Kunstaktion in der Friedrichstraße Ein Raum für Kreative

BONN · Ein richtiges Konzept hatten die fünf Studenten aus Bonn nicht, nur eine Idee. Tobias Heitmann (28), Julian Ruiz-Ribota (26), Julius Teske (26), Süleymann Akkas (25) und Florian Obstfeld (26) wollten einen Ort für Kreativschaffende bieten. Oder vielmehr eine Plattform sowohl im virtuellen als auch im realen Leben.

 Ein Quintett für die Bonner Schule: (von links) Julian Ruiz-Ribota, Tobias Heitmann, Florian Obstfeld, Süleymann Akkas und Julius Teske.

Ein Quintett für die Bonner Schule: (von links) Julian Ruiz-Ribota, Tobias Heitmann, Florian Obstfeld, Süleymann Akkas und Julius Teske.

Foto: Horst Müller

Herausgekommen ist die Bonner Schule. Optisch ein Abrisshaus an der Friedrichstraße, inhaltlich ein Schmelztiegel für Kunst. Denn jede Form von Kreativität ist willkommen.

Sowohl Musik als auch sämtliche Facetten von Malerei, Streetart, Lyrik und Fotografie haben ihre Bühne im Haus Nummer 10. "Bisher passt alles gut zusammen und profitiert voneinander", sagt Akkas, zuständig für den Bereich Musik. Die einst noble Stadtvilla bezogen die fünf Freunde im vergangenen Jahr.

Das Haus gehört Andreas Nonnen-Büscher, dem Vater von Tobias Heitmann. Noch bis November dürfen sie bleiben und suchen für die Zeit danach eine neue Bleibe. Allerdings ist die Bonner Schule ein kostenloses Angebot für alle Teilnehmer, mithin wäre Miete zahlen nur in einem gering Maß möglich. "Wir wollen damit kein Geld verdienen", sagt Heitmann, zuständig für den Bereich Film.

Um aber doch Projekte über Spenden ein wenig zu finanzieren, ist die Gründung eines gemeinnützigen Vereins in Planung. Auch gegen Sponsoren hat das Quintett nichts, möchte aber weiter unabhängig sein. "Unsere finanzielle Unabhängigkeit ermöglicht uns eben auch viel Spielraum", sagt Heitmann. So viele Freiheiten, dass die Gruppe auch selbst entscheiden kann, was sie fördern möchte.

"In erster Linie wollen wir Künstlern einen Raum bieten, sich zu präsentieren", erklärt Ruiz-Ribota, der sich um Öffentlichkeitsarbeit kümmert. "Dazu arbeiten wir viel crossmedial." Das heißt, dass die Räume der Ruine allen zur Verfügung stehen. Sei es für Ausstellung oder eben um arbeiten zu können.

Über eine virtuelle Bonner Bühne bietet die Gruppe die Möglichkeit, Werke zu veröffentlichen. Auch anonym. "Manche möchten lieber unerkannt bleiben. Wir haben zum Beispiel einen Freund, der Hassbriefe geschrieben hat und diese ohne Absender wegschickte. So hatte er ein Ventil für seine Wut." Natürlich seien das keine Morddrohungen gewesen. Vielmehr gehe es darum, die eigene Meinung loszuwerden.

Bei dem monatlichen Stammtisch, der jeden ersten Montag im Monat um 20 Uhr im "Sonja's", Friedrichstraße 13, beginnt, wurden dann die Briefe im Poetry Slam - ein moderner Dichterwettstreit - vorgestellt. "Das war wirklich lustig", erinnert sich Ruiz-Ribota. "Und ist auch gut angekommen. Mittlerweile wurden die Briefe unter dem Pseudonym 'Hass vom Fass' auch im Internet veröffentlicht."

Neben dem Stammtisch findet regelmäßig die Aktion Schaufenster statt. Hauptsächlich Musiker testen dort aus, wie sie bei dem Publikum ankommen. Bei gutem Wetter findet die Veranstaltung vor dem Fenster statt, bei schlechtem geht es in die Schule. Der Termin wird kurzfristig über Facebook und Twitter bekannt gegeben.

"Bisher ist der Zulauf echt gut", erklärt Heitmann. "Eigentlich sprechen wir so ziemlich jeden an. Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass es für viele Ältere schön ist zu sehen, dass unsere Generation eben nicht 'null Bock' hat."

Auf die Frage, ob Bonn überhaupt der geeignete Ort für Künstler sei, nicken alle. "Bonn hat eine sehr aktive Subkultur", weiß Julius Teske, zuständig fürs Veranstaltungsmanagement. Deswegen sei es auch einfach an der Zeit gewesen, so etwas wie die Bonner Schule zu starten.

Weitere Infos gibt es unter www.bonnerschule.com. Sehenswert ist das Manifest der Bonner Schule op Bönnsch aufhttp://vimeo.com/37724730.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort