Marienschule Drogenhandel auf offener Straße - Anwohner kritisieren Zustände

NORDSTADT · Es ist Wut und Hilflosigkeit, die Katharina Stöcker (Name geändert) empfindet, wenn sie abends aus ihrem Wohnzimmerfenster schaut. Denn dann sieht sie die Drogendealer, die an der Marienschule ihren Stoff verkaufen. In aller Öffentlichkeit.

"Es ist krass. Die versuchen nicht einmal, ihre Geschäfte zu vertuschen", sagt sie. Und beschreibt, was sich ab 17 Uhr bis in die Nachtstunden an dem Areal an der Heerstraße abspielt: "Teilweise legen die Dealer ein silbernes Kügelchen auf die Mauer, die Abhängigen kommen dann, und stecken es ein." Nach Informationen des General-Anzeigers handelt es sich bei den Dealern um Kurden, die mit Marihuana und Kokain handeln.

Es gehe nicht um die Süchtigen, es gehe um die Dealer, die wissen, dass sie in aller Öffentlichkeit ihren Geschäften nachgehen können, ohne dass dem ein Riegel vorgeschoben werde, betont Stöcker. Ohne Konsequenzen würden gut sichtbar auf der Straße Straftaten begangen. Hilfe sei nicht in Sicht: "Mittlerweile ärgere ich mich mehr über die Polizei als über die Dealer", sagt Stöcker, die sich "bereits hundert Mal an die Polizei gewendet hat". Ohne Erfolg: Im Oktober 2011 sei ihr gesagt worden, dass Ermittlungen liefen. Danach sei monatelang nichts passiert.

In weiteren Gesprächen fielen Sätze wie "Da können wir nichts tun" oder "Das sind kleine Dealer". "Außerdem wurde mir gesagt, dass bei der Polizei Personalmangel herrsche", sagt Stöcker kopfschüttelnd. Sie könne beobachten, was dort geschehe. "Das kann doch nicht so schwierig sein, sich das anzugucken."

Eine Nachbarin deutet auf ein weiteres Problem hin: den öffentlichen Drogenkonsum. Sie möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, aus Angst vor der Reaktion "der Szene". "Ich habe in dem Baumbeet, das wir pflegen, eine blutige Spritze gefunden", beschreibt sie.

Auch an der Begrenzung zum hinteren Teil des Schulhofs habe schon einmal eine blutige Nadel gelegen. Auch wenn das in den Sommerferien geschehen sei: "Der Bereich ist für Kinder zugänglich." Jeden Morgen könne sie beobachten, wie der Hausmeister der Marienschule die Rückstände des Drogenkonsums wegräumen müsse. Eine Lösung sei es, den Schulhof dicht zu machen.

Ein weiterer Vorschlag: "Ich würde mir eine Streetworkerin wünschen, die die Szene vom Schulhof weghält." Sie habe viel Verständnis für die Süchtigen und wisse, dass es sich um eine Krankheit handele, "aber wenn es um Kinder geht, geht es zu weit.

Irgendwann verletzt sich ein Kind an einer Spritze, und dann ist das Geschrei groß". Ein Bekannter habe mit eigenen Augen gesehen, wie vor der Schule Drogen konsumiert wurden. Die Anwohnerin fühlt sich allein gelassen: "Ich habe dauernd mit der Polizei und dem Ordnungsamt Kontakt, aber es passiert nichts."

"Die Dinge liegen einfach auf dem Schulhof rum", bestätigt ein anderer Anlieger, der ebenfalls nicht genannt werden möchte. "Bis in die Nacht wird mit Drogen gehandelt. Man muss so schnell wie möglich etwas tun." Die Situation sei unhaltbar für die Kinder, Frauen trauten sich nicht mehr, allein die Straße entlang zu gehen, die Gastronomie leide darunter. "Es ist ein anderes Niveau. Die Altstadt hat das nicht verdient."

Die Stadt sei der falsche Ansprechpartner, teilt das städtische Presseamt auf GA-Anfrage mit. Bei der Bonner Sicherheitskonferenz habe sich die stellvertretende Schulleiterin der Marienschule über das Thema beschwert. Da es um Drogenhandel gehe, sei dies Sache der Polizei.

"Der Wachdienst und die Bezirksdienstbeamten sind präsent und stehen in Kontakt mit den Anwohnern", sagt Polizei-Sprecherin Daniela Lindemann. "Die Problematik ist uns bekannt und wir nehmen Hinweise entgegen." Wenn es konkrete Hinweise gebe, werde die Polizei sofort tätig. Sollte es Kritik geben, "können sich die Betroffenen mit Zeit- und Ortsangabe an die Behörde wenden. Wir gehen dem dann sofort nach".

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