Grenzen des Römischen Reiches Ein Ausflug in die Castra Bonnensia

Bonn · Ein Jahr nach der Aufnahme des Niedergermanischen Limes als Unesco-Welterbe will Bonn die Gründungshistorie der Stadt mit einer Führung auf den Spuren der Römer ins Bewusstsein rufen.

 Stadtführer Dieter Hering-Schacht (rechts) erläutert den Aufbau der römischen Badeanlage unter dem Collegium Albertinum.

Stadtführer Dieter Hering-Schacht (rechts) erläutert den Aufbau der römischen Badeanlage unter dem Collegium Albertinum.

Foto: Stefan Knopp

Man nimmt die steinernen Gebilde auf der Heerstraße gerne als gegeben hin. Schöne Fotomotive, gerade während der Kirschblüte. Es handelt sich dabei aber um Nachbildungen von römischen Grabsteinen und Götterdarstellungen, die in Bonn und Umgebung gefunden wurden, einst aufgestellt, um die Entstehungsgeschichte Bonns sichtbar zu machen. Den Ursprung als römisches Legionslager will man jetzt, da sich die Ernennung des niedergermanischen Limes zum Unesco-Welterbe das erste Mal jährt, verstärkt ins Gedächtnis rufen, und dafür hat Bonn-Info die Führung „Auf den Spuren der Römer“ ins Leben gerufen, die am Sonntag Premiere hatte.

Und was für eine. Ursprünglich sei nur ein Rundgang geplant gewesen, sagte Stadtführer Dieter Hering-Schacht. Aber dann habe das Telefon nicht mehr stillgestanden – fünf Führungen wurden am Sonntag im Stundentakt gemacht, weil das Interesse so groß war. Sie alle begannen an der römischen Badeanlage, die 1988/89 bei Arbeiten am Fundament des Collegium Albertinum gefunden wurde. Diese Anlage ist öffentlich zugänglich und täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Mit ein bisschen Fantasie kann man dort die teils beheizten Becken erkennen, die zum privaten Wohnbereich eines römischen Kommandanten in einem Verwaltungsgebäude gehörten. Dieses lag in der Lagervorstadt, in der Handwerker, Händler und die Familien der in der eigentlichen Castra Bonnensia stationierten Legionäre lebten.

B 9 war schon zur Römerzeit eine Hauptverkehrsroute

Hering-Schacht führte die Teilnehmer dann eine ganze Weile an der B 9 entlang. Das ist nicht sehr attraktiv, aber logisch, denn diese Straße war ja auch schon zu Römerzeiten die Hauptverkehrsroute. Der Stadtführer öffnete dabei ein wenig die Augen für die römischen Spuren am Wegesrand, etwa die Überreste einer Hausmauer nahe der Opernpassage oder die Plakette am Hotel Römerhof, die an das Römerlager erinnert. Dessen frühere südliche Grenze wird von einem damaligen Feldzeichenträger markiert – der gute Pintaius hätte sicher nicht gedacht, dass sein Grabstein fast 2000 Jahre in der Zukunft mal diese Aufgabe haben würde.

Wie das Lager ausgesehen haben mag, kann man sich aktuell noch im Innenhof des Mehrfamilienhaus-Komplexes zwischen Drusus- und Graurheindorfer Straße anschauen: Dort wurde ein sehr detailliertes Modell der Anlage aufgestellt, die ab 43 nach Christus dort zunächst aus Holz und ab dem Jahr 70 aus Stein errichtet wurde und bis zu 7000 römische Soldaten fasste, die den „nassen Limes“, sprich den Rhein, vor germanischen Angriffen schützen sollte.

Laut Hering-Schacht soll es bald den Standort wechseln: Nachdem sich ein Bewohner der Eigentümergemeinschaft über die vielen Fremden in der Innenfläche zwischen den Hausriegeln beklagt hatte, könnte man es künftig vor den Häusern an der Graurheindorfer Straße finden.

Wer die Führung verpasst hat und sich für viele Details interessiert, die der Stadtführer zu berichten hatte, kann sich für den 11. September anmelden. Dann ist auf jeden Fall eine weitere geplant, und wenn die Resonanz weiter so groß ist, so Hering-Schacht, könnte dieser rund drei Kilometer lange Rundgang auch dauerhaft ins Programm von Bonn-Info aufgenommen werden.

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