Vermisste Pianistin ist tot Ehemann führt Polizei zur Leiche

BONN · Der Ehemann, ein 54 Jahre alter Musiker, hat die Tötung der vermissten Pianistin gestanden. Es wurde Haftbefehl wegen Mordes beantragt.

Am Piano: Vor einigen Monaten trat Kate de Marcken in der Parkbuchhandlung in Bad Godesberg auf.

Am Piano: Vor einigen Monaten trat Kate de Marcken in der Parkbuchhandlung in Bad Godesberg auf.

Foto: Parkbuchhandlung

Die schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt: Die seit dem 23. Oktober verschwundene Solopianistin Kate de Marcken ist tot. Die gebürtige Belgierin wurde getötet von ihrem Ehemann Sergey K., Ensemblemitglied des Orchesters.

Das teilte Oberstaatsanwalt Robin Faßbender am Donnerstag mit und erklärte: Der 54-Jährige hat gestanden, seine Frau am Tag ihres angeblichen Verschwindens nach einem Streit erdrosselt zu haben. Nach dem Geständnis habe der Mann die Polizei zum Versteck der Leiche geführt.

Vergeblich hatte die Polizei zuvor mit einem vom Ehemann freigegebenen veralteten Foto und aus bislang unbekannten Gründen unter dem Namen Katherine M. nach der Frau gesucht.

Am Mittwoch erschienen die Ermittler in der Wohnung der Familie in Plittersdorf mit einem richterlichen Durchsuchungsbeschluss und vernahmen den 54-jährigen Ehemann. Der hatte seine Frau am 27. Oktober als vermisst gemeldet und behauptet: Kate de Marcken, eine gebürtige Belgierin, sei am 23. Oktober nach Lüttich zu ihrer Familie gefahren, um dort Geburtstagsgeschenke für den gemeinsamen zwölfjährigen Sohn zu kaufen. Sie sei jedoch nicht zurückgekehrt und habe sich auch nicht mehr gemeldet.

Doch die laut Faßbender sofort eingeleiteten Ermittlungen führten ins Leere. Es gab keine Spur zu der 50 Jahre alten Musikerin, über die Bekannte im Gespräch mit dem GA sagten, sie sei eine verantwortungsvolle Mutter, die nie ihr Kind allein lassen würde.

Aus ihrem Umfeld hieß es auch, es sei ihr in letzter Zeit nicht gut gegangen, und um die Ehe habe es nicht zum Besten gestanden. Zeugen schilderten dem GA, sie hätten erlebt, wie aufgebracht ihr Mann in der Öffentlichkeit auf seine Frau reagiert habe.

Als sich für die Ermittler laut Faßbender "erste Verdachtsmomente" gegen den Ehemann ergaben, leitete die zuständige Staatsanwältin Henrike Baumgarten ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts ein. Die Polizei richtete eine Mordkommission unter Leitung von Kriminalkommissar Norbert Lindhorst ein und vernahm nach GA-Informationen eine Reihe von Zeugen.

Der Verdacht gegen den Ehemann erhärtete sich, und als er am Mittwoch mit den Ermittlungsergebnissen konfrontiert wurde, gestand er, so Faßbender, "seine Ehefrau nach einem Streitgespräch unvermittelt körperlich angegriffen und erdrosselt zu haben".

Dieser Streit sah laut Faßbender jedoch zunächst nicht so aus, dass die 50-Jährige mit einem tödlichen Angriff rechnen musste. Aus diesem Grund hält die Staatsanwaltschaft die Erdrosselung rechtlich für einen Mord und geht davon aus, dass das Opfer zum Zeitpunkt des Angriffs arg- und wehrlos war.

In seinem Geständnis gab der 54-Jährige auch preis, wo er sein Opfer vergraben hatte, und erklärte: Er habe die Leiche erst am Abend des nächsten Tages mit dem Auto dorthin gebracht. Wo der 54-Jährige die tote Frau in der Zwischenzeit vor seinem Sohn versteckt hatte, wollte Faßbender nicht sagen.

Am Mittwochnachmittag führte Sergey K. die Ermittler in ein Waldstück bei Dümpelfeld an der Ahr. Dort wurde die Leiche in einem Erdgrab in der Nähe der Kläranlage gefunden und in die Bonner Rechtsmedizin zur Obduktion gebracht.

Zum Motiv, das der 54-Jährige genannt hatte, wollte Faßbender sich nicht äußern. Am Donnerstagnachmittag erließ ein Bonner Ermittlungsrichter auf Antrag der Staatsanwältin Haftbefehl wegen Mordverdachts. Nach Angaben von Faßbender befindet sich der Sohn in der Obhut der Familie der Toten. Wie der GA außerdem erfuhr, kümmert sich das städtische Jugendamt ebenfalls um das Kind.

Blankes Entsetzen herrscht bei den Kollegen des Beethoven Orchesters. "Wir sind doch hier wie eine große Familie", meinte eine Musikerin, die anonym bleiben wollte. Sergey K. lebe wie so viele im Orchester mit Leib und Seele für die Musik. "Es ist entsetzlich, dass so etwas in unseren Reihen passiert ist."

Zutiefst erschüttert ist auch Barbara Ter-Nedden. Die Inhaberin der Parkbuchhandlung in Bad Godesberg hatte Kate de Marcken Anfang des Jahres kennengelernt, als sie in ihrer Buchhandlung ein Konzert gab. "Sie war eine enthusiastische Klavierspielerin", beschrieb Ter-Nedden am Donnerstag die Tote.

"Sie hat für die Musik gebrannt. Ich habe ja nur eine kleine Buchhandlung und kann nicht viel zahlen. Aber das Honorar war ihr nicht wichtig." Bei einem anderen Auftritt der Musikerin im Sommer in ihrem Laden sei der Ehemann unter den Zuhörern gewesen.

Die aktuellen Ereignisse erinnern an andere spektakuläre Kriminalfälle: Fall Ulmen, Fall Paulus

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