Mit dem Bus unterwegs DRK-Truck sucht in Bonn nach Blutspendern

Bonn · 80 Prozent aller Bürger brauchen mindestens einmal im Leben eine Transfusion. Für eine langfristige ausreichende Versorgung reicht die Zahl der Blutspender nicht - also geht das DRK neue Wege.

Der weiße Truck steht gut sichtbar am Bottlerplatz. Menschen bleiben interessiert stehen. Das Blutspendemobil des Deutschen Roten Kreuz (DRK) erregt Aufmerksamkeit. Das ist auch gut so, schließlich sollen vor allem potenzielle Erstspender zur Spende ermutigt werden. An diesem Nachmittag können in dem Bus bis zu sieben Menschen gleichzeitig Blut spenden.

„Ein Problem ist, dass viel zu wenig Reklame für die Blutspende gemacht wird“, erklärt Brigitte Birkhahn, die das Spendemobil ehrenamtlich betreut. Dabei sei es gerade in den Ferienzeiten wichtig, viele neue Spender zu finden: „Gerade in den Ferien fallen Stammspender weg, zum Beispiel weil sie im Urlaub sind“, so Birkhahn. Gleichzeitig steige aber in den Krankenhäusern zu Ferienzeiten die Nachfrage nach Blut, beispielsweise wegen der steigenden Anzahl an Motorradunfällen.

Engpässe in der Ferienzeit

Der Blutspendedienst Haema kann diese Erfahrungen nur bestätigen: „Jedes Jahr in den warmen Sommermonaten und den Ferien, aber auch bei extremer Kälte im Winter, müssen wir mit Engpässen rechnen“, erläutert Marion Junghans, stellvertretende Leiterin der Unternehmenskommunikation. Zwar reiche der Vorrat stets aus, um Notfälle behandeln zu können, gegebenenfalls müssten jedoch planbare Operationen zeitlich nach hinten verschoben werden. Auch der demografische Wandel der Gesellschaft sei ein Problem: „Immer weniger junge Spender treffen auf immer mehr ältere Empfänger.“

Spenderblut wird bei zahlreichen medizinischen Eingriffen benötigt. Laut Rotem Kreuz tritt der Anwendungsfall am häufigsten bei Krebserkrankungen auf. Oft sorgt ein Tumor dafür, dass der Körper selbst nicht mehr genügend Blut produzieren kann. Auch bei der Behandlung von Magen- und Darmkrankheiten werden oft Blutspenden benötigt, ebenso nach Verkehrs-, Sport- oder Haushaltsunfällen. Ebenfalls können Blutspenden bei Geburten mit Komplikationen eingesetzt werden.

Blutgruppe Null ist besonders gefragt

Insgesamt wird in Deutschland so pro Jahr das Blut von 14.000 bis 15.000 Spendern benötigt. Das Rote Kreuz gibt an, dass derzeit nur drei bis vier Prozent der Bevölkerung Blut spenden. Für eine langfristige ausreichende Versorgung müssten allerdings rund sechs Prozent der Bevölkerung regelmäßig zur Blutspende gehen. Auch am Universitätsklinikum Bonn (UKB) sind Blutspenden für die Behandlung von Patienten unerlässlich. „Ein Viertel des gesamten Bedarfs werden für die Notfall- und Intensivmedizin und über 20 Prozent für krebskranke Menschen benötigt“, erklärt Professor Johannes Oldenburg, Direktor des Instituts für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin am UKB.

Deswegen sucht auch das UKB nach neuen Spendern aller Blutgruppen. Besonders wichtig ist ein Vorrat an Spenden mit der Blutgruppe Null: „Da im akuten Notfall besonders die sogenannten Universalpräparate benötigt werden, entsteht am ehesten ein Mangel an Blutgruppe Null“, erklärt Oldenburg. Das Blutspendemobil des DRK leistet also einen wichtigen Beitrag, um den Bedarf zu decken. Vor allem Erstspender werden angelockt. „Ich wollte schon sehr lange Blut spenden, bin aber erst durch das Spendemobil drauf gekommen“, sagt Alexander Ochs. Er spendet seit 2014 regelmäßig Blut. Es sei eine sehr einfache Form, anderen Menschen zu helfen: „Blut hat schließlich jeder.“

Erstspenderin Ina Dauer hat sich spontan zur Spende entschlossen: „Ich bin durch das Spendemobil darauf aufmerksam geworden.“ Durch ihre Arbeit im Krankenhaus wisse sie, wie wichtig Blutspenden seien. „Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass es einen großen Bedarf gibt. Dabei kann jeder in eine Situation kommen, in der er auf eine Spende angewiesen ist.“ Das bestätigt Professor Oldenburg: „80 Prozent aller Bürger sind mindestens einmal im Leben auf Blut oder ein aus Blutplasma hergestelltes Medikament angewiesen.“

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