111 Jahre Gasthaus Nolden Eine Endenicher Institution

ENDENICH · Nein, in die Töpfe lässt sich Hans Nolden nicht gucken. Nur so viel ist ihm zu entlocken: Das Fleisch muss von guter Qualität sein und mindestens eine Woche lang in Rotwein und Essig marinieren.

 Das aktuelle Team im Gasthaus Nolden: (von links) Servicekraft Yvonne und Koch Murat sowie Hans Nolden mit Enkel Joshua, Tochter Sabine Nehrkorn, Sohn Hans und Ehefrau Anni.

Das aktuelle Team im Gasthaus Nolden: (von links) Servicekraft Yvonne und Koch Murat sowie Hans Nolden mit Enkel Joshua, Tochter Sabine Nehrkorn, Sohn Hans und Ehefrau Anni.

Foto: Horst Müller

Ein paar "geheime" Gewürze und Zutaten sowie eine gute Portion Liebe und Leidenschaft bei der Arbeit runden den Geschmack erst richtig ab: Wenn in Endenich Kirmes gefeiert wird, dann gehen im Gasthaus Nolden mindestens 300 Portionen Sauerbraten und noch einmal etwa 100 Rouladen über die Theke.

Für die rheinische Spezialität reisen Kirmesgäste aus der ganzen Umgebung an. "Denn bei uns werden Sauerbraten und Rouladen noch aus Pferdefleisch gemacht", betont der Senior des Traditionshauses. Dafür reist der 76-Jährige bereits Tage vor dem Fest zum Rossschlachter nach Rheinbach. "Wer einen guten Sauerbraten anbieten will, der braucht auch gutes Fleisch."

Ganz in der Tradition des Rheinlandes feiert "das Nolden" in diesem Jahr ein jeckes Jubiläum: Seit 111 Jahren ist die Gaststätte in Familienbesitz, mit Tochter Sabine Nehrkorn bereits in vierter Generation. Über die Zukunft muss sich Hans Nolden ebenfalls keine Sorgen machen.

Eine Enkelin absolviert in einem Bonner Hotel eine Lehre in einem gastronomischen Beruf. "Wer weiß. Vielleicht übernimmt sie später einmal das Lokal", hofft Sabine Nehrkorn insgeheim. Dabei haben die Noldens einen Stammbaum, der Jahrhunderte zurückreicht.

"Wenn einer in der Gegend Nolden heißt, dann ist er sicher weitläufig mit uns verwandt", lacht der 76-Jährige. Echter "Rheinischer Adel" eben. Der Stammbaum der Familie geht zurück bis zu dem 1450 geborenen Nolde von Staffelt und seinen Söhnen Kunibert und Gerhard aus Oedekoven.

Peter Nolden übernimmt von Gottfried Honecker

Zehn Generationen später übernahm Peter Nolden 1904 die Gaststätte in der Magdalenenstraße 33 von Gottfried Honecker. Vor ihm zapften in dem 1846 erbauten Haus die Wirte Josef Brünker, Peter Huth und Jakob Kraemer.

Ab 1933 war dann Peters Sohn Heinrich Nolden der Wirt. Zuvor hatte seine Mutter Franziska das Lokal neun Jahre als Witwe geführt. Während Heinrich Nolden in Kriegsgefangenschaft war, übernahm dann seine Ehefrau Tina die Geschäfte. Nach dem Tod von Tina (1986) und von Heinrich Nolden (1987) führten Tochter Franzi (gestorben 2001) und Sohn Hans das Haus weiter.

Seit 1996 hat nun Tochter Sabine Nehrkorn das Sagen. "Wir hatten bereits 1935 eine eigene Kühlanlage. Bei uns gab es auch im Sommer kaltes Bier", erzählt Hans Nolden nicht ohne Stolz aus der Familiengeschichte.

Dabei hat sich die Kultur der Gastwirtschaft in den letzten Jahrzehnten enorm verändert. "Das ,Glas-Bier-Geschäft' ist so gut wie tot", weiß der Senior nur allzu gut. Während es früher üblich war, dass sich die Männer nach dem Gottesdienst zum Fühschoppen am Tresen trafen, kann man sie heute an zwei Händen abzählen. "Deshalb haben wir uns Ende der 1960er Jahre auf das Essensgeschäft konzentriert."

Vier Sorten Faßbier und mehr als 75 Spirituosen

Spezialitäten der rheinischen Küche sowie saisonale Gerichte oder frische Reibekuchen stehen heute regelmäßig auf der Speisekarte. Neben vier Sorten Faßbier kann der Gast unter mehr als 75 Spirituosen wählen. "Hart arbeiten und am Ball bleiben", mit dieser Devise hat sich das Haus über Generationen hinweg behauptet.

Doch nicht nur Leib und Seele ihrer Gäste liegen den Endenicher Gastronomen am Herzen. Auch der Geist soll nicht zu kurz kommen. Deshalb beteiligte sich das Gasthaus in diesem Jahr mit "les-bon(n)mots" an der Bonner Theaternacht, die Mundartabende "Mir bubbele Bönnsch-Platt" sind längst kein Geheimtipp mehr.

Während sich Hans Nolden bereits auf die Kirmes im Juli und seinen Sauerbraten vom Pferd freut, erinnern sich viele Endenicher noch an das erste Kirmesfest nach Kriegsende. Damals war auch das Haus in der Magdalenenstraße zerstört. Nur das Erdgeschoss stand noch, der Dachstuhl fehlte und in dem ehemaligen Tanzsaal lag meterhoch der Schutt. Doch die Mitglieder des Junggesellenvereins kamen im Sommer 1946 tagelang, um die Trümmer wegzuräumen.

"Aus altem Holz haben wir eine notdürftige Tanzfläche zusammengeschustert", erinnert sich Hans Nolden gerne zurück. Bis zur Kirmeseröffnung war alles fertig. "Noch heute höre ich von vielen Endenichern, dass das der schönste Kirmestanz war", freut sich der Wirt.

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