Familientag im Haus der Geschichte Einblicke in die Medienwelt

Bonn · Beim Familientag drehte sich am Sonntag im Haus der Geschichte drehte sich alles um Zeitungen, Radio, Fernsehen und Internet, passend zur aktuellen Sonderausstellung „Unter Druck – Medien und Politik“.

 Bettina und Michael Sruss mit Leon (15), Lino (8) und Lilly (9) bewundern im Haus der Geschichte ihr ganz persönliche GA-Titelseite.

Bettina und Michael Sruss mit Leon (15), Lino (8) und Lilly (9) bewundern im Haus der Geschichte ihr ganz persönliche GA-Titelseite.

Foto: Martin Wein

„Komme ich jetzt ins Fernsehen?“, fragt ein kleines Mädchen seine Mutter. Die blaue Wand im Foyer des Hauses der Geschichte sieht schließlich fast ein bisschen aus wie ein Nachrichtenstudio. Wer sich staatsmännisch, originell oder einfach nur sympathisch davorstellt, der landet Minuten später zwar nicht auf dem Fernsehschirm, sondern auf der Titelseite des General-Anzeigers. Die gibt es von den Verlags-Auszubildenden Maria Klug und Simone Barthle ausgedruckt gleich zum Mitnehmen. Auch Familie Struss aus Siegburg ist dabei – und schafft es dann tatsächlich sogar in die wirkliche Printausgabe.

Am Familiensonntag dreht sich im Haus der Geschichte alles um Zeitungen, Rundfunk, Fernsehen und Internet. Passend zur aktuellen Sonderausstellung „Unter Druck – Medien und Politik“ können Kinder am Basteltisch ausprobieren, was man aus einer Zeitung – natürlich erst nach der Lektüre – alles falten kann. Einen praktischen Hut zum Beispiel. Fotografin Jennifer Zumbusch zeigt den Umgang mit der Kamera und erklärt, was ein gutes Nachrichtenbild ausmacht. Außerdem gilt es, eine eigene Titelseite zu gestalten. Im Saal berichtet „logo“-Moderatorin Linda Joe Fuhrich schließlich 180 Kindern und Eltern, wie die Kindernachrichten im ZDF entstehen. Die sechsjährige Amelie Reinhardt aus Bonn ist extra deshalb gekommen. „Die erklären das so anschaulich. Wenn demnächst zwei oder drei Flüchtlingskinder in ihre Klasse kommen, hat sie eine Vorstellung davon, was die erlebt haben“, erklärt ihre Mutter.

Natürlich gibt es auch mehrere Familienführungen durch die Ausstellung, die noch bis zum 17. April geöffnet ist. 50 000 Besucher haben sie schon gesehen. Zahlreiche Bilder, Schlagzeilen und Ausschnitte illustrieren sehr anschaulich, dass eine freie Presse in Deutschland keineswegs selbstverständlich ist. Nicht nur Reichspropaganda-Minister Joseph Goebbels hielt die Presse 1934 ungeniert für einen „Mitarbeiter der Regierung“. Schon 1952 wollte die Regierung Adenauer ein restriktives Pressegesetz durchsetzen, scheiterte aber an den Ländern.

Nicht nur die Gründung des ZDF 1962 als konservativer Ausgleich zur als zu „links“ empfundenen ARD, sondern auch Versuche der CDU unter Ernst Albrecht 1979, über den NDR die ARD zu unterminieren, erschrecken. Erste Lizenzen fürs Privatfernsehen waren 1984 ein weiterer Versuch, konservative Gegengewichte im Fernsehen zu schaffen. Ob die Politiker ahnten, dass sie sich mit der Handpuppe Karlchen – ein von RTL verliehener Star der Ausstellung – einen frechen Spötter mit besonders losem Mundwerk auf den Fernsehschirm holten, bleibt dahingestellt. Der Sozialhilfeempfänger „Florida-Rolf“, die Flick-Affäre, die Dissertation von von Guttenberg oder ein Plakat von US-Präsident Barrack Obama mit der Aufschrift „Yes, we scan“ in der Abhöraffäre erinnern an Missstände, die erst durch wachsame Medien auffielen, die sich eben nicht als Mitarbeiter der Politik sahen.

Bettina Struss hält eine Portion Medienbildung für ihre Kinder für angebracht: „Die Ausstellung schauen wir uns jetzt als erstes an.“

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