MVA-Müllbunker in Bonn Ein Meter Wachstum in sieben Stunden

BONN · Innerhalb von zwei Wochen ist der neue Müllbunker der SWB-Müllverbrennungsanlange um rund 30 Meter in die Höhe gewachsen. Pro Stunde schafften die Bauarbeiter bis zu 15 Zentimeter Betonwand zu gießen. Möglich machte es das Gleitschalverfahren, bei dem rund um die Uhr Zement angeliefert und verarbeitet wurde. Sonst würde die Bauzeit einige Monate länger dauern.

 Gleitschalverfahren nennt sich die Technik, mit der die Bauarbeiter den Müllbunker hochziehen. Sie stecken dabei meterlange Monierstäbe in den Beton.

Gleitschalverfahren nennt sich die Technik, mit der die Bauarbeiter den Müllbunker hochziehen. Sie stecken dabei meterlange Monierstäbe in den Beton.

Foto: Nicolas Ottersbach

Bis heute belieferten etwa 230Betonmischfahrzeuge die Baustelle mit 4000 Kubikmeter Beton. Der normaleBetrieb lief indes weiter, für die Baufahrzeuge gab es eine separate Einfahrt.Den zusätzlichen Lärm und Verkehr nahmen die wenigsten wahr. Anwohner gibt esim Gewerbegebiet nicht, ungemütlich ist es ohnehin.

„An die Belastungsgrenzegeriet die Infrastruktur nur, als dieprivaten Müllanlieferer kamen“, sagte Projektleiter Walter Giesen. Das habe denBau aber nicht ins Stocken gebracht. Viel heikler würde es bei der Sanierungder Nordbrücke in den Sommerferien werden. „Das ist ein wichtiger Grund, warumwir uns für das schnelle Gleitschalverfahren entschieden haben“, sagteMVA-Geschäftsführer Manfred Becker. Denn wenn die Betonmischer im befürchtetenDauerstau stünden, würde der Bau verzögert und Kosten in die Höhe getrieben.

Vor allem musste es aber schnellgehen, weil der rund 20 Jahre alte Müllbunker, in dem der Müll vor derVerbrennung gelagert wird, stark verschlissen ist. Der Betonboden ist durch denKrangreifer abnutzt, irgendwann hält er nicht mehr dicht. „Im Moment haben wirdadurch noch keine Probleme“, sagte Becker.

Die Sanierung gehe nur, wenn der Müllbunkerleergeräumt werde. Sonst sei es zu gefährlich für die Arbeiter. Da jedochweiterhin Müll verbrannt werden muss, um Energie für Tausende Bonner Haushaltezu produzieren, sei der Bau eines Ausweich-Müllbunkers die einzige wirtschaftlicheAlternative gewesen.

Er bringe auch Vorteile für die Zukunft, so Becker. Mitder größeren Lagerkapazität von 14 000 Kubikmetern (vorher 9800 Kubikmeter) könnenmüllarme Feiertage und Monate besser überbrückt werden. Alle drei Öfen würdendadurch optimal ausgelastet. Die Verbrennungsleistung erhöhe sich nicht.

Dass der Beton überhaupt soschnell trocknet und rund 80 Prozent seiner der Festigkeit erreicht hat, sobaldeine neue Schicht darübergegossen wird, hat mit seiner speziellen Mischung zutun. „Die wird auf jede Wetterschwankung angepasst, sonst bilden sich Risse“,erklärte Franz Nünning, Oberbauleiter von Lühn Bau aus Lingen im Emsland. Idealseien leichter „nordischer Nieselregen“ und etwa 20 Grad Außentemperatur.

Dann,so Nünning, können auch die etwa 30 Bauarbeiter schnell genug sein, die immerauf der höchsten Ebene um das Bauwerk rotieren. Im Akkord gossen sie undsteckten meterlange Monierstähle in den Beton. Durch Hydraulikpumpen wurde dieVerschalung dann per Knopfdruck nach oben geschoben. Sie glitt förmlich undhinterließ keine Fugen. Daher der Name Gleitschalverfahren.

Die letzten 13 Meter bis zurBunkerendhöhe von 33,30 Metern folgen ab Juni im gewöhnlichen und langsamerenKletterschalverfahren. Der kompliziertere Grundriss ist dort mit demSchnellguss nicht zu errichten. Läuft alles nach Plan, sollen Schwertransporterab dem 21. August das Dach aus Betonfertigteilen anliefern.

Aus zwei mach eins

Im Innern des Bunkers wird keinzweiter Krangreifer gebaut, sondern lediglich die Fahrschienen des alten verlängert.Deshalb müssen beide Müllbunker die exakt gleiche Höhe von 33,30 Metern überGelände haben. In Wahrheit ist der neue Müllbunker aber neun Meter größer,dieser Teil liegt verborgen unter der Erde. Insgesamt kostet die Erweiterung inRichtung Dickobskreuz/Immenburgstraße, zu der auch ein neues Ersatzteillager,die komplette Ausstattung des neuen Müllbunkers und Abrissarbeiten gehören, 20Millionen Euro.

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