Bonner Hofgarten Ein grünes Stück Freiheit für jedermann

BONN · Der Bonner Hofgarten und die kurfürstlichen Bauten sind Thema eines Spaziergangs der "Werkstatt Baukultur" gewesen: Mit ihren Bauten und Grünanlagen haben die Fürsten sich in der Landschaft vieler Städte verewigt. Kurfürst Joseph Clemens holte sich seine Ideen für Bonn in der Region um München.

 Zwischen dem Poppelsdorfer Schloss und dem heutigen Kaiserplatz sollte nach den ursprünglichen Plänen ein Wasserkanal gebaut werden.

Zwischen dem Poppelsdorfer Schloss und dem heutigen Kaiserplatz sollte nach den ursprünglichen Plänen ein Wasserkanal gebaut werden.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Dort hatte er Bekannte, ihm gefielen der Münchner Hofgarten, Schleissheim und die Nymphenburg gut", sagt Alexander Kleinschrodt, während er auf dem Kaiserplatz steht. Dann zeigt er hinunter auf das Poppelsdorfer Schloss. Auf dieser Achse hätte ein Wasserkanal entstehen sollen. "Aber dafür gab es hier zu wenig Wasser, die Pläne wurden verworfen."

Bei einem baukulturellen Spaziergang der "Werkstatt Baukultur Bonn" erklärt Kleinschrodt den Bonner Hofgarten. Eins hat sich seit dem 18. Jahrhundert nicht verändert: Zumindest in Teilen war die kurfürstliche Anlage immer öffentlich. "Deswegen ist sie für die Bonner so wichtig." Noch heute sei die große Wiese, obwohl sie der Universität gehört, ein Ausdruck von Freiheit. "Hier kann man Sport treiben, mit Hunden spazieren gehen oder einfach nur lagern", so Kleinschrodt. Und ist das Grün alljährlich durch ein Zelt bedeckt, "fühlt sich keiner richtig wohl damit".

"So wie jetzt hat es hier früher nicht ausgesehen", sagt Kleinschrodt. Es war vielmehr ein barocker Garten. Als die Residenz im 17. Jahrhundert unter Kurfürst Ferdinand weniger einem Schloss als eher einer Burg ähnelte, endete an der Hofgartenwiese die Stadt Bonn. Entlang der heutigen Grasnarbe verlief die Stadtmauer bis zum Alten Zoll. Weiter südlich gab es keinen Wald, keine Bebauung. "Wer hier stand, hatte freien Blick auf das Siebengebirge und sogar die Godesburg."

Diesen Ausblick machte sich Joseph Clemens zu Nutze, als er auf den Ruinen des Schlosses, das 1689 zerstört wurde, den prachtvollen Neubau und den Hofgarten errichtete. "Der Hofgarten war eine Parterre, zwischen der Südfassade und ihm müssen mehrere Stufen gelegen haben", weiß Kleinschrodt.

Mitte des 18. Jahrhunderts baute Joseph Clemens die Anlage nach französischen Vorbildern. Und die waren stets künstlerisch gestaltet, "die Natur selbst verstand man als zu wild". Alleebäume waren rund gestutzt, das Broderieparterre galt als eine der höchsten Formen der Gartenkunst. "Man orientierte sich an der feinen Stickerei, die Landschaft wirkte dadurch wie gemalt", sagt Kleinschrodt.

Dabei schnitten die Gärtner Ornamente aus Buchshecken, die Leerräume füllten sie mit farbigem Material wie Kies, zerbrochenen Ziegeln oder sogar Glasscherben auf. Mit hohen Heckenwänden war der Hofgarten zweigeteilt. Wie ein separates Abteil wirkte der Bereich zum Rhein hin, in dem es ruhiger und abgeschiedener war. "Dort traf man sich auch für Gesellschaftsspiele", sagt Kleinschrodt.

Seiner barocken Gestaltung nach hätte der Hofgarten mit einem Hochwald im Süden noch ein drittes Gebiet haben sollen. "Aber die Flächen waren bereits durch die Landwirtschaft belegt." Nach dem verheerenden Brand des Schlosses im Januar 1777 wurde der Lustgarten umgestaltet. Aus dem französischen Barock- wurde ein englischer Landschaftsgarten. Bäume wurden nicht mehr nur schnurgerade gepflanzt, sondern als Individuen verstanden und gruppiert.

Den Rasen zu betreten, blieb tabu. Das änderte sich in Notzeiten, in denen der Hofgarten als Heuwiese oder Acker genutzt wurde. Seine heutige Form hat er seit den 1950er Jahren.

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