Frankenbad in Bonn Ein Juwel mit Alterserscheinungen

Bonn · Ist dieses Gebäude ein bedeutendes Zeugnis der Baukultur, das der Nachwelt erhalten werden muss? 50 Jahre nach Eröffnung des größten Bonner Hallenbades ist die Entscheidung längst gefallen: Das Frankenbad ist erhaltenswert, deshalb steht es seit 1996 unter Denkmalschutz.

 Grün ist es, aber irgendwie schmuddelig. Die Wasserspiele laufen nicht mehr. Die diagonale Anordnung der Linien ist aber noch erkennbar.

Grün ist es, aber irgendwie schmuddelig. Die Wasserspiele laufen nicht mehr. Die diagonale Anordnung der Linien ist aber noch erkennbar.

Foto: Nicolas Ottersbach

Und es gibt Menschen, die von den Qualitäten des Bades nach wie vor überzeugt sind. Martin Bredenbeck ist einer von ihnen. "Damals war das Frankenbad nagelneu und modern, heute hat es Patina angesetzt", gibt er zu. "Aber sein größter Schatz ist der Innenhof." Er sieht darin die Grundform eines Klosters.

Ein Kloster? Wir Laien sehen hier nüchtern-sachliche Architektur?
Martin Bredenbeck: "Die Grundidee ist dieselbe. Das Hauptgebäude mit der Schwimmhalle wird wie von einer Spange von den Umkleiden und dem Foyer umfasst, so dass sich ein Innenhof bildet."

Kein Wunder, dass dieses Ensemble ein Denkmal ist. Lange wusste die Öffentlichkeit nichts davon. Als es zum ersten Mal publik wurde, titelte der GA am 5. März 2008: "Politiker geschockt: Frankenbad ist ein Denkmal." Warum geschockt, fragten sich Bredenbeck und seine Mitstreiter der Werkstatt Baukultur Bonn? Das Wort "Schutz" sei doch positiv besetzt, denkt man an Umweltschutz, Brandschutz, Lärmschutz oder Mutterschutz. Warum nicht beim Denkmalschutz? Weil er Geld kostet und den damals ins Auge gefassten Frankenbad-Abriss durchkreuzte? Darf man deshalb von Schock sprechen?

Was gefällt Ihnen an dem Schwimmbad?
Bredenbeck: "Es ist die Gestaltung mit sehr edlen Materialien. Und der große Raum der Schwimmhalle ist geschickt gegliedert durch die Pfeiler mit Marmorverkleidung. Es handelt sich hier um originale Bausubstanz und hohe Gestaltungsqualität. Und natürlich um einen wichtigen Beitrag zur Bonner Baugeschichte und der Nachkriegszeit insgesamt."

Dagegen steht allerdings der wirtschaftliche Aspekt. Die hohen Sanierungskosten (siehe Bericht oben links) und vor allem der Umstand, dass jeder Besucher die Stadt Bonn 7,34 Euro kostet. Außerdem ist das Bad nicht barrierefrei. Für diejenigen, die das Frankenbad trotzdem lieben und für alte Bausubstanz etwas übrig haben, stellt sich die Sache so dar: Wir sind heute mit dem Frankenbad an einem Punkt wie vor vielen Jahren die Bad Godesberger mit ihrer abgerissenen Altstadt: Stadtplaner würden sie heute gerne zurückhaben. Außerdem hat das Design der Gegenwart auch Kleiderstoffe und Brillen der damaligen Zeit längst wiederentdeckt. Wieso tun wir uns mit der Architektur von damals so schwer? Und dann noch in diesem Falle, wo das Gebäude fast vollständig authentisch erhalten ist?

Was heißt das genau?
Bredenbeck: "Das heißt, dass man heute nicht noch einmal auf die Idee käme, die Bad Godesberger Altstadt abzureißen. Das tut heute vielen Menschen leid. Würde man das Frankenbad abreißen, würde dies in 20 oder 30 Jahren genau so bedauert werden. An diesen Punkt kommt man unweigerlich, irgendwann."

Trotzdem, der Zahn der Zeit hat hier genagt, vieles ist nicht mehr zeitgemäß und überholt, die Technik ist stark erneuerungsbedürftig. Und der Garten, der zwar für die Badegäste zugänglich ist, wird zu wenig genutzt. Das sieht auch der Experte so.

Was würden Sie tun?
Bredenbeck: "Man sollte die Brunnen einfach wieder sprudeln lassen. Das wertet die Anlage ungeheuer auf, bringt Frische und Plätschern als neue Reize."

Die Werkstatt Baukultur Bonn und der Verein AMuBA (August-Macke-Viertel und Bonner Altstadt) feiern den 50. Geburtstag des Frankenbades am Samstag, 22. Juni, von 16 bis 18 Uhr auf dem Vorplatz mit Kaffee und Kuchen. Weitere Informationen unter www.baukultur-bonn.de.

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