Bis zu minus 200 Grad Celsius Neues Tiefkühllager für Blut- und Gewebeproben in Bonn

Dransdorf · Das Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) betreibt in Bonn-Dransdorf ein Tiefkühllager für Blut- und Gewebeproben.

 Die Leiterin des Biorepository, Christina Hagmann, zeigt wie die Kühlung der Stickstofftanks funktioniert.

Die Leiterin des Biorepository, Christina Hagmann, zeigt wie die Kühlung der Stickstofftanks funktioniert.

Foto: Lea Henneberg

Während die Temperaturen in Bonn zuletzt nach oben kletterten, bleibt es in den neuen Tanks im Industriegebiet in Dransdorf eiskalt. Um genauer zu sein: bis zu minus 200 Grad Celsius. Die Tanks gehören dem Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), das auf dem Venusberg seinen Sitz hat und seit dem Frühjahr in Dransdorf ein hochmodernes Tiefkühllager für Blut-, Urin- und Gewebeproben betreibt.

Die dort gelagerten Proben sollen die Forschung von Erkrankungen des Gehirns und Nervensystems vorantreiben. Insgesamt wird an zehn Standorte des DZNE für schnellere Diagnosen und wirkungsvollere Behandlungen gegen Alzheimer, Demenz und Parkinson geforscht.

Damit das Forschungsmaterial brauchbar bleibt, muss es in einer Umgebungstemperatur von bis zu minus 200 Grad Celsius aufbewahrt werden. Jedes der wissenschaftlichen Institute verfügt über ein eigenes Tiefkühllager, dessen Platz jedoch begrenzt ist. Somit kam die Idee für ein Zentrallager in Bonn auf. Vor allem Proben der DZNE-Institute werden dort eingelagert, aber auch externe Wissenschaftler dürfen die Dienstleistung des sogenannten Biorepository nutzen.

Welche Art von Proben im Lager ankommen, ist dabei nicht relevant, sagt die Leiterin des Tiefkühllagers, Christina Hagmann: „In einigen der Fläschchen ist Blut zu finden, aber auch Hautschüppchen oder sogar Würmer können bei uns aufbewahrt werden.“

In dem neuen Tiefkühllager ist die Einlagerung von insgesamt sechs Millionen Proben möglich, die in fingergroßen Kunststoffröhrchen aneinandergereiht werden. Manche bleiben 30 Jahre oder länger in der Kühlung. Die Zeit der Aufbewahrung ist unbegrenzt möglich. „Wenn mehr Platz für neue Proben benötigt wird, kann das Gebäude problemlos erweitert werden. Deshalb auch der Standort im Dransdorfer Industriegebiet und nicht auf dem Venusberg an der Uniklinik Bonn“, so die leitende Wissenschaftlerin.

Proben aus ganz Deutschland

Im Hauptlager des Biorepository befinden sich sieben Stickstofftanks, welche mit Proben aus ganz Deutschland bestückt sind. Bereits vor der Lieferung versehen die kooperierenden Institute die Probenfläschchen mit einem Barcode. Dieser wird im Biorepository eingescannt und kontrolliert. Eine automatisierte Robotertechnik bringt die gelieferten Proben auf Schienen in den Tank mit der passenden Temperatur. Wird eine Probe zu wissenschaftlichen Untersuchungen wieder benötigt, so gehen sie in speziellen Lagerboxen zurück zu den Kunden. Die Temperatur wird dabei durchgehend kontrolliert und reguliert, um die Qualität der Proben aufrechtzuerhalten.

Für die gesamte Arbeit im Biorepository werden gerade einmal fünf Wissenschaftlern benötigt. Wichtiger als viele Forscherhände ist im Tiefkühllager die Technik. Damit diese durchweg reibungslos funktionieren kann, zahlt die DZNE pro Tank jährlich 20.000 Euro an Servicegebühren für spezialisierte Techniker.

Kommt es dennoch zu einer Störung, können die Tanks bis zu sechs Stunden notgekühlt werden. Denn einige Proben verlieren bei zu häufigem Auftauen ihre Brauchbarkeit, manche bereits beim ersten Mal. Bei größeren Schäden im Hauptlager ist es möglich, 30 Prozent der Gesamtproben in einem zweiten Notlager gegenüber unterzubringen. „Somit können die wertvollsten Proben weiterhin für die Forschung gesichert werden,“ sagt Hagmann.

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