchtlinge in Bonn seien Teil von Familien und hätten „andere Sorgen und Nöte im Kopf“, sagte Manemann mit Blick auf die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln. Hilfsorganisationen und Stadt schulten derzeit alle Flüchtlinge in Bonn gruppenweise, wie man sich in Deutschland zu verhalten habe. Ein Flyer informiere in mehreren Sprachen, was der rheinische Karneval bedeute. Ob man nicht verbieten könne, dass Frauen in Burka in die Hallen einzögen, fragte ein Mann. „In den Bonner Unterkünften ist noch keine einzige Burka aufgetaucht“, konterte Fenninger. „Wir beherbergen Flüchtlinge und keine Medizintouristen.“

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