Saisoneröffnung im Kleinen Theater Bad Godesberg Eine Liebe, die nicht altert

Bonn · Saisoneröffnung im Kleinen Theater Bad Godesberg mit Joe DiPietros melancholischer Komödie "Noch einmal verliebt Oder die letzte Romanze"

 „Noch einmal verliebt“: Szene mit Walter Ullrich, Christine Uhde und ihrem Hund Kiwi.

„Noch einmal verliebt“: Szene mit Walter Ullrich, Christine Uhde und ihrem Hund Kiwi.

Foto: Friedhelm Schulz, Friedrichson-P

Die melancholische kleine Komödie des amerikanischen Autors Joe DiPietro berührte bei der Wiederaufnahme am 12. August erneut. Im Kleinen Theater Bad Godesberg hat Intendant Walter Ullrich das entzückende Stück über die alterslose Liebe 2015 selbst inszeniert und spielt auch den 80-jährigen Witwer, der einer reizenden Dame mit Hündchen charmant-robuste Avancen macht. Ein bejahrter „Italian Lover“, ernüchtert und gewitzt durch Familienglück und -unglück, auf der Suche nach den letzten großen Gefühlen, nachdem es einst mit der Gesangskarriere an der Met nichts geworden ist und er seine wachsende Sippe als kleiner Eisenbahner ernähren musste. Die Rolle der unerbittlich sorgenden italienischen Mama hat längst seine putz- und kochwütige Schwester Rose (herrlich tragikomisch: Ursula Michelis) übernommen.

Und plötzlich trifft der auf seinen einsamen Spaziergängen im Park die bezaubernde Seniorin Carol (hinreißend: Christine Uhde) mit ihrer kläffenden Promenadenmischung Kiwi. Die Erstbesetzung dieser kleinen Rolle ist mittlerweile im Hundehimmel, das neue tierische Ensemblemitglied bestand sein Bühnendebüt bravourös. Der alte Raffaelo, genannt Ralph, kam nach seinem erfolgreichen Vorsingen mit der Arie des Silvio aus „I Pagliacci“ nicht ins erträumte Rampenlicht. Aber Carol hat nach Traviata-Champagner-Seligkeit auf der Parkbank gleich Karten besorgt für eben diese Oper an der Mailänder Scala. Leider hat sie ein trauriges Geheimnis, das die treue Rose lüftet, bevor ihr Bruderherz ins Heimatland der Oper entschwindet.

Das virtuose Schauspielertrio hat die sentimentalen Klippen des Stücks noch mal so blank poliert und mit psychologischem Feinschliff versehen, dass die knapp zwei Stunden (inkl. Pause) wie im Flug vergehen. Herzlicher Applaus!

Letzte Vorstellung am 17. August um 20 Uhr. Kartenreservierungen unter Tel. 0228-362839; Restkarten an der Abendkasse. Währenddessen laufen schon die Proben für die „Kameliendame“, die am 27. August Premiere im Kleinen Theater Bad Godesberg hat. Das Drama von Alexandre Dumas lieferte den Stoff für Verdis Oper „La Traviata“.

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