Persönliche Erinnerung an Guido Westerwelle Ein charmanter und warmherziger Mensch

Bonn · Ein „pubertierendes Kerlchen mit Pickeln“ sei er als Schüler gewesen, scherzte Guido Westerwelle später gerne über sich. Ein persönlicher Rückblick auf alte Bonner Zeiten.

Wir Journalisten sollen ja immer eine gewisse Distanz halten, das ist grundsätzlich richtig so. Doch als ich vom Tod Guido Westerwelles erfuhr, war ich geschockt. Wie so viele seiner langjährigen Weggefährten. Wir kannten uns viele Jahre, ja Jahrzehnte, und hegten viel Sympathie für einander.

Als ich Guido kennenlernte, waren wir beide Schüler, 17, 18 Jahre jung. Er ging aufs EMA, wo er heute auf der Liste der prominenten Schüler verewigt ist. Damals sei er doch ein „pubertierendes Kerlchen mit Pickeln“ gewesen, scherzte er später gerne über sich. Ich war junge Redakteurin beim GA, er am Beginn seiner Karriere als Politiker, als wir uns wiedersahen. Gerade 31 Jahre alt, er arbeitete als Anwalt in der Kanzlei seines Vaters an der Heerstraße, wollte er den damaligen Kreisvorsitzenden Wickel als Bonner FDP-Chef beerben. Wir tranken Kaffee auf dem Marktplatz und er philosophierte über die Zukunft Bonns, die durch den Umzugsbeschluss so ins Wanken geraten war. Schon damals spürte man, wie heimatverbunden er war, wie sein Herz an dieser Stadt hing.

Trotz seiner wachsenden Verpflichtungen national und international hat er Bonn und seine alten Weggefährten nie aus den Augen verloren. Wenn er in der Stadt war – auch als Außenminister – nahm er sich weiterhin Zeit auf einen Kaffee mit uns. Nicht mehr mitten auf dem Markt. Das erregte dann doch zu viel Aufsehen. Die Gespräche drehten sich oft um private Dinge. Man merkte, das tat ihm gut. Hin und wieder ging es auch ums Rathaus, selten um Bundespolitik. Er erzählte gerne über seinen Vater, um den er sich liebevoll kümmerte, als dieser krank wurde. Fast nie fehlte er auf den Parteitagen seiner Bonner FDP. Westerwelle genoss ein hohes Ansehen bei vielen Bürgern dieser Stadt.

Ich habe Guido als charmanten, als warmherzigen Menschen erlebt, und es tat mir leid, dass er in überregionalen Medien oftmals so schlecht wegkam. Darunter litt er auch. „Ich freue mich wie ein Schneekönig“, sagte er bei der letzten Begegnung im Sommer 2015 bei einem FDP-Empfang in Bonn. Und erzählte, wie zuversichtlich er sei, seine Krankheit besiegen zu können...

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