Poppelsdorfer Heimatmuseum Ein Schatz aus massiver Eiche

Poppelsdorf · Vom alten Möbelwerk der Firma Soennecken in der heutigen Brühler Straße ist nicht mehr viel übrig geblieben. Nun hat das Poppelsdorfer Heimatmuseum einen 100 Jahre alten Schreibtisch aus dem Hause Soennecken erworben.

 Stolz auf das neueste Exponat: Christian Kleist (links) und Klaus Gries in der Poppelsdorfer Heimatsammlung mit dem Soenneken-Schreibtisch.

Stolz auf das neueste Exponat: Christian Kleist (links) und Klaus Gries in der Poppelsdorfer Heimatsammlung mit dem Soenneken-Schreibtisch.

Foto: Stefan Knopp

Vom alten Möbelwerk der Firma Soennecken in der heutigen Brühler Straße steht nichts mehr: Es wurde 1975 abgerissen. „Damals gab es noch keinen Denkmalschutz“, erklärt Christian Kleist, Leiter des Poppelsdorfer Heimatmuseums.

Er ist froh, dass wenigstens einige Produkte aus diesem Werk bis heute überdauert haben. Eines davon bildet das neueste Exponat in der Sammlung: ein Kontor-Schreibtisch nach amerikanischer Art mit Rollladen.

Den hatte das Ehepaar Dolassek aus Solingen dem Museum für einen kleinen Preis überlassen. „Sie waren nicht so sehr daran interessiert, viel Geld damit zu verdienen“, so Kleist. Sie mussten sich aus Platzgründen von dem guten Stück trennen und wollten es in guten Händen wissen. Diesbezüglich konnten sie mit dem Heimatmuseum nichts falsch machen, das schon viele andere Gegenstände aus dem Hause Soennecken beherbergt.

Schreibfedern und Büromaterialien produziert

Denn Friedrich Soennecken hatte 1883, sieben Jahre nach seinem Umzug von Remscheid in die Gemeinde Bonn, Grundstücke in Poppelsdorf erworben und begann mit der Produktion von Schreibfedern und Büromaterialien – dafür ist der Name auch heute noch bekannt.

Bald war er sehr erfolgreich und errichtete im damaligen „Soenneckenfeld“ das Werk, in dem ab 1903 Büromöbel hergestellt wurden, vor allem Schreibtische. Die Variante mit Rollladenverschluss stand von 1910 bis 1920 in der Produktpalette „Die Ursprungsidee dazu kam aus den USA“, erklärt Kleist.

Die Schreibtische wurden von der Firma Shannon hergestellt, das Berliner Unternehmen Zeiss sicherte sich dafür die Lizenz in Deutschland. „Die Firma ist 1903 von Soennecken übernommen worden“, so Kleist. „Damit begann die Fertigung solcher Möbel im großen Stil.“

Alle Schubladen mit einer Schlüsseldrehung blockiert

Der Tisch aus massiver Eiche, der jetzt im Museum steht, verfügt nicht nur über den Rollladen, mit dem man die Tischplatte verschließen kann, sondern auch über einen Zentralverschluss: Mit einer einzigen Schlüsseldrehung werden alle Schubladen zugleich blockiert.

An beiden Seiten des Rollladenaufbaus kann man über kleine Briefschlitze dennoch etwas einwerfen. Des Weiteren ist im unteren Bereich ein Fußbrett angebracht, für die Entspannungspausen bei der Schreibtischarbeit.

Klaus Gries, Vize-Vorsitzender des Fördervereins Poppelsdorfer Geschichte, war vom Zustand des Möbelstücks beeindruckt. „Sogar die Schrauben sind noch original.“ Er hatte, nachdem der Förderverein das Geld bewilligt hatte, den Tisch bei den Vorbesitzern abgeholt.

Bestellkarte aus dem Jahr 1949

Jörg Dolassek gab auch Informationen darüber weiter, woher er den Tisch hatte: Er kaufte ihn der Solinger Taschen- und Jagdmesserfirma Weltersbach ab, als sie 1994 aufgelöst wurde.

In einer Schublade fand er auch noch eine Bestellkarte über Ersatzteile für ein Taschenmesser aus dem Jahr 1949. Als die Dolasseks die Nachkommen Friedrich Soenneckens anschrieben, wurden sie ans Poppelsdorfer Heimatmuseum weiterverwiesen. Dort wird man den Schatz in Ehren halten.

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