Bonner Feuerwehrleute Ehrung der stillen Helden

Bonn · Die Urkunden an die altgedienten übergibt Feuerwehrchef Jochen Stein im Tannenbuscher Schützenhof. Unter ihnen eine junge Mutter und ein Berufsfeuerwehrmann, der bei der Freiwilligen Feuerwehr seine ersten Erfahrungen gesammelt hat.

Frank Linnarz hat bei der Freiwilligen Feuerwehr angefangen und ist nun seit 33 Jahren Berufsfeuerwehrmann.

Frank Linnarz hat bei der Freiwilligen Feuerwehr angefangen und ist nun seit 33 Jahren Berufsfeuerwehrmann.

Foto: Sabine Robels

Nicht jeder, der gegen die Flammen kämpft, will namentlich in der Öffentlichkeit stehen. Aber grundsätzlich, so erklärte es ein Feuerwehrmann, der im Tannenbuscher Schützenhof für seinen 35-jährigen Einsatz ausgezeichnet wurde, sei ein solche Ehrung schon eine feine Sache. Ob er sich als Held fühle, wie ihn viele Bürger sähen. Auf diese Frage antwortete er: „Na ja, es heißt wir sind die, die reinrennen, wenn alle anderen rausrennen. Ich tue das nicht bewusst. In solch einer Situation wird einfach gehandelt.“

Innenminister hat die Urkunden unterschrieben

Geehrt wurden am Donnerstagabend langjährige Mitglieder der Berufs- und Freiwilligen Feuerwehren für 25-, 35-, 40-, 50-, 60- und 70-jährige Mitgliedschaften in der Feuerwehr. Es gab Urkunden, unterschrieben vom NRW-Innenminister Herbert Reul. Eingeladen hatte die Bezirksvertretung Bonn, Bezirksbürgermeister Jochen Reeh-Schall sprach einleitende Worte zur Begrüßung. Der Chef der Bonner Feuerwehr, Jochen Stein, übernahm das Ehren.

 Melanie Ulrich ist seit 25 Jahren bei der Feuerwehr. Nun hat sie auch ihren Mann zum Mitmachen angespitzt.

Melanie Ulrich ist seit 25 Jahren bei der Feuerwehr. Nun hat sie auch ihren Mann zum Mitmachen angespitzt.

Foto: Sabine Robels

Auffällig war, dass nur eine Frau unter den Geehrten war. Melanie Ulrich heißt die junge Mutter. Sie ist seit 25 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Röttgen. „Mein Mann ist jetzt auch dabei. Er macht gerade seinen Grundlehrgang“, verrät sie. Nach dem schönsten Erlebnis gefragt, muss sie lange überlegen. „Wir erleben so viel, ich kann das gar nicht sagen.“ Beim Einsatz während des großen Unwetters im Juli 2021 hätten sie einen Keller einer Familie im Neubaugebiet Röttgen ausgepumpt. „Die Leute hatten gerade so viel verloren. Dennoch haben sie uns noch zwei Wochen später versorgt und uns eine Spende überreicht. Das hat mich sehr beeindruckt.“ Einer der wichtigsten Gründe für die Feuerwehrleute, dabei zu bleiben, sei die Kameradschaft. Der Zusammenhalt untereinander sei für die meisten die Hauptmotivation, bei der Feuerwehr zu bleiben. Und für viele führe der Weg über die Freiwillige Feuerwehr zur Berufsfeuerwehr.

Die Technik hat sich verändert

So erging es auch Frank Linnarz. Er wurde für 45 Jahre Einsatz geehrt. Seit er 16 Jahre alt ist, engagiert er sich bei der Freiwilligen Feuerwehr, 33 Jahre ist er nun schon bei der Berufsfeuerwehr. Als Einsatzleiter im Hauptjob sitze er zu 80 Prozent im Büro. In seiner Freizeit ist er Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr der Verbandsgemeinde Altenahr. Während der Flutkatastrophe habe ihn sein Arbeitgeber freigestellt, damit er dort helfen kann. Auch er muss überlegen, was das schönste Erlebnis war. Auch er sagt: „Wir erleben so viel.“ Das Gute vergesse man wohl schneller als das Schlimme. Und schlimm werde es für ihn als Familienvater immer, wenn Kinder nur noch tot geborgen werden können, so wie ein Siebenjähriger letzten Montag aus dem Rhein.

Eine „schöne“ Geschichte fällt ihm dann doch noch ein. „Als es vor rund 25 Jahren in einem Sportgeschäft brannte, wollten wir eine ältere Dame retten, die darüber wohnte.“ Doch das gestaltete sich schwer. „Bis wir begriffen, dass sie eine Handtasche suchte, in der sie alle ihre Papiere, sozusagen ihr Vermögen, aufbewahrte. Als wir ihr die Tasche gaben, kam sie mit uns mit.“ Und was ist heute anders als vor 45 Jahren? „Die Technik. Wir haben es heute mit vielen Dingen zu tun, die ein größeres Wissen erfordern“, erzählt Linnarz. Bei Airbags und Elektroautos zum Beispiel müssten die Feuerwehrleute aufpassen, wenn sie jemanden aus einem Auto „herausschneiden“ wollen. Ein Einsatzfahrzeug habe heute viel mehr Technik, viel mehr verschiedene Werkzeuge dabei. So erfordere der Job heute deutlich mehr Kenntnisse. Bescheiden, freundlich, hilfsbereit scheinen hier alle zu sein. Eben doch Helden, stille Helden.

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