Und da hatte an diesem Wochenende der Überschwemmungen selbst Petrus ein Einsehen: Der fast zweistündige Open-air-Festgottesdienst mit seinem einstündigen Einsingen bekam nicht einen Regentropfen ab. Die Sonne ließ sich schließlich sogar blicken, als die riesige Christengemeinde auf dezent evangelische Art ausgelassen feierte. Im gesamten Stadtgebiet waren ansonsten die Gemeindegottesdienste ausgefallen: Treffpunkt „der Evangelen“ war an diesem Festtag der Markt.

Genau dort im Rathaus hatte am 5. Juni 1816 eine Gruppe von 208 mutigen evangelischen Bürgern beschlossen, sich in der Diaspora des katholischen Rheinlands zur Gemeinde zusammenzutun. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm erinnerte in seiner Predigt an die Jahrhunderte vor 1816, als Evangelische nur im Geheimen Gottesdienst feiern durften. Er betonte aber gleichzeitig, was wohl das Wichtigste am Jubiläum sei: „Wir feiern es nicht gegen die Katholiken, sondern wir feiern es voller Dankbarkeit für so viel ökumenische Geschwisterlichkeit zwischen den Konfessionen heute gemeinsam.“ Bedford-Strohm begrüßte in den ersten Rängen ausdrücklich Bonns katholischen Stadtdechanten Wilfried Schumacher.

Auch Manfred Rekowski, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Bischof Abednego Keshomshahara von der Partnerkirche aus Tansania, Oberbürgermeister Ashok Sridharan, Ulrike Kaminski vom Vorstand der jüdischen Gemeinde Bonn und der Kabarettist und bekennende Protestant Eckart von Hirschhausen waren der Einladung der drei evangelischen Superintendenen Eckart Wüster (Bonn), Mathias Mölleken (Bad Godesberg-Voreifel) und Reinhard Bartha (An Sieg und Rhein) gefolgt.

Vor und nach dem Gottesdienst liefen Konfirmanden verkleidet als evangelische Persönlichkeiten mit Bonn-Bezug durch die Reihen. In einer Selfie-Aktion wurde zu Fotos mit dem Schriftzug „Ich bin so froh, dass ich evangelisch bin“ eingeladen. Am Abend laden die drei evangelischen Kirchenkreise Bonns noch zu einem Festakt in der Schlosskirche mit Präses Manfred Rekowski, Bonns katholischem Stadtdechanten Wilfried Schumacher und Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan.