Mögliche Opernschließung Ein Spareffekt von 13 Millionen Euro

BONN · Der Verzicht auf eine eigene Oper könnte die Stadt langfristig um rund 13 Millionen Euro im Jahr entlasten. Das geht aus einer Kostenschätzung des Kulturamtes hervor. Diese Schätzung ist Voraussetzung für den Start eines Bürgerbegehrens zur Streichung der Opern-Zuschüsse ab August 2013, das Mitglieder der Piratenpartei eingereicht haben.

Laut Kulturamt wäre in der Spielzeit 2013/14 kein Einspareffekt erzielbar, wenn das Musiktheater (Oper, Tanzgastspiele, Musical, Reihe "Quatsch keine Oper") aufgegeben würde - vor allem wegen laufender Verträge und der Personalkosten. "Außerdem würden Schadensersatzklagen von Künstlern drohen, wenn wir Verträge nicht erfüllen", warnt Kulturdezernent Martin Schumacher.

In den folgenden Jahren würden die städtischen Kosten nach Angaben seiner Fachleute von rund 13 auf 9 Millionen Euro sinken. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei der Stadt ausgeschlossen: Erst wenn 2018 befristete Arbeitsverträge im Musiktheater ausgelaufen und alle anderen Mitarbeiter auf freie Planstellen der Stadtverwaltung übernommen oder freiwillig ausgeschieden wären, könne der Kämmerer im Vergleich zur heutigen Situation um 13 Millionen Euro entlastet werden. Dann stünde jedoch die Oper leer - auch das kostet Geld.

Eine hohe Summe lässt das Kulturamt in seiner Kostenschätzung jedoch unberücksichtigt: 7,7 Millionen Euro sollen ab 2013 über fünf Jahre hinweg in die Bühnentechnik fließen. Es fehle noch der nötige Ratsbeschluss, argumentiert Schumacher.

Die Kernaussagen der Kostenschätzung sind wichtig, weil die Stadtverwaltung dazu eine konkrete Formulierung vorgeben wird, die auf den Unterschriftenformularen des Bürgerbegehrens auftauchen muss.

Das Musiktheater bekommt Schumacher zufolge ab 2013 einen Betriebsmittelzuschuss von rund 16,4 Millionen Euro. Den Löwenanteil machen die Personalkosten für rund 200 Mitarbeiter mit etwa 10 Millionen Euro aus; danach kommen die Dienste des städtischen Beethovenorchesters, die die Oper jährlich 3,6 Millionen Euro kosten. Letztere Summe müsste nach dem Szenario des Kulturamtes der Kämmerer tragen, wenn die Oper geschlossen würde.

Andererseits: Würde das Beethovenorchester, das heute rund 50 Prozent seiner Einsätze in der Oper absolviert, bei anderen Auftraggebern Einnahmen einspielen, wäre die Ersparnis für die Stadt Bonn noch höher als die besagten 13 Millionen Euro - sofern man ernsthaft über ein Ende der Oper nachdenken wollte.

Für den Kulturdezernenten kommt das nicht in Frage. "Bonn ist eine traditionsreiche Opernstadt mit einem schönen, gut funktionierenden Haus und einer hervorragenden Auslastung von 80 Prozent", sagt Martin Schumacher. Oper sei keine "elitäre Angelegenheit", sondern "wirke in die Gesellschaft hinein".

Das Theater müsse schon nach aktueller Beschlusslage einsparen: 3,5 Millionen Euro hat der neue Generalintendant Bernhard Helmich ab Sommer 2013 bei nahezu gleichbleibenden Stadtzuschüssen aus seinem Gesamtetat herauszuholen.

"Wir müssen Kooperationsmodelle mit anderen Städten prüfen", betont Schumacher - nicht nur mit Köln. Mit dem dortigen Kulturdezernenten sei er "in Gesprächen": auch über eine Zusammenarbeit bei den Theaterwerkstätten. Allein Bonn beschäftigt in diesem Bereich zwei Dutzend Mitarbeiter.

Zuschüsse an das Theater Bonn

  • Für das gesamte Theater ist in der Spielzeit 2013/2014 ein städtischer Betriebsmittelzuschuss von rund 28 Millionen geplant, der sich auch in den Folgejahren in dieser Größenordnung bewegen soll. Dazu kommt ein Landeszuschuss von einer Million Euro. Für die Bauunterhaltung stellt die Stadt eine weitere Million bereit (davon 600 000 für die Oper). Rund 16,4 Millionen Euro aus dem Betriebsmittelzuschuss sind laut Kulturamt fürs Musiktheater (Oper, Musical, Tanz) vorgesehen.
  • Personal im Musiktheater: 167 Vollzeit (Schauspiel: 135), Teilzeit 24 (Schauspiel: 20). Dazu kommen 26 Mitarbeiter in den Werkstätten, die für beide Bereiche arbeiten. bau
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