Bonner Oberbürgermeisterin lobt Ehrenamtler „Ich bin stolz auf das zivilgesellschaftliche Engagement“

Bonn · Die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner hat am Freitagnachmittag rund 110 Ehrenamtliche für ihre freiwillige Arbeit in der Flüchtlingshilfe geehrt.

Die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner empfängt ehrenamtliche Flüchtlingshelfer im Alten Rathaus.

Die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner empfängt ehrenamtliche Flüchtlingshelfer im Alten Rathaus.

Foto: Benjamin Westhoff

Am Freitagnachmittag wurden rund 110 Personen im Alten Rathaus in Bonn für ihre ehrenamtliche Arbeit in der Flüchtlingshilfe geehrt. Oberbürgermeisterin Katja Dörner eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache, in der sie den Einsatz der Anwesenden lobte. „Seit Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine sind rund 4000 Menschen nach Bonn geflohen“, so Dörner. Ohne die ehrenamtliche Arbeit hätte die Stadt es niemals leisten können, diese Menschen zu empfangen und zu integrieren. Dörner betonte mehrfach: „Ich bin stolz auf das zivilgesellschaftliche Engagement.“ Während ihrer Ansprache bat sie um eine Schweigeminute für den kürzlich verstorbenen Pfarrer der Kirchengemeinde St. Thomas Morus, Hermann Bartsch, der sich ganz besonders für Geflüchtete eingesetzt habe.

„Er hat Menschen in schwierigen Lebenslagen immer unterstützt“, berichtet Ralf Knobloch (58), Pastoralreferent in St. Thomas Morus. Er habe mit Bartsch zusammengearbeitet und ihn immer als besonders engagiert erlebt. Auch seine Kollegin, Rita Bruners (46) aus Röttgen, bezeichnete den Verstorbenen als „wirklich außergewöhnlich“. Sie selbst sehe den Sinn ihrer Arbeit – früher als Ehrenamt, heute als Beruf – darin, „Menschen zusammenzubringen, die sich sonst niemals treffen würden“. Neben ihrer Vollzeitstelle ist sie Leiterin des Projekts „Talkoot – Miteinander auf Augenhöhe“, in dem nur Ehrenamtliche arbeiten.

Sich für andere einsetzen

Eine davon ist Steir Saido (23), die in Bonn-Mehlem wohnt und selbst vor drei Jahren aus Syrien nach Deutschland gekommen war. „Ich habe sowas auch erlebt. Ich weiß, was es bedeutet, aus seiner Heimat zu fliehen, weil dort Krieg herrscht“, so die 23-Jährige. Neben dem Ehrenamt besuche sie die Abendschule, um ihren Hauptschulabschluss zu machen.

Ihre Kollegin Esther Brandanil (24) ist seit rund eineinhalb Jahren ehrenamtlich in dem Projekt tätig. „Meine Motivation war, dass ich immer wieder mitgekriegt habe, dass es an Helferinnen und Helfern fehlt in dem Bereich“, erzählte sie. Ein Freund habe sie damals mitgenommen. Heute hoffe sie, dass mehr Menschen Lust haben, sich wie sie zu engagieren. „Selbst wenn es nur eine Stunde pro Woche ist oder nur einmal alle zwei Wochen. Das hilft schon.“ Brandanil betreue derzeit eine neunköpfige Familie mit sieben Kindern. Den beiden Jüngsten helfe sie bei Schularbeiten und sei darüber hinaus als außerschulische und außerfamiliäre Bezugsperson ansprechbar. „Ich weiß noch, dass ich das als Kind auch gebraucht habe“, erinnert sich die 24-Jährige, die kurz vor der Veranstaltung noch ihr Bachelor-Zeugnis bei der Post abgeholt habe.

Auch Dörner betonte in ihrer Rede die Vielseitigkeit der ehrenamtlichen Arbeit, die von Behördengängen und Arztbesuchen über Kita-Anmeldungen bis hin zu Freizeitaktivitäten führte.

Hilfe für verschiedene Altersgruppen

Angebote für verschiedene Menschen zu schaffen, liege auch Oleksii Nazarenko (36), der in der Bonner Innenstadt lebt, am Herzen. Der Ukrainer, der im März vergangenen Jahres aus seinem Heimatland nach Deutschland geflüchtet sei, habe im April einen ehrenamtlichen Verein gegründet, berichtete er auf Englisch. Das Ziel seiner Organisation sei es, sich als Ukrainerinnen und Ukrainer gegenseitig zu unterstützen. Darum habe er unter anderem eine Gruppe namens „Children without parents“ gegründet, die ukrainische Kinder in Deutschland unterstütze, deren Eltern in der Ukraine geblieben oder im Krieg verstorben sind.

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