Bonner Fotografin startet Mitmach-Projekt Spielen trotz Corona: Kinder sollen ihre liebsten Orte fotografieren

Bonn · Jennifer Zumbusch hat die verwaisten Bonner Spielplätze fotografiert, als sie wegen der Pandemie geschlossen wurden. Jetzt erweitert sie das Projekt.

 Jennifer Zumbusch hat auch den Spielplatz vor ihrer Haustür fotografiert.

Jennifer Zumbusch hat auch den Spielplatz vor ihrer Haustür fotografiert.

Foto: Benjamin Westhoff

Anfang des vergangenen Jahres hat Jennifer Zumbusch sich mit Sperrgebieten beschäftigt. Eins davon lag direkt vor ihrer Haustür. Zumbusch ist Fotografin und arbeitet für die Bonner Museen oder für Magazine. Als die Spielplätze wegen der Pandemie abgesperrt wurden, nahm sie ihre Kamera und dokumentierte die Orte, an denen sonst geschrien und getobt wird, die aber nun stillt und verwaist waren.

Playgrounded nannte sie das Projekt, grounded bedeutet im Englischen, Hausarrest zu haben. Anfangs wollte sie das Ganze Playtime nennen. „Aber dann habe ich gemerkt, dass passt nicht so gut“, sagt Zumbusch. „Es war eher so, als wären alle vom Spielplatz verbannt worden.“ Wie eine Strafe, für die man nichts kann, habe sich das für viele Kinder angefühlt.

Zumbusch hat eine drei Jahre alte Tochter. Für ihr Projekt fotografierte sie Spielplätze und Sportstätten in der Umgebung ihres Wohnortes. „In einem Radius, in dem sich auch ein Kind oder ein Jugendlicher bewegt“, sagt sie. Für ihre Tochter sei es anfangs schwer gewesen, nicht mehr auf den Spielplatz zu können. Sie habe es aber gut verstanden. „Und dann haben wir uns gesagt: Na gut, suchen wir uns was anderes.“ Mit den Nachbarn machten sie eine Schnitzeljagd und versteckten Schätze für die andere Familie.

Nun will Zumbusch ihr Projekt noch erweitern. Für „Mein Playground 2020“ sollen Kinder selber Fotos von ihren „Spielplätzen“ machen. Am Ende will sie diese Bilder zusammen mit ihren ausstellen. In den letzten Tagen hat sie dafür in den sozialen Medien Werbung gemacht. Die ersten Rückmeldungen hat sie schon. „Viele Eltern haben gesagt: Unsere Kinder haben dafür etwas anderes gelernt, viele sind in die Wälder gegangen und haben selbst Spielplätze entwickelt“, sagt Zumbusch. Eltern hätten auch berichtet, dass ihre Kinder früher gelernt haben, Fahrrad zu fahren – auch weil die Eltern mehr Zeit hatten.

Ihr erstes Spielplatz Foto hat Zumbusch in der Rheinaue aufgenommen. „Da waren sogar die Schaukeln abgehängt“, sagt sie. Wie hat sie die leeren Spielplätze wahrgenommen? „Die Stimmung war sehr gespenstisch“, sagt Zumbusch. „Ich stand mit der Kamera da und es war so eine Endzeitstimmung.“ In der Rheinaue fotografierte sie auch eine Graffiti-Wand. Dabei habe sie gut beobachten können, wie sich die Stimmung während der Pandemie verändert. „Das Absperrband war immer wieder durchtrennt“, sagt Zumbusch. „Und auf der Wand stand erst Corona und später ‚Fuck the Police’.“

Auf ihrem Profil auf Instagram hat die Fotografin auch ein Bild veröffentlicht, auf dem zu lesen ist: Kunst macht Mut. Wie sehr hat ihr die Fotografie geholfen, durch die Corona-Krise zu kommen? „Sie ist eine gute Art, sich vor Augen zu führen, was da gerade passiert und vielleicht etwas Hoffnung darin zu finden“, sagt Zumbusch. Sie helfe auch, Themen für sich selber besser einzuordnen. Darum gehe es ihr auch im Projekt: Eltern und Kinder könnten sich vielleicht noch mal um das letzte Jahr kümmern, was alles passiert ist und was es für sie bedeutet. Zumbusch sagt: „Es hat auch einen therapeutischen Hintergedanken.“ Wer mitmachen will, kann unter dem Betreff: „Mein Playground“ eine E-Mail an info@zumbusch-fotografie.de schicken.

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