Treffen deutscher Medienclubs in Bonn Einblick in den Kanzlerbungalow

BONN · Vertreter deutscher Medienclubs erhalten einen exklusiven Einblick in den Kanzlerbungalow

 Helmut Kohls Deckenleuchten strahlen über den Medienvertretern im Kanzlerbungalow.

Helmut Kohls Deckenleuchten strahlen über den Medienvertretern im Kanzlerbungalow.

Foto: Volker Lannert

Betritt man den Kanzlerbungalow, der sich inmitten der weitläufigen Parklandschaft des Palais Schaumburg nahezu versteckt, fühlt man sich zwangsläufig in eine andere Epoche versetzt. Selbst Architekturlaien fällt der 60er-Jahre-Charakter, den das ehemalige Zuhause verschiedener Kanzler versprüht, schnell auf.

In den Genuss einer exklusiven Führung durch die Wohn- und Repräsentationsräume des 1963 von Architekt Sep Ruf entworfenen Gebäudes kamen am Samstag 25 Vertreter deutscher Medienclubs, deren jährliches Treffen dieses Mal der Bonner Medienclub organisierte.

Durch Stephan Eisel, vormals Redenschreiber unter Helmut Kohl und stellvertretender Leiter des Kanzlerbüros, gewann die Führung durch die wunderbare Parkanlage eine ganz individuelle Note. Eisel, bei der Führung unterstützt durch Julia Rauschenbach vom Haus der Geschichte, plauderte über Anekdoten aus den Zeiten der Bonner Republik, als der Blick auf das recht schmucklose Kanzleramt noch die Anfangssequenzen des "Berichts aus Bonn" zierte.

Der Bungalow, damals für seine hohen Baukosten kritisiert und wegen des kleinen Pools als "Ludwigslust" verspottet, war ein Herzensprojekt von Ludwig Erhard, dem Mann des Wirtschaftswunders. In zwei versetzte Quadrate unterteilt, je eines für repräsentative und private Zwecke, vermittelt der Bau heute einen Eindruck seiner verschiedenen Bewohner, Ein Schritt führt seit der Restaurierung von der Ära Erhard hinüber zur Ära Kohl.

Die Räume des repräsentativen Teils spiegeln nämlich beide Epochen wieder: hier die sachlichen Designklassiker, da die verspielten Deckenleuchten, schweren Teppiche und Gardinen. Nicht allen Bewohnern sagte der Bungalow aber zu, Helmut Kohl beispielsweise verbrachte die Wochenenden daheim in Ludwigshafen. Aber auch für Kanzler gilt deutsche Gründlichkeit, sie alle mussten Miete zahlen und Kündigungsfristen einhalten.

Den Besuchern war das Interesse an einem so wichtigen Stück deutscher Geschichte deutlich anzumerken, ebenso wie das Erstaunen darüber, dass aus Kostengründen zunächst an der Sicherheit gespart wurde. So verfügt das Gebäude beispielsweise nur über Einfachverglasung. Eisel betonte vor allem die vertraute Atmosphäre, die im Bungalow unter Kohl stets geherrscht habe und informative und sensible Gespräche in dieser Form erst ermöglichte. Seit 2001 steht der Kanzlerbungalow unter Denkmalschutz. Er gilt als bedeutender Bau der Moderne und ist als Residenz westlicher Regierungschefs einzigartig.

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