Kommentar Eine attraktive Moschee

Es ist geschafft: Nach Jahren der politischen Diskussion hat Bonns erste repräsentative Moschee eröffnet. Mit ihren 600 Gebetsplätzen und verschiedenen Veranstaltungsräumen können sich die Muslime in Bonn über ein würdevolles Gotteshaus freuen, das gar nichts mehr gemein hat mit den üblichen Hinterhofmoscheen.

Architektonisch fügt sich das Gebäude in die Nachbarschaft ein, ohne seine Identität zu verleugnen: Minarett und Kuppel gehören jetzt auch zur Bonner Skyline - wenn man von der 1995 gebauten König-Fahad-Akademie in Lannesdorf absieht, die ja offiziell eine Schule ist.

Dass die neue große Moschee in Alt-Tannenbusch trotz einiger Querelen in den politischen Gremien gebaut werden konnte, verdankt die Al-Muhajirin-Gemeinde auch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch und der Integrationsbeauftragten der Stadt, Coletta Manemann.

Während Nimptschs Vorgängerin Bärbel Dieckmann nach den unheilvollen Erfahrungen mit Islamisten in der Fahad-Akademie das Thema Moscheebau links liegen ließ, hatten und haben die Muslime in Nimptsch einen Fürsprecher. Die Moderatorin Manemann hat es mit Infoveranstaltungen und Runden Tischen geschickt verstanden, Kritiker davon zu überzeugen, dass eine Moschee nicht den Untergang des Abendlandes bedeuten muss. Auch die beiden großen christlichen Kirchen warben bei ihren Mitgliedern dafür, dass Religionsfreiheit eben auch für Muslime gilt.

Und doch ist da dieses dunkle Kapitel, seit der General-Anzeiger vor zwei Jahren interne Papiere des Landeskriminalamtes in die Hände bekam. Was dort zu islamistischen Umtrieben am alten Standort der Moschee in der Theaterstraße geschildert wurde, war beunruhigend. Bleibt zu hoffen, dass der Vorstand seine Lehren gezogen hat und weiterhin genau im Blick hat, wer in seiner Moschee ein- und ausgeht. Denn man muss damit rechnen, dass nicht nur rechtschaffene Gläubige, sondern auch Extremisten eine große Moschee mit diversen Veranstaltungsräumen attraktiv finden.

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