Alte Dransdorfer Kiesgrube Ein Refugium für Pflanzen und Tiere

DRANSDORF · Dichtes Gebüsch, hüfthohe Brennnesseln - wäre da nicht das alte Törchen, gäbe es keine Hinweise darauf, dass dort im westlichsten Winkel von Dransdorf ein wichtiger Ort der Artenvielfalt liegt.

 Diethelm Schneider von der Biologischen Station zeigt auf die Stelle in der Steilwand, in der die Wildbienen brüten.

Diethelm Schneider von der Biologischen Station zeigt auf die Stelle in der Steilwand, in der die Wildbienen brüten.

Foto: Stefan Knopp

Friedlich ist es dort, die Straße scheint weit weg zu sein. Ein idealer Ort für viele Tier- und Pflanzenarten, und vor allem für die Wildbienen, mit denen sich Diethelm Schneider von der Biologischen Station bestens auskennt. Es sei ein gutes Beispiel für ein Biotop von Menschenhand, sagt er. "Was wir hier finden, finden wir sonst nirgendwo."

Er gehört zu den wenigen Menschen, die diesen Ort betreten dürfen, und kennt sich sehr gut aus. Vorsicht, wo man hintritt: In der ehemaligen Dransdorfer Kiesgrube wächst die Breitblättrige Stendelwurz, eine Orchidee, die nicht überall zu finden ist, ebenso wie die Ragwurz. Solange sie nicht blühen, sind sie schwer zu erkennen. Die Zypressenwolfsmilch, die gelb blüht, lockt mit ihrem honigsüßen Duft Bestäuber an. Die ersten sind die Hummeln, die Bienen trauen sich erst bei einem bestimmten Wärmegrad aus ihren Löchern. Sie interessieren sich auch sehr für die Zaunwicke. "Die Sandbiene ist spezialisiert auf Schmetterlingsblütler", so Schneider. Vorbei an Vergissmeinnicht, der Pfirsichblättrigen Glockenblume und wildem Majoran. Man passiert eine Kirschpflaume. Es heißt, aus der Kreuzung dieses Baumes mit der Pflaume sei die Mirabelle hervorgegangen, so der Fachmann. Von der Schlehe über die Rose bis zum Apfelbaum wächst hier alles, ein Paradies für Insekten: "Man hat das ganze Jahr über ein Blütenangebot."

Vögel, Kaninchen und Füchse gibt es hier auch, das Herzstück für Schneider ist aber der Bruch an der Steilwand. In den kiesdurchsetzten Lehmboden haben mehrere Bienenarten ihre Brutlöcher gegraben. Der Biologe kann sie alle unterscheiden: Die Männchen der Langhornbienen haben besonders lange Antennen, die Seidenbiene ist in der Lage, sogar in harte Erde Löcher zu graben, und die Maskenbiene ist am weißen Gesicht zu erkennen und außerdem daran, dass sie unbehaart ist. "Sie transportiert Nektar und Pollen im Magen." Die Sandbienen sind schmaler als die meisten anderen und haben einen rötlichen Haarstreifen am Hinterleib. Eine besondere Sorte ist die "Andrena agilissima", die Blauschillernde Sandbiene, die Schneider 2007 erstmals für NRW nachgewiesen hat - eben in dieser Grube. "Sie brütet nur in steilen Wänden, fliegt nur Kreuzblütler an und mehrere Weibchen nutzen einen Nesteingang."

Alle paar Jahre bricht ein Teil der Steilwand ab, weil die Insekten sie zu stark aushöhlen. Das zerstöre zwar Teile von Bienenvölkern, sagt Schneider, "aber nie die ganze Populationen". Auch Wespen und andere Insekten nisten an dieser Stelle. Sie ist einer der wenigen Rückzugsgebiete für solche Arten. "Bevor die Flüsse reguliert wurden, wurde das Flussufer immer wieder ausgeschwemmt und abgebrochen", so Schneider.Heute gebe es das nicht mehr, weshalb besonders Wildbienen auf künstliche Lebensräume wie die alte Kiesgrube zurückgreifen. So hat der Mensch hier wenigstens etwas Gutes geschaffen.

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