Der Fall Niklas P. Ein Baum zur Erinnerung

Bonn · Mit einer Feierstunde, einer Baumpflanzung und einem Anti-Gewalt-Tag an der Abendrealschule an der Dorotheenstraße ist an den gewaltsamen Tod des 17-jährigen Niklas P. erinnert worden.

 Ehemalige Mitschüler von Niklas P. pflanzen mit dessen Mutter (rechts) und Ashok Sridharan auf dem Schulgelände einen Ahorn.

Ehemalige Mitschüler von Niklas P. pflanzen mit dessen Mutter (rechts) und Ashok Sridharan auf dem Schulgelände einen Ahorn.

Foto: Matthias Kehrein

Der gewaltsame Tod von Niklas P. ist auch Monate nach der Tat in seiner alten Schule, der Abendrealschule an der Dorotheenstraße, präsent. Noch immer wirkt sich das Ereignis auf das Verhalten der Schüler aus, noch immer bleiben viele fassungslos zurück.

Um an den 17-Jährigen zu erinnern, der Anfang Mai durch einen Schlag und einen Tritt gegen den Kopf so schwer verletzt wurde, dass er an den Folgen der brutalen Attacke verstarb, wurden in der Schule am Dienstag gleich mehrere Dinge auf die Beine gestellt.

In einer Feierstunde, an der auch Niklas Mutter und Oberbürgermeister Ashok Sridharan teilnahmen, gedachten Lehrer, Mitschüler und Freunde des 17-Jährigen; im Anschluss wurde ihm zu Ehren ein Feldahorn auf dem Schulhof gepflanzt.

Außerdem stand ein Anti-Gewalt-Tag auf dem Programm, an dem rund 300 Schüler teilnahmen. In verschiedenen Projekten lernten sie unter anderem Strategien, wie Gewalt verhindert werden kann und wie man sich als Zeuge verhalten sollte.

Mutter von Niklas besucht die Schule

„Es ist sehr wichtig, dass so etwas durchgeführt wird, nach allem, was passiert ist“, sagte Niklas' Mutter Denise P., die mit dem OB einige Projekte besuchte. Dass sie sich in der Schule befand, die ihr Sohn besucht und an der er sich „sehr wohl gefühlt“ hatte, berührte sie sichtlich. „Es ist ganz komisch, dass ich jetzt hier bin“, stellte sie fest.

Aber: „Die Schule bemüht sich sehr, den Jugendlichen zu vermitteln, wie man sich verhalten muss.“ Außerdem werde alles unternommen, um die Erinnerung an Niklas aufrecht zu erhalten. Das geschah am Dienstag mit einer Feierstunde. „Es ist ein trauriger Anlass, der uns zusammenbringt“, sagte Schulleiterin Marliese Schopen. Ein hoffnungsvolles Leben sei sinnlos zerstört worden.

Dass sie Niklas nie vergessen werden, bewiesen eindrucksvoll seine Mitschüler, die ihre Wünsche und Hoffnungen wie Frieden und gewaltfreies Miteinander auf Ahornblätter notiert hatten, die anschließend den frisch gepflanzten Baum verschönerten.

Wie notwendig Präventionsprojekte sind, hob Sridharan hervor. Doch nicht nur die Schulen und Schüler seien gefragt, auch Stadt, Politik, Kirchen und soziale Einrichtungen müssten sich einbringen – und täten dies unter anderem am runden Tisch.

Aktion soll keine Momentaufnahme bleiben

Dessen Arbeit trage erste Früchte. So sei die Präsenz von Polizei und Ordnungsdienst in Bad Godesberg erhöht und ein gesamtstädtisches Gewaltpräventionskonzept auf den Weg gebracht worden. Wie dieses aussehen solle, steht noch nicht fest, erste Ergebnisse erwartet er im kommenden Jahr. „Die Sofortmaßnahmen zeigen Wirkung, die erhöhte Präsenz wird wahrgenommen“, ist der OB überzeugt. Wichtig sei, nicht stehenzubleiben sondern weiterzugehen und den „jungen Erwachsenen einen Weg gegen Gewalt aufzuzeigen“.

Die Idee zu dem Anti-Gewalt-Tag sei bei den Vorbereitungen für Niklas' Gedenkfeier entstanden, erzählte Schopen. Kollegen und Schüler hätten sich einhellig für die Projekte ausgesprochen, die unter anderem von der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Stadt unterstützt wurden. Wichtig sei, dass die Aktion keine Momentaufnahme bleibe, sondern fortgeführt werde. Die Trainings kamen gut an. „Es war sehr gut und hilfreich. Es wirkt nach, wir wissen jetzt, wie man Gewalt entgegenwirken kann“, sagte eine Schülerin.

Dass auch Niklas' Tod einiges verändert hat, beschrieb Reinhold Kreutzkamp, stellvertretender Schulleiter und ehemaliger Klassenlehrer des 17-Jährigen. Die Schüler achteten seitdem verstärkt aufeinander und gingen bei Streitereien dazwischen. Ansonsten seien sie nach der brutalen Attacke „ sehr zurückgenommen und in sich gekehrt“ gewesen. Das halte teilweise bis heute an: „Das Jugendliche ist verloren gegangen.“

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