Wettkampf vom Club Bonn/Beuel Ein Schachturnier unter freiem Himmel

BONN · 48 Menschen auf einem Sportturnier - und kein Ton ist zu hören: Da kann es sich eigentlich nur um ein Schachturnier handeln. Die meisten Spieler, die sich am Samstag in Bonn zum Wettkampf eingefunden hatten, sind alte Hasen, aber ein solches Turnier hatten die wenigsten bisher schon bestritten. Denn der Schachclub Bonn/Beuel richtete es unter freiem Himmel aus.

 Unterm Blätterdach alter Kastanien: Im Freien am Schachbrett zu sitzen, ist für Profis ungewöhnlich.

Unterm Blätterdach alter Kastanien: Im Freien am Schachbrett zu sitzen, ist für Profis ungewöhnlich.

Foto: Stefan Knopp

Dafür hatte Wolfgang Kaspar, selbst passionierter Schachspieler und Clubmitglied, seinen Biergarten Schänzchen am Rheinufer zur Verfügung gestellt. "Das ist für uns jetzt heute ein Experiment", sagte Andreas Gikas, einer der Turnierleiter. Ein erfolgreiches. Mit dem Wetter hatten die Veranstalter Glück, und die Spieler waren froh, dass die große Kastanie auf dem Gelände viel Schatten spendete.

Das Spielerfeld, zu dem auch zwei Frauen gehörten, konnte sich auch sehen lassen: Es waren mehrere mit einer Wertungszahl größer als 2000 darunter, womit sie zu den sehr guten Spielern gehören. Sie spielten Blitz-Schach: Jeder Spieler hatte während in einer Partie insgesamt 20 Minuten Bedenkzeit, und in diesen 40 Minuten musste entweder ein Sieger ermittelt werden, oder der Spieler, der nach Ablauf der Zeit gerade am Zug war, verlor. Jeder Spieler absolvierte neun Partien.

Allerdings ging es nicht um die internationale Wertung, sondern letztlich nur um den Spaß. Und das Preisgeld. Außerdem wollte der Verein ein wenig Werbung für den Sport machen. "Wir wollten mehr Breite in den Schachsport tragen", erklärte Turnierleiter Thorsten Hennings. "Ich hätte mir mehr jugendliche Teilnehmer erhofft." Denn mit dem Nachwuchs habe der Sport seine Probleme. "Bis 14 Jahre kann man viele Jugendliche gewinnen", so Hennings, "dann bröckeln die langsam weg." viele träumten dann schon von einer Fußballkarriere, meinte Kaspar.

Schach sei nach wie vor in Mode, besonders durch das Internet habe es wieder Zulauf bekommen, sagte Hennings. "Dadurch leiden aber auch die Vereine." Hinzu komme, wie bei anderen Vereinen auch, der Ganztagsschulbetrieb. "Wir wissen nicht so recht, wie man dem begegnen soll."

Schach fördere das logische Denken, sagte er. "Und man muss sich in den Gegner hineinversetzen: Was will er, wie kann ich dem begegnen?" Diese "gedankliche Interaktion" mache für ihn den Reiz aus. "Das ist ein Spiel, bei dem es keinen Glücksfaktor gibt", meinte Gikas. "Aber trotzdem ist es ein Spiel." Es gehe um Kompetenz, "und ein bisschen Psychologie ist auch dabei". Für Spieler Gerhard Winter gehört neben der intellektuellen Herausforderung auch der Spaß dazu, nicht nur das Gewinnen um jeden Preis. "Ich tue mein Bestes, aber wenn der Gegner gewinnt, und die Partie gut war, ist das auch gut." Humor gehöre zur Auflockerung vor einer Partie ebenso dazu wie gelegentlich der Ärger nach einer Partie - "aber immer auf mich selbst bezogen".

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