Michael Hoch: 143. Rektor der Uni Bonn Ein Querdenker, der gerne kocht und E-Bass spielt

BONN · Was für ein Typus Wissenschaftler der designierte Rektor der Bonner Universität ist, zeigt sich besonders anhand einer Seminarreihe, die Michael Hoch im vergangenen Jahr ins Leben gerufen hat.

Sie heißt "The Curious Mind", und der neugierige Geist gilt ja als Motor des menschlichen Forschungsdrangs. Das Besondere an der Reihe aber ist, dass Hoch hier Wissenschaftler der unterschiedlichsten Gebiete zu einem Thema diskutieren lässt. Da diskutieren Musikwissenschaftler, Zoologen, Genetiker und Kommunikationswissenschaftler über "Codieren und Decodieren", Forscher aus den Bereichen Molekulare Psychiatrie, Theologie sowie Ökonomie und Neurowissenschaften über "Vertrauen".

Und das ist genau das, was Hoch, dessen Wahl gestern auch vom Senat bestätigt wurde, in den nächsten Jahren an der Universität Bonn anstrebt: die Verbundforschung. "Weitere Querschnittsthemen sind nicht nur interfakultär, sondern auch gesellschaftlich relevant", sagte er gestern. Neben der Förderung der vorhandenen exzellenten Forschungsschwerpunkte möchte er aber auch einzelne Exzellenzbereiche miteinander verknüpfen. Hoch: "Die Schaffung neuer wissenschaftlicher Quervernetzungen durch fächer- und fakultätsübergreifende Zusammenarbeit sind für die zukünftige Entwicklung der Bonner Universität von großer Bedeutung."

Damit erfüllt Hoch offensichtlich die wichtigsten Kriterien der Findungskommission, wie Dieter Engels, Vorsitzender des Hochschulrats, und Nicolas Wernert, Vorsitzender des Senats, betonten. Engels: "Wir haben eine Persönlichkeit gesucht, die vier Kriterien erfüllen musste: Es sollte ein ausgewiesener Wissenschaftler sein, der auf seinem Feld her-ausragende Leistungen von weltweiter Beachtung erbracht hat, international vernetzt sein, Managementerfahrung haben und Aspekte der Verbundforschung im Blick hat. Das alles erfüllt Professor Hoch."

Seit 1999 als Professor für Molekulare Entwicklungsbiologie an der Uni Bonn, begann der 53-Jährige schon ein Jahr später gemeinsam mit Michael Famulok den Life and Medical Science (LIMES)-Verbund aufzubauen. Er ist Geschäftsführender Direktor des LIMES-Instituts, das 2010 in einen Neubau in Poppelsdorf einzog. Im kommenden Jahr soll das Institut um einen weiteren Bau erweitert werden.

Sorgen mache er sich nicht um die weitere Entwicklung des Instituts, sagte Hoch. Immer gebe es am Institut eine ganze Reihe von "ausgezeichneten Kolleginnen und Kollegen, die selbst Sprecher von Sonderforschungsbereichen sind". Außerdem habe man am Institut ganz besondere Teamstrukturen: "Es ist richtig, dass ich da ganz viel Herzblut reingesteckt habe, aber ich bin sicher, dass das Institut seinen Weg machen wird."

Zu den Ergebnissen seines "Querdenkens" gehört auch die Gründung des Diplom-Studiengangs "Molekulare Biomedizin" und anderer Studien- und Graduiertenprogramme und Forschungsverbünde. Er wirkte auch daran mit, das Bonner Forum Biomedizin und das Bonner Exzellenzcluster Immunosensation aufzubauen. International schaffte er Kooperationen mit Hochschulen in Japan, China und der Harvard Universität in den USA.

Dass er nicht nur in den Naturwissenschaften über den Tellerrand blickt, zeigen etwa Vorträge über seine Lieblingsliteratur. Bei den Geisteswissenschaften freut er sich auf die Zusammenarbeit beispielsweise mit Stephan Conermann, der sehr erfolgreich in den Orient- und Asienwissenschaften sei, oder aber mit dem Philosophieprofessor Markus Gabriel.

Zur Person

Der 53-jährige Entwicklungsbiologe Michael Hoch wird zum Sommersemester das Amt des Rektors der Uni Bonn von Jürgen Fohrmann übernehmen. Hoch ist verheiratet, Vater zweier Söhne. Zu seinen Hobbys zählt das Kochen. Von seinen Söhnen erhielt er zum Geburtstag einen Wok. "Kochen hat ja auch was mit Experimentieren und Ausprobieren zu tun", sagt er lachend. In der Band seines Instituts spielt er E-Bass - wie gestern Abend auf der Weihnachtsfeier. Er liebt die Musik der Jazzrockband Return To Forever von Chick Corea und Stanley Clarke.

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