Pächter verschollen Drogenplantage hinterlässt Spuren in ehemaliger Bonner Gaststätte

Bonn · Achim Frings bleibt wohl auf den Kosten sitzen, die sein Pächter im Duisdorfer Strick illegal verursacht hat. Der Wirt soll in der ehemaligen Gaststätte Cannabis angebaut haben. Mit Folgen.

 Die Gaststätte Strick in Duisdorf diente offenbar als Cannabisplantage. Jetzt droht der Abriss.

Die Gaststätte Strick in Duisdorf diente offenbar als Cannabisplantage. Jetzt droht der Abriss.

Foto: Stefan Knopp

Gut 110 Jahre gab es die Gaststätte „Strick“ in der Schmittstraße, sie hat zwei Kriege überstanden – aber nachdem ihr letzter Betreiber in dem Gebäude gehaust hat und darin womöglich eine Cannabisplantage betrieben wurde, ist es reif für den Abriss. Verpächter Achim Frings ist stinksauer, aber viel tun kann er nicht, denn der Pächter hat sich aus dem Staub gemacht und der Oberstaatsanwalt das Ermittlungsverfahren aus Mangel an Beweisen eingestellt.

2014 suchte der Bornheimer Getränkegroßhändler Frings einen neuen Wirt: Der alte wollte aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Der Tscheche, der sich bei ihm vorstellte, habe einen guten Eindruck gemacht, sagt Frings. „Am Anfang war alles in Ordnung, aber vor zwei Jahren nicht mehr.“ Pachtzahlungen seien ausgeblieben, der Wasserverbrauch durch die Decke geschossen: Der Zählerstand lag laut Frings im September 2018 noch bei 876 Kubikmetern, im August 2019 schon bei 2668 Kubikmetern.

Erst durch eine Räumungsklage konnte er mit seinem Anwalt die Wohnung über der Gaststätte betreten – und fand Humusreste auf dem Boden, Blumentöpfe stapelten sich im Hinterhof. Auch Cannabisreste fand man, außerdem Wanddurchbrüche, wohl für Bewässerungsrohre. Der Schaden wird auf 60.000 Euro geschätzt. Dann kam die Nebenkostenabrechnung mit einer Nachzahlungsforderung von 4295,55 Euro für den Wasserverbrauch, auf der Frings jetzt sitzenbleibt.

Er kann über viele Dinge nur den Kopf schütteln. „Der Pächter wollte sogar noch die Kaution einfordern“, sagt er. Das sei aber vor Gericht gescheitert. Jetzt ist er weg, wohl nach Prag. Das Problem: „Ein Meldeamt in Prag, das gibt es nicht“, so Frings. Sprich, der Mann sei nicht aufzufinden. Aber selbst wenn, würde ihm eine Klage nicht viel bringen außer Kosten und Stress. „Ich laufe nicht mit gutem Geld dem schlechten hinterher.“ Frings ärgert mehr, dass die Ermittlungen eingestellt wurden, obwohl laut Staatsanwaltschaft viele Beweise für eine Cannabisplantage sprächen. Aber die Fakten – wer, wann, was – seien unklar.

Noch mehr regt Frings die Antwort der Stadt auf seinen Antrag auf Ermäßigung der Abwasserkosten auf. Eine solche komme nur bei Schäden in den Rohren in Betracht oder wenn ein „Mengennachweis über die nicht der Kanalisation zugeführten Wassermengen“ eingebaut sei. Einen separaten Wasserzähler gibt es aber nicht im Haus. Frings schrieb an Oberbürgermeister Ashok Sridharan. In dessen Antwort wird ebenfalls darauf verwiesen, dass nur ein solcher Zwischenzähler, der problemlos eingebaut werden könne, belege, dass das Wasser für Pflanzenbewässerung genutzt wurde.

„Das Verhalten der Stadt geht nicht“, findet Frings. Er will das Anliegen Sridharans Nachfolgerin Katja Dörner vorlegen und überlegt, wie er noch auf die Sache aufmerksam machen kann. Frings will sich nicht damit abfinden, dass er für den möglichen Drogenanbau anderer zahlen soll. Schlimm genug sei, dass sich eine Sanierung des alten Gebäudes an der Schmittstraße nicht lohne.

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