Science Slam in der Bundeskunsthalle Dunkle Materie und Verschwörungstheorien

BONN · "Elvis ist nicht tot, er ist nur nach Hause geflogen", sagt Sebastian Bartoschek und setzt sich einen Schutzhelm aus Alufolie auf den Kopf. Das Publikum lacht.

 Sebastian Bartoschek forscht über Verschwörungstheorien und trägt die Ergebnisse unterhaltsam beim Science Slam vor.

Sebastian Bartoschek forscht über Verschwörungstheorien und trägt die Ergebnisse unterhaltsam beim Science Slam vor.

Foto: Nicolas Ottersbach

So sieht es aus, wenn wissenschaftliche Themen beim Science Slam in der Bundeskunsthalle unterhaltsam präsentiert werden. Die Forschung zu Verschwörungstheorien, die dahintersteckt, ist komplex. Und so gebannt wie die Menschen zuhören offensichtlich auch interessant.

Bartoschek fragte sich, ob die Bekanntheit damit zusammenhängt, wie glaubwürdig eine Verschwörungstheorie ist. Dazu machte er eine Onlineumfrage, in der er verschiedene Geschichten zur Abstimmung stellte. Daran, dass Elvis noch lebt, glaubten zehn Prozent der Befragten, 72 Prozent kannten sie. Reptilienwesen, die sich als Menschen verkleiden und im Geheimen die Welt regieren, kannten weniger und glaubten auch nur vier Prozent.

Das Attentat auf den US-Präsidenten John F. Kennedy empfanden 52 Prozent als Verschwörung, 83 Prozent der Befragten wussten davon. Bartoschek leitete daraus einen stetig steigenden Mittelwert in einem Koordinatensystem ab: Je bekannter eine Verschwörungstheorie ist, desto mehr glauben daran.

Am Ende ging es beim Science Slam darum, wer in zehn Minuten die beste Präsentation, den besten Slam ablieferte. Der Bonner Physiker Herbert Dreiner startete außer Konkurrenz und erklärte, was dunkle Materie ist. "Sie ist nicht direkt sichtbar, aber wir können sie indirekt nachweisen", sagte Dreiner. "In den Außenbereichen ist die Geschwindigkeit, mit der sichtbare Sterne das Zentrum ihrer Galaxie umkreisen deutlich höher, als man es allein auf Grund der Gravitation der Sterne, Gas- und Staubwolken erwarten würde.

Dass der Abend unter dem Motto Weltraum stand, lag am Gastspiel in der Bundeskunsthalle. "Sonst sind wir im Pantheon und ohne Schwerpunkt. Zur aktuellen Ausstellung passte dieses Thema", erklärte Veranstalter Sven-Daniel Getty. Deshalb erzählte Alexander Karim aus Bonn etwas über tote Sterne und was aus ihnen wieder entsteht, der Physiker Guido Sonnabend erläuterte die Suche nach Leben auf dem Mars. Matthias Stahnke nahm die Raketengleichung auseinander und stellte die These auf, dass Raketenwissenschaften gar keine Wissenschaften sind.

"Jeder kann eine Interkontinentalrakete bauen, es ist nur verboten und ich würde es auch niemandem empfehlen", sagte er. Der Grund seines Abratens: Neben der einen grundlegenden Raketengleichung gibt es noch weitere, die zu beachten sind. Den Science Slam gewonnen hat die einzige Frau, die zudem auch noch ihr Debüt feierte: Maren Conrad aus Münster.

Die Medienwissenschaftlerin erklärte, dass die aktuellen Weltraumfilme "Gravity" und "Interstellar" wie viele amerikanische Astro-Streifen klassische Heimatfilme sind, die es bei uns schon in den 50er Jahren in Bayern gab. Es gibt stets einen Helden, der ins Ungewisse zieht und eine Katastrophe meistern muss. Bis zum Happy End.

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