Kommentar zu Obdachlosen in Bonn Ein Dilemma
Meinung | Bonn · Das EU-Parlament will die Obdachlosigkeit in Europa bis 2030 abschaffen. Wenn schon eine verhältnismäßig kleine, aber doch reiche Stadt wie Bonn das Problem bisher nicht in den Griff bekommt, wie sollen es dann Metropolen wie London und Paris schaffen, kommentiert GA-Redakteurin Lisa Inhoffen.

70 Obdachlose leben in Bonn, 700.000 sind es in ganz Europa.
Foto: Benjamin WesthoffEs ist ein hehres Ziel, das das EU-Parlament bis 2030 erreichen will. 700.000 Menschen, die europaweit dauerhaft auf der Straße leben, sollen bis dahin ein Dach über den Kopf bekommen haben. Wohlgemerkt, ein festes Dach. Notunterkünfte sollen nur noch vorübergehend und zeitlich begrenzt Menschen ohne eigene Wohnung beherbergen. Da war wohl vor allem der Wunsch der Vater des Gedanken. Die Entschließung des Parlaments ist sicherlich zu begrüßen, in der Praxis dürfte sie nur schwer umzusetzen sein. Wenn schon eine verhältnismäßig kleine, aber doch reiche Stadt wie Bonn das Problem der Obdachlosigkeit bisher nicht in den Griff bekommen hat, weil vor allem preisgünstige Wohnungen fehlen, wie sollen es dann Metropolen wie London und Paris schaffen, wo preiswerter Wohnraum ebenfalls absolute Mangelware ist und die Mieten längst durch die Decke geschossen sind?