Prozessauftakt vor dem Bonner Landgericht Drogendeal zwischen Bonn und Hamburg

Bonn · Ein ehemaliger Rocker muss sich wegen Drogenhandels verantworten. Er bestreitet, in die Geschäfte bei den Hells Angels verwickelt gewesen zu sein.

Der Drogendeal soll sich in der Hells-Angels-Szene abgespielt haben. Seit gestern steht der Angeklagte aus Hamburg in Bonn vor Gericht.

Der Drogendeal soll sich in der Hells-Angels-Szene abgespielt haben. Seit gestern steht der Angeklagte aus Hamburg in Bonn vor Gericht.

Foto: dpa

Schenkt man den Angaben eines Informanten aus der Drogenszene glauben, dann war ein 50 Jahre alter Hamburger ein großer Fisch im Drogengeschäft: Seit Donnerstag muss sich das ehemalige Mitglied der Rockerbande Hells Angels für den Handel mit 93 Kilogramm Marihuana und 500 Gramm Kokain vor dem Bonner Landgericht verantworten.

Am ersten Verhandlungstag wies der Angeklagte, nach eigenen Angaben heute Kaufmann und Gastronom in der Hansestadt, die Vorwürfe weit von sich: „Ich habe mit der ganzen Sache nichts zu tun“, so der nicht vorbestrafte 50-Jährige. Ins Visier der Ermittler war der einstige Rocker aufgrund von Aussagen eines Drogendealers geraten. Der wurde mit 20 Kilogramm Heroin in Griechenland erwischt. Während der Ermittlungen packte der Mann aus und belastete mehrere andere Personen, darunter den jetzt Angeklagten aus Hamburg.

372.000 Euro für Drogen bezahlt

Laut den Schilderungen des Zeugen kam der 50-Jährige zwischen Mai und September 2012 insgesamt vier Mal nach Bonn, um die Drogen vor allem bei einem 49 Jahre alten Rockerkollegen aus Bonn einzukaufen. In einem weiteren Fall soll dieser Rocker, der anscheinend den Hells Angels Boppard angehörte, das Marihuana nach Hamburg gebracht und dort an den Angeklagten verkauft haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Kaufmann für die Drogen 372.000 Euro auf den Tisch legte.

Die Frage in dem Prozess ist nun allerdings, wie belastbar die Angaben des in Griechenland gefassten Heroindealers sind. Er selbst wurde dort zu einer achtjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Diese wurde jedoch, was in Deutschland nicht möglich ist, zur Bewährung ausgesetzt. Seit seiner Entlassung aus griechischer Haft ist der Dealer scheinbar untergetaucht. In Deutschland wird er in mehreren Verfahren als Zeuge gesucht, doch die Ermittler haben momentan wohl keine Chance, seiner habhaft zu werden. „Ich glaube nicht, dass man ihn bekommt“, so der Vorsitzende Richter.

Ein weiterer wichtiger Zeuge konnte gestern aber bereits gehört werden: Der mutmaßliche Verkäufer der Drogen. Der 49-Jährige sitzt eine mehrjährige Haftstrafe wegen Drogenhandels ab, zu der ihn das Kölner Landgericht verurteilt hat. Allerdings ging es bei den in Köln abgeurteilten Fällen größtenteils um andere Verkäufe.

Zeuge streitet ab, Drogen verkauft zu haben

Nur in einem Fall besteht nach Aktenlage die Möglichkeit, dass der Hamburger darin verwickelt gewesen sein könnte. Der Zeuge, der den 50-Jährigen freundlich begrüßte, als er von Wachtmeistern vorgeführt wurde, stritt jedoch ab, Drogen an den Angeklagten verkauft zu haben: „Habe ich nicht“, so seine knappe Antwort .

Dass der Hamburger Rocker im angeklagten Tatzeitraum tatsächlich in Bonn war, räumte der 50-Jährige zwar ein. Er begründete dies jedoch damit, dass er damals die Hells Angels verlassen wollte und er den Bad Godesberger deshalb mehrfach besucht habe. Mit dem 49-Jährigen sei er „gut befreundet“ gewesen. Dieser sei in der für ihn „ganz schwierigen Zeit“ eine „emotionale Stütze gewesen“. Der Prozess wird fortgesetzt.

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