In Ballkleid und Frack Ein Hauch von Wien in der Redoute

Bad Godesberg · Die Österreichische Gesellschaft lädt zu einem der Ballabende, die seit dem Hauptstadtumzug selten geworden sind.

 „Eins, zwei und vielleicht drei“: Schwungvolle Tänzerinnen und Tänzer in der Redoute.

„Eins, zwei und vielleicht drei“: Schwungvolle Tänzerinnen und Tänzer in der Redoute.

Foto: Axel Vogel

„Als das hier Hauptstadt war“, erinnerte sich der ehemalige Botschafter Hans-Dieter Heumann, „gab es ein großes Angebot an gesellschaftlichen Ereignissen“. Den Presseball etwa. Claudia Welker, die in der Südstadt regelmäßig gesellschaftliche Salons ausrichtet, vermisst das: „Seit die Bundesregierung weg ist, fehlt etwas.“ Beide sind deshalb froh, dass wenigstens der Ball der Österreichischen Gesellschaft Bonn noch weitergeführt wird. Am Samstag wurde er zum 30. Mal in der Redoute ausgerichtet.

Den Ball hatte Wien 1989 der Stadt Bonn zur 2000-Jahr-Feier geschenkt, erzählte Jürgen Em, Präsident der Österreichischen Gesellschaft und laut Welker „die Seele des Ganzen“. Die Gesellschaft wurde als Ausrichter angefragt. Und dafür musste ein Veranstaltungsort gefunden werden, und wegen ihrer Vergangenheit erwies sich die Redoute in Bad Godesberg als passend. Maximilian Franz von Österreich, letzter Kurfürst in Bonn, ließ sie 1790 bis 1792 für Redouten, also Kostümbälle, errichten. Dort hörte Joseph Haydn Ludwig van Beethoven spielen und bot ihm an, bei ihm in Wien Meisterschüler zu werden. So viel Österreich-Bezug prädestiniert die Redoute für Bälle wie den am Samstag.

Der wurde stilecht begangen, mit allem Drum und Dran: Ein Quartett begrüßte die Gäste – in Ballkleid und Frack – im Foyer der Redoute mit „Zigeunermusik“, zur Musik des Johann-Strauß-Orchesters von Gerd Winzer wurde der Abend im Saal mit einer Polonaise der Tanzschule Zettler eröffnet, danach schwebten die Tanzpaare unter edlen Kronleuchtern zum österreichischen Walzer übers Parkett: im Ritardando, „eins, zwei und vielleicht drei“, umschrieb es Em.

Als besonderen Programmpunkt hatte er Alexandra Reinprecht, Sängerin an der Wiener Staatsoper und der Volksoper, und ihren Mann Horst Hubmann eingeladen, die zwischenzeitlich sangen. Natürlich wurde auch diniert, man musste sich ja stärken, da der Ball erst gegen 2 Uhr morgens mit dem Lied „Brüderlein fein“ traditionsgemäß ein Ende fand. Das Zigeuner-Quartett spielte aber noch weiter. Die Leute, die in die Redoute strömen, bezeichnete Em als „eine richtige Familie“. Viele kämen seit Jahren. Welker zum Beispiel war schon zum 20. Mal dort, weil der Ball so edel und elegant sei, sagte sie.

Vertreter der Österreichischen Botschaft und des Wiener Gemeinderates beehrten den Ball am Samstag, außerdem war die kasachische Honorarkonsulin Dorothea Haller-Laible eigens aus Stuttgart nach Bonn gekommen. Die meisten kämen aber aus dem Köln-Bonner Raum, sagte Em. So wie der Godesberger Heumann, dessen Mutter, eine Österreicherin, schon den ersten Ball mitgemacht hatte. Früher sei er als Diplomat viel unterwegs gewesen. Seit drei Jahren aber habe er mehr Zeit und lasse sich den festlichen Abend nicht mehr entgehen. Es sei gut, wenn Bonn sich dieses exklusive Ereignis bewahrte, sagte er. „Der Ball steht für eine Tradition, die früher sehr reich war“, so Heumann. „Umso mehr Bedeutung kommt ihm zu.“ Dass er nicht mit der Bundesregierung nach Berlin umgezogen ist, fand er gut. „Das ist etwas anderes, an der Spree könnten Sie mit so etwas nicht kommen.“

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