Eine einmalige Karriere: Pressefotograf Heinz Engels wird 80 Jahre alt

In Bonn ist er bekannt wie ein bunter Hund

Eine einmalige Karriere: Pressefotograf Heinz Engels wird 80 Jahre alt
Foto: barbara Frommann

Bonn. "Es hat sich so ergeben", sagt Heinz Engels mit Blick auf seine Karriere als Pressefotograf in Bonn. Eine einmalige Karriere, die sich so nur in der einstigen Bundeshauptstadt ergeben konnte.

Sechs Jahrzehnte, in denen Heinz Engels nicht nur die Entwicklung der jungen Bundesrepublik mit wachem Auge begleitete, zugleich 60 Jahre, in denen er - in erster Linie für den General-Anzeiger - die großen und kleinen Ereignisse in der Stadt im Bild festhielt. Eben noch bei der Schützenkönigin in Dransdorf, fuhr Engels schnurstracks in die Villa Hammerschmidt, um etwa den Staatsbesuch der Queen ins rechte Licht zu rücken. Das gab es nur in Bonn.

Heute ist Heinz Engels 80 Jahre alt geworden. Mit gemischten Gefühlen. Aber auch stolz auf sein Lebenswerk. In Bonn war und ist er bekannt wie ein bunter Hund, auch wegen der blonden Mähne, seit Mitte der 60er Jahre eine Art Erkennungszeichen. "Der Mann mit dem Goldhelm" titulierte ihn das ZDF in dem Film "Herr Bundeskanzler, bitte hierher schauen". Die Kollegen riefen auch schon mal Günter (Netzer) hinter ihm her. Oder Heino.

Heinz Engels ist bis heute Fotograf aus Leidenschaft. Seine blauen Augen blitzen, wenn er von dem "glückliche Zufall" zu Beginn seiner Karriere erzählt. Der hieß Soraya, und es ergab sich, dass sie, frisch geschieden vom Schah von Persien, mit dem Baron von Malsen-Ponickau auf einem Ball in der Godesberger Redoute Wange an Wange tanzte. Und zufällig war der junge Engels, noch brünett und mit "kultiviertem Haarschnitt", dem Baron kurz zuvor in die Arme gelaufen. Der suchte den richtigen Mann für den Exclusiv-Job. Engels!

Die Soraya-Fotos gingen um die Welt, auch zum Ruhme des Barons, der Engels gleich zu einer Art Hoffotograf ernannte. Ob Baden-Baden oder beim Pferderennen in Iffezheim: "Der Herr Baron tanzt gleich an Ihnen vorbei", stand auf Kärtchen, die dem Fotografen aus Bonn auf dem Silbertablett gereicht wurden. Der Ausflug in den Hochadel lohnte sich. Engels hatte sich einen Namen gemacht und das erste große Geld verdient.

Der gebürtige Bonner, bei der Oma groß geworden, hatte im Schatten des Münsters eine Lehre bei Foto Bartholomäi gemacht. 1949, gerade mal 20 Jahre alt, gehörte er zu den ersten Pressefotografen der jungen Bundesrepublik. Damals noch mit einer "Leica mit Revolverkopf" unterwegs, war er früh von den Vorteilen digitaler Technik überzeugt.

Seine Neugier hat ihn bis heute jung gehalten. Und mit Vergnügen erinnert er sich an die Begegnungen mit Politikern wie Adenauer. Einmal fuhr er mit dem Alten nach Cadenabbia zum Boccia. Mit dem Spiegel-Auftrag im Hinterkopf, er möge ein Foto bringen, auf dem der Kanzler seinen Hut nehme. "Nee, das mach' ich nicht", habe der abgelehnt, nicht zuletzt wegen seines nicht eben herzlichen Verhältnisses zum Hamburger Politmagazin. Engels überredete ihn, das Hut-Foto wurde Spiegel-Titel. Und berühmt.

Der Erfolg war nicht immer leicht, aber er blieb beständig. "Heinz Engels", sagt der frühere GA-Chefredakteur Helmut Herles, "war das Markenzeichen des General-Anzeigers." Immer mittendrin. Dabei habe er nie zu den Dränglern und Schubsern der Zunft gehört. "Die Politiker", hat Herles beobachtet, "kamen zu ihm".

Oft genug war Engels allerdings schneller, als die Polizei erlaubt. Beste Kontakte zu Polizei und Feuerwehr bewährten sich vor allem auf lokaler Ebene. Durch den guten Draht zum Staatsschutz gelang ihm ein gespenstisches Dokument des RAF-Überfalls auf Hans-Martin Schleyer in Köln, was in allen großen Zeitungen und Illustrierten abgedruckt wurde.

Engels blieb in Bonn, wenn die Kollegen um die Welt reisten. Das war nicht sein Ding. Von der Kirmes in Graurheindorf ins Kanzleramt, das waren die Dimensionen, die seinem Naturell entsprechen. Bis heute. Nur Mallorca lockt immer noch.

Seine Fotos hat er größtenteils dem Stadtarchiv überlassen. 65 000 Negative, eher mehr. "Fotos: Heinz Engels" heißt eine Ausstellung im Foyer des Stadthauses, die am 16. Juni von Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann eröffnet wird. Ein Geburtstagsgeschenk. Die Anerkennung und den Respekt seiner Kollegen hat er längst.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort